Kirchheim

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Adventsschmuck boomt in Coronazeiten. Das schafft Geborgenheit - oder auch nicht. Da gehen die Meinungen auseinander, auch innerhalb der Redaktion.

Christbaumschmuck beim Gerber
Christbaumschmuck

Das Pro für diese These vertritt Redakteurin Irene Strifler:

Endlich! Der große Faltstern im Nachbarhaus leuchtet wieder bis auf die Straße, die ­Schlittendeko von schräg gegenüber ist auch schon im Vorgarten aufgebaut, im eigenen Haus grüßen Strohsterne und Lichterketten mehr denn je zuvor. Der Lockdown ­beschert uns nicht nur Zeit zum Basteln, er lässt uns auch die Zier ausgiebig genießen. Statt von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier zu hecheln, verbringen wir jeden Abend auf dem Sofa und schauen den Adventskranzkerzen beim Abbrennen zu. Da lohnt es sich wahrlich, in ­alten Kisten nach längst vergessenen Dekoartikeln zu suchen und beim Stadtbummel nach ­stylischen Neuerungen Ausschau zu halten. Für all diese tollen ­Dekoideen fehlt leider – Kontaktsperre sei Dank – das Publikum, zumindest im Haus. Doch zum Glück gibt’s Homeoffice: Hinter so manchem Kollegen ragt plötzlich ein Adventskalender in den Bildschirm, an der ­Lampe baumelt ein selbst gebastelter Stern, neben der Maus lungert ein Rentier, Deko allerorten . . .  Wenn nicht jetzt, wann dann?

 

Das Contra zu dieser Meinung vertritt Redakteurin Heike Siegemund:

Es nimmt einem die Luft zum ­Atmen, wenn alles im Haus mit kitschigem ­Weihnachts-Nippes vollgestellt und vollgehängt ist. „Überdosis ­Weihnachtsdeko“, lautet dann die Diagnose. Die vielen Sterne und Engel, Rentiere und ­Weihnachtsmänner, Kugeln und Kerzen ­erdrücken einen regelrecht. Das Auge weiß nicht mehr, wohin.

Außerdem: Das ganze Zeug staubt doch nur ein, was wieder mehr Arbeit im Haushalt ­bedeutet. Dann doch lieber vereinzelten, ausgesuchten Weihnachtsschmuck an wenigen ­Stellen im Wohnzimmer. Das reicht ­völlig aus.

Überhaupt ist der Wettlauf nach dem Motto „Wer hat als ­Erster seine Adventsdeko angebracht?“ doch wahnsinnig anstrengend. Wenn junge ­Mütter schon Anfang November erzählen, dass sie ihr Haus bereits komplett weihnachtlich geschmückt und obendrein sieben Gutslessorten gebacken haben, fragt man sich, warum sie nicht schon im Sommer damit anfangen. Also: Alles zu seiner Zeit, und weniger ist mehr – auch bei der Advents- und Weihnachtsdeko.