Kirchheim

Wenn das Auto baden geht

Hochwasserschutz Mit dem Klimawandel werden Naturkatastrophen häufiger. Viele Menschen sind aber mit den Auswirkungen dieser Naturereignisse überfordert und verhalten sich falsch. Von Daniela Haußmann

Bei der Hochwasserkatastrophe vor wenigen Wochen haben Autofahrer die Gefahren unterschätzt.Foto: Florian Beck
Bei der Hochwasserkatastrophe vor wenigen Wochen haben Autofahrer die Gefahren unterschätzt.Foto: Florian Beck

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und Tiefgaragen - was früher alle Schaltjahre vorkam, ist heute bei Unwettern fast schon Normalität. Doch was tun, wenn das Wasser in kürzester Zeit unaufhaltsam steigt? Falsches Verhalten und ein Unterschätzen der Situation führen immer wieder zu Unfällen mit teils fatalen Folgen. Der THW-Ortsverband Kirchheim rät deshalb, sich grundsätzlich nie selbst in Gefahr zu bringen - auch dann nicht, wenn das Auto baden geht.

Immer wieder versuchen Pkw-Lenker, überflutete Bereiche zu durchfahren, um die Gefahrenzone schleunigst zu verlassen. „Schon bei der Fahrt auf einer ebenen Straße, in der das Wasser gerade einmal fünf Zentimeter hoch steht, ist mit schwebenden Gullydeckeln zu rechnen. Vor einiger Zeit ließ sich das in Hochdorf gut beobachten“, warnt Mario Zirlik, stellvertretender THW-Ortsbeauftragter. Trotzdem gibt es Menschen, die meinen, sich mit ordentlichem Tempo in die Fluten stürzen zu müssen.

Eine schlechte Idee. „Das Fahrzeug erhält Auftrieb und kann von der Strömung mitgezogen werden“, so Mario Zirlik. Außerdem können schon bei geringen Wasserhöhen wegen hoher Fließgeschwindigkeiten nicht nur Personen, sondern auch Gegenstände wie Motorräder oder Trümmer mitgerissen werden. Die sind im schmutzigen Wasser nicht zu sehen. Deshalb kann es beim Durchfahren überfluteter Stellen zu Kollisionen kommen. Im allerschlimmsten Fall ist die Straße unterspült. „Wer durchs trübe Wasser fährt, riskiert also, mehrere Meter in der Tiefe zu versinken, weil die Fahrbahn weg ist“, sagt Zirlik. „Da ist es besser, das Auto stehen zu lassen.“ Fußgängern rät er, sich an sichere, höher gelegene Punkte im Siedlungsgebiet zurückziehen, wenn es hart auf hart kommt. Uferbereiche sind wegen Überspülungs- und Abbruchgefahr zu meiden.

Die unteren Ebenen von Parkhäusern, aber auch Tiefgaragen, wie man sie beispielsweise am Kirchheimer Kraut- und Schweinemarkt findet, können volllaufen. Wer den Wetterbericht verfolgt, kann bei Warnungen das Fahrzeug vorsorglich auf einer Anhöhe oder in einem ungefährdeten Gebiet abstellen. Läuft das Wasser bereits von der Auffahrt ins Parkdeck, sollte man den Bereich verlassen. „Denn in Parkhäusern und Tiefgaragen fließt Strom. Oft gibt es dort Umspannstationen, die 10 000 Volt in Niederspannung transformieren“, klärt Mario Zirlik auf. „Wer keinen elektrischen Schlag erleiden will, sollte sich schleunigst in Sicherheit bringen.“

Durch den Wassereinbruch können zudem so starke Strömungen entstehen, dass selbst Autos von der Parkposition gerissen werden. „Wer sich dort aufhält, droht zu ertrinken“, weiß THW-Ortsbeauftragter Andreas Baumann, der davon abrät, per Lift in tief liegende Parkebenen zu fahren, wenn Grund zu der Annahme besteht, dass sich dort Wasser sammelt. „Ansonsten läuft man auch hier Gefahr, zu ertrinken oder festzusitzen, weil der Strom ausfällt“, klärt der THW-Vertreter auf. Ist der Spuk vorbei, sollte man das Auto nicht in Betrieb setzen, sondern es in die Werkstatt schleppen lassen. Stand es mehr als 25 Zentimeter unter Wasser, kann es laut ADAC zu Schäden an Bremsanlage und Sensoren kommen. Zur Vorsicht rät Baumann auch bei Elektrofahrzeugen: „Der Akku sitzt im Bodenbereich, liegt also schnell im Wasser. Daher bitte den Fachmann rufen.“

Wer in hochwassergefährdeten Gebieten wohnt, kann sich von Bausachverständigen über Schutzmaßnahmen beraten lassen. Wenn Hochwasser droht, ist es laut Andreas Baumann gut, einen größeren Vorrat mit sauberem Trinkwasser anzulegen, zum Beispiel in der Badewanne. Denn im Ernstfall kann die Wasserversorgung länger ausfallen. Hilfreich ist ein vorbereitetes Notfallgepäck, das ärztlich verordnete Medikamente, Erste-Hilfe-Material, Essen und Trinken für mindestens zwei Tage, wichtige persönliche Dokumente, Kleidung, eine Decke und Taschenlampe samt Ersatzbatterien enthält.