Kirchheim
Weiblich, jung und skeptisch

Pflege Unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Pflegeheimen herrscht teilweise Unsicherheit gegenüber der Corona-Impfung. Das hat häufig auch mit der jeweiligen Lebenssituation zu tun. Von Thomas Zapp

Am Thema Impfen scheiden sich auch mehr als ein Jahr nach Ausbruch des Coronavirus in Deutschland weiterhin die Geis­ter. Den einen geht es mit der Verteilung der Vakzine gegen das Coronavirus nicht schnell genug, die anderen wollen sich den Impfstoff gar nicht erst spritzen lassen. Zur zweiten Gruppe gehören vermehrt Angestellte in Pflegeheimen.

Das bestätigt auch Stefan Wiedemann, Geschäftsführer der acht Seniorenzentren des DRK in Kirchheim, Nürtingen und Göppingen und Chef von rund 500 Angestellten. „Leute, die in Heimen arbeiten, die kriegen mit, wie lange normalerweise die Entwicklung eines Impfstoffs dauert. Sie wundern sich, wie schnell alles gegangen ist“, zeigt er Verständnis für die Bedenken seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aktuell seien in den Einrichtung des DRK rund 50 Prozent des Personals geimpft. Das Angebot gebe es, wenn die Mobilen Impfteams in der jeweiligen Einrichtung im Einsatz sind, um die Bewohner zu impfen.

„Viele haben am Anfang aber noch abgewartet“, weiß er. „Bei uns arbeiten viele junge Frauen, die haben Angst vor Nebenwirkungen, wie etwa die Fruchtbarkeit zu verlieren“, fügt Wiedemann hinzu. Außerdem seien bei ihnen Menschen aus 40 Nationen beschäftigt. „Die verfolgen nicht unbedingt alle die hiesigen Nachrichten“, sagt er. Spätestens im Sommer werden sich aber die meisten impfen lassen, schätzt er. Allerdings aus Notwendigkeit, wenn Reisen an einen entsprechenden Impfschutz gebunden sein sollte.

Tendenz zeigt nach oben

Nach der anfänglichen Skepsis stellt er aber auch fest, dass die Tendenz der Geimpften nach oben geht. Das liegt auch daran, dass die Leute in den Leitungspositionen schon durchgeimpft sind. „Damit die Leute sehen, dass es passt. Obwohl ich in 40 Jahren vielleicht 20 Tage krank war. Die Viren haben bei mir eigentlich keine Chance“, sagt er lachend.

Gezwungen werden kann aber niemand. Darauf verweist auch das Landratsamt Esslingen als zuständige Heimaufsichtsbehörde. Von der Freiheit, „nein“ zu sagen, haben zum Beispiel die Angestellten im Pflegezentrum Kirchheim Gebrauch gemacht. „Bis jetzt haben sich noch keine Mitarbeiterin und kein Mitarbeiter impfen lassen“, sagt die Leiterin der zwei Häuser, Isabell Flaig, und zeigt Verständnis dafür.

Für sich selbst nimmt sie das Recht auch in Anspruch. „Ich persönlich lasse mich nicht impfen, weil ich der Meinung bin, die zur Verfügung stehenden Impfstoffe sind nicht ausreichend getestet, und ich bin der Meinung, dass Impfen nicht vor der Krankheit schützt, sondern lediglich den Verlauf einer Erkrankung mildern soll“, sagt sie. Anschließend betont sie: „Und das ist meine wichtigste Meinung, es soll alles immer freiwillig, ohne Zwang oder Angst gemacht werden.“

Was die Bewohner der Pflegeheime betrifft, kommen die Impfungen entsprechend der Vorräte langsam voran. „In sechs Häusern haben wir die erste Impfung absolviert, in zwei Häusern beginnt die zweite. In vier Wochen sollten wir mit allen Bewohnern durch sein“, sagt Stefan Wiedemann vom DRK. Insgesamt haben Mobile Impfteams des Kreis-Impfzentrums im Kreis rund 2300 Erstimpfungen vorgenommen. Die Zahlen der Zentralen Impfzentren liegen dem Landratsamt noch nicht vor.