Kirchheim

Werke begegnen sich mit Harmonie

Ausstellung „Eine Begegnung“ – unter diesem Motto sind im Kirchheimer Kornhaus noch bis zum 17. Februar die Werke der beiden Künstler Hans-Joachim Hochradl und Tom Leonhardt zu betrachten. Von Kai Bauer

*
*

Sie haben sich vor zwei Jahren am Bodensee kennengelernt und beschlossen, ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zu entwickeln: Tom Leonhardt, der sein Studium an der Kunstakademie Stuttgart als Meisterschüler von Rudolf Schoofs beendete, und Hans-Joachim Hochradl, der an der Kunstschule Nürtingen studiert hat.

Die in der Zwischenzeit entstandenen Gemälde und Zeichnungen, die in der Ausstellung „Begegnung“ des VHS-Kulturrings im ersten Obergeschoss des Kornhauses bis zum 17. Februar zu sehen sind, weisen auf den ersten Blick viele Ähnlichkeiten auf. Dazu tragen unter anderem auch die ähnlichen Formatgrößen und deren Rahmungen bei. Es entstehe aber, so der Kurator der Ausstellung, Florian Stegmaier, in seiner Begrüßung, auch ein fruchtbares und anregendes Wechselerlebnis zwischen den Werkgruppen der beiden Künstler.

Die genauere Betrachtung macht tatsächlich deutlich, wie sich Hochradls Arbeitsweise viel stärker aus dem spontanen und informellen Strich, Leonhardts Malweise hingegen aus der Fläche und der Schichtung von Farbsