Lokale Wirtschaft

Von der Kupferschmiede zum Hightech-Betrieb

Die Bachofer GmbH & Co. KG in Weilheim feiert ihr 125-jähriges Bestehen – Zinküberzüge von höchster Qualität

Mit der handwerklichen Herstellung von Wannen, Wärmflaschen und Kochgeschirr machte sich der Kupferschmied Friedrich Bachofer 1888 in Weilheim selbstständig. In ihrer 125-jährigen Geschichte hat sich die Bachofer GmbH & Co. KG zu einem hoch technisierten Unternehmen mit einer ausgeklügelten Logistik entwickelt

Von der Kupferschmiede zum Hightech-Betrieb
Von der Kupferschmiede zum Hightech-Betrieb

Weilheim. Im November 1887 kaufte der „ledige, volljährige und verwaltungsfähige“ Kupferschmied Friedrich Bachofer (1861–1930) im Alter von gerade 26 Jahren ein Anwesen in der Bissinger Straße in Weilheim. Das Glaserhandwerk seines Vaters führte er nicht fort, sondern strebte die Gründung eines eigenen Betriebes an. Nach dem Umbau des Gebäudes machte er sich 1888 selbstständig und stellte vielerlei kupferne Haushalts- und Küchengeräte her: Behälter und Wannen in allen Größen und Ausführungen, auch Wärmflaschen und Kochgeschirr.

Der ausschließlich handwerklich ausgerichtete Betrieb ruhte gezwungenermaßen während des Ersten Weltkriegs, da die für die Herstellung von Produkten für den privaten Bedarf benötigten Buntmetalle nicht verfügbar waren. In den 1920er-Jahren allerdings entwickelte sich der Betrieb in der Weilheimer Innenstadt stetig. Mit der fabrikmäßigen Herstellung von einigen Produkten, hauptsächlich Kupferkesseln und Wasserschiffen für Herde, begab sich die kleine Firma auf Expansionskurs. Die Gebäude in der Bissinger Straße mussten zwischen 1924 und 1930 vier Mal erweitert werden. Drei der vier Söhne von Friedrich Bachofer traten nach und nach in die Firma ein: Karl, Friedrich und Eugen. 1930 beschäftigte die Kupferschmiede trotz räumlicher Enge in der Werkstatt etwa 50 Mitarbeiter. Es war zugleich das Todesjahr des Firmengründers.

Von den drei Brüdern, die nun den Betrieb weiterführten, tat sich besonders Eugen (1903–1957) als geborene Unternehmerpersönlichkeit hervor. Berufsgemäß mit einer eher robusten Statur versehen, war Eugen ein unermüdlicher „Schaffer“, nicht nur im Betrieb, sondern in allerlei gesellschaftlichen Kreisen: Er war Gemeinderat und zeitweise stellvertretender Bürgermeister in Weilheim, dazu Kreistagsabgeordneter und Ausschussmitglied der Kreissparkasse. Seine knappe Freizeit widmete er dem Neidlinger Posaunenchor und der Weilheimer Kirchengemeinde. Seine Frau Helene (1909–2003) setzte sich über viele Jahrzehnte für das Wohlergehen der Belegschaft ein – sie war als Chefin „vom alten Schlag“ jederzeit für die Firma da. Zwei Kinder, Renate und Roland, gingen aus der Ehe hervor. Der Sohn übernahm später die Geschäftsleitung.

Bald wurden die Räumlichkeiten in der Bissinger Straße zu klein für die Vorhaben der Kupferschmiede Bachofer. In zunehmendem Maße fertigte man nicht nur Kupferwaren, sondern Erzeugnisse aus Stahlblech, um einen größeren Markt zu erschließen. Mit einigen Überredungskünsten sowie der Aussicht auf 25 neue Arbeitsplätze, wurde ein städtisches Grundstück im „Tobelwasen“ am Nordrand der Stadt erworben – damals buchstäblich noch die „grüne Wiese“. Hier wurden 1936 die neuen Betriebsgebäude bezogen.

Eine weitere wichtige Weichenstellung erlebte die Firma zwei Jahre später, als zur Erweiterung der Produktpalette eine Feuerverzinkerei am gleichen Standort in Betrieb genommen wurde. Ab 1938 konnten also – mit einem für heutige Verhältnisse kleinen, kohlebeheizten Verzinkungskessel – Eigenprodukte verzinkt werden; der Betrieb nahm aber auch Lohnverzinkungsaufträge an. Sicherlich ahnte niemand, dass diese Technologie für die weitere Entwicklung der Firma derart maßgeblich sein würde. Die Neuerung des Feuerverzinkens im Hause Bachofer fiel mit dem fünfzigjährigen Betriebsjubiläum im Jahr 1938 zusammen. Im gleichen Jahr errichtete Eugen Bachofer eine Stiftung, die den langjährigen Mitarbeitern eine Betriebsrente zusicherte.

Unter dem Markennamen „TECK“ fertigte die Firma weiterhin die bewährten Kupfergegenstände – große Kupferkessel, teils innen verzinnt; die berühmten Wärmflaschen, Wasserschiffe für die damals gebräuchlichen Küchenherde. Dazu kamen Produkte aus feuerverzinktem Stahl: Gießkannen, Eimer und Behälter, Mörtelkästen und -kübel, Malereimer und Gipserkübel, Tragbutten für die Landwirtschaft sowie viele Artikel für den privaten Gebrauch – Badewannen, Töpfe, Mülleimer und vieles mehr. Mit der eingeschränkten Produktion von Küchengeräten und -zubehör konnte der Betrieb auch während des Zweiten Weltkriegs bestehen.

Nach 1945 hatte die Firma zunächst personelle Schwierigkeiten, da einige Mitarbeiter im Krieg starben. Eugen Bachofer war für über ein Jahr in Gefangenschaft, sodass die Familie die Firma aufrechterhalten musste. Zu Beginn der 1950er-Jahre profitierte auch der Weilheimer Betrieb vom Wirtschaftsaufschwung. Der Marktbedarf wuchs stetig, und in der Spitze verzeichnete die nach wie vor handwerklich geprägte Firma 140 Mitarbeiter.

Eugen Bachofer erkannte jedoch die Zeichen der Zeit. Handwerklich gefertigte Haushaltswaren aus Kupfer waren trotz ihrer Vorzüge zu teuer in der Herstellung, zumal immer mehr Alternativen auf den Markt kamen. In der Fertigung der Kupferwaren sah man nun keine Zukunft mehr und erwog sogar, in die Produktion von Kunststoffteilen einzusteigen. Diese Pläne blieben jedoch im Ansatz stecken, da Eugen Bachofer 1957 im Alter von nur 54 Jahren starb. Neben der Tragödie für die Familie bedeutete dies auch einen großen Verlust für die Firma. Sein älterer Bruder Karl und der langjährige Mitarbeiter und Prokurist Karl Scheufele übernahmen die Geschäfte, nach Kräften unterstützt von der unermüdlichen Seniorchefin Helene Bachofer.

Die notwendige Umstellung des Betriebes von der rein handwerklich geprägten Kupferschmiede zum industriell ausgerüsteten Fertigungsbetrieb wurde in vielen einzelnen Schritten realisiert. Die Fertigung von Metallwaren konzentrierte sich, dem Marktbedarf entsprechend, nun fast ausschließlich auf Produkte aus Stahl – zum Teil im eigenen Hause feuerverzinkt – und Edelstahl. Nach wie vor wurden Eigenprodukte hergestellt, weiterhin hauptsächlich für das Bauhandwerk und die Landwirtschaft. Allerdings übernahm Bachofer zunehmend auch Lohnfertigungsaufträge sowohl für die Metallwarenfertigung als auch für die Feuerverzinkerei. Die Konversion zum Lohnfertigungsbetrieb sollte bis in die 70er-Jahre dauern. Allerdings ist der Betrieb selbst mehrere Jahrzehnte nach Aufgabe der Herstellung von Kupferwaren in der Region noch immer als „Kupferschmiede“ bekannt.

Karl Bachofer, Mitinhaber der Firma, starb 1963, dem Jahr des 75-jährigen Bestehens der Firma. Im gleichen Jahr übernahm mit Roland Bachofer, dem Sohn von Eugen und Helene, nun die dritte Generation die Leitung des Betriebes, weiterhin tatkräftig unterstützt von Prokurist Karl Scheufele und der erfahrenen Belegschaft in Verwaltung und Produktion.

Die Folgejahre waren gekennzeichnet von Diversifikation und Expansion. Zusätzliche Gebäude wurden erstellt, weitere Produktbereiche erschlossen. Die Feuerverzinkung von Gitterrosten gehörte viele Jahre zu den zentralen Tätigkeiten; die Herstellung von Behältern und Spezialprodukten für Kommunen sowie die Lebensmittelindustrie nahm ebenfalls einen raschen Aufschwung.

In die 1970er-Jahre fielen zwei große Bauvorhaben. So konnte 1976 eine nach aktuellem Stand der Technik konstruierte Feuerverzinkungsanlage mit einem sieben Meter langen Zinkkessel in Betrieb genommen werden. Diese Anlage mit einem vollständig eingehausten Zinkbad ersetzte die bis dahin betriebene „offene“ Anlage und brachte eine erhebliche Verbesserung in Sachen Arbeits- und Umweltschutz. Bereits zwei Jahre später bezog die „Blechbearbeitung“ eine neue, moderne Fertigungshalle.

Mit einer technischen Besonderheit wartete Bachofer ab den 1960er-Jahren auf. Das Schleuderverzinken von Kleinteilen, insbesondere von Schrauben, gehört zu den selten ausgeführten Spielarten des Feuerverzinkens.

Ebenfalls Ende der 1970er-Jahre übernahm Bachofer eine weitere spezielle Technologie: das „mechanische Verzinken“. Diese US-amerikanische Entwicklung war in Deutschland bislang noch sehr selten im Einsatz. Das patentierte Verfahren eignete sich insbesondere zur Beschichtung von hochfesten Verbindungselementen und Teilen aus Federstahl, da die Beschichtung die Festigkeit dieser Teile nicht beeinträchtigte. Bei diesem Verfahren wird in rotierenden Trommeln Zinkpulver auf die Ware aufgebracht, mithilfe spezieller Prozesschemikalien aktiviert und durch die eingesetzte Bewegungsenergie verfestigt.

1988 durfte das Metall- und Verzinkwerk Bachofer auf sein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Als eines der ältesten Unternehmen in der Region und als verlässlicher Arbeitgeber bekannt, beging Bachofer dies mit einem großen „Tag der offenen Tür“. Auch wenn ein zunehmender Automatisierungsgrad, vor allem in der Blechbearbeitung und in der Kleinteilverzinkung, den früher erheblichen handwerklichen Aufwand reduzierte, konnte Bachofer den Stand von rund 100 Mitarbeitern halten.

Auch nach diesem runden Jubiläum gab es viel zu tun. Nachdem die Landesstraße zwischen Weilheim und Zell einen neuen Verlauf erhielt, bekam Bachofer die Möglichkeit, frei gewordenen Grund zu erwerben und das Grundstück auf rund 33 000 Quadratmeter zu erweitern. 1992 wurde eine neue Kleinteilverzinkungsanlage eingeweiht. Die eingesetzte Technologie entwickelte und realisierte Betriebsleiter Peter Stifel mit ausgewählten Maschinenbaubetrieben. Mit dieser sehr leistungsfähigen Anlage behauptet Bachofer seither die Marktführerschaft im Bereich des Schleuderverzinkens im süddeutschen Raum.

Eine weitere Nische besetzte Bachofer mit der Herstellung von Belüftungselementen, wie sie in den Belebungsbecken von Kläranlagen zum Einsatz kommen. Diese Produkte wurden von einer Bietigheimer Firma vermarktet und stellten viele Jahre lang ein solides Standbein des Unternehmenserfolges dar. Zur Herstellung beschaffte man Spezialmaschinen und richtete einen Ofen zur Aushärtung der starrporösen Belüftungselemente ein. Diese Produkte erfreuten sich dank ihrer Qualität und Haltbarkeit großer Nachfrage und wurden weltweit verkauft.

„Nichts ist beständiger als der Wandel“ – dies gilt auch für einen so traditionsreichen Betrieb wie Bachofer. Mit Dr. Stefan Ittner (* 1964), dem Neffen von Roland Bachofer, ist der traditionsreiche Familienbetrieb nun in der vierten Generation angelangt. Weiterhin gehört er der angestammten Gesellschafterfamilie.

Immer schneller wechseln die Rahmenbedingungen, die der Markt vorgibt. Manch langjährige Kunden und Lieferanten sind durch Betriebsaufgabe oder durch Umstrukturierungen weggefallen, andere kamen hinzu. Den stetig steigenden Qualitätsanforderungen – insbesondere denen der Automobilindustrie – entsprach Bachofer mit einem zertifizierten Qualitäts-Managementsystem, das ständig weiterentwickelt und jährlich vom TÜV auditiert wird.

Seit 1999 führt Bachofer die sogenannte Almac-Beschichtung im Lieferprogramm, eine Entwicklung speziell für Fügeelemente in der Autoindustrie. Was mit den Aluminiumkarosserien bei Audi begann, findet heute auch bei BMW und vielen anderen Herstellern in ganz Europa Verwendung. Mit starken Partnern sowohl auf Kunden- als auch auf Lieferantenseite, erarbeitete sich Bachofer in dieser Nischentechnologie einen festen Platz. Almac-beschichtete Ware stellt heute einen Umsatzanteil von rund zehn Prozent dar.

Das Feuerverzinken von Stahlteilen aller Art bleibt aber der umsatzstärkste Bereich. Auf Wunsch wird die verzinkte Ware in einem weiteren Tauchbad mit einem Klarlack versiegelt, um die silberglänzende Optik frisch verzinkten Materials möglichst lange zu erhalten. Die Kleinteilverzinkung hat sich auch für Kunden weit außerhalb der Region unentbehrlich gemacht. In der Blechbearbeitung wird heute zwar immer noch Wert auf solide Handwerkskunst gelegt. Allerdings erfolgt die Arbeitsvorbereitung heute mittels 3D-CAD-Systemen; hochwertige Stanz-Laser-Systeme und Abkantpressen der Firma Trumpf sorgen für präzise und effiziente Fertigung. Manche Schritte der Weiterverarbeitung allerdings erfordern weiterhin handwerkliches Geschick und viel Erfahrung. Von der Konstruktion über die Programmierung und den Werkzeugbau werden alle Schritte „im Haus“ erledigt; lediglich das Pulverbeschichten oder das galvanische Verzinken von Oberflächen nehmen Partnerbetriebe in der Region vor.

Heute präsentiert sich die Bachofer GmbH & Co. KG als gut situiertes Familienunternehmen, das sich auf seine Traditionen besinnt und gleichermaßen für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerüstet ist. Dabei sind die Aufträge der vielen regionalen Handwerksbetriebe genauso wichtig und geschätzt wie die von Großkunden, die zum Teil mehrmals pro Woche mit Sattelzügen beliefert werden. Ob klassischer Stahlbau, Gerüstbau, Gitterrostbau, Schraubenindustrie, Apparate- und Anlagenbau, Hersteller von Regal- und Kabeltragsystemen, das Schlosserhandwerk oder nicht zuletzt die Automobilzulieferindustrie – alle diese Branchen werden von Bachofer tatkräftig und pünktlich in ihren Aufgaben unterstützt.pm

Von der Kupferschmiede zum Hightech-Betrieb
Von der Kupferschmiede zum Hightech-Betrieb
Seit über 70 Jahren hat die Firma Bachofer im Weilheimer Industriegebiet Tobelwasen ihren Sitz (großes Foto). Neben Geschäftsfüh
Seit über 70 Jahren hat die Firma Bachofer im Weilheimer Industriegebiet Tobelwasen ihren Sitz (großes Foto). Neben Geschäftsführer Dr. Stefan Ittner (Mitte) gehören Frank Weber, Armin Epp, Michael Scheufele und Peter Stifel (von li.) zur Geschäfts- und Betriebsleitung.Fotos: Bachofer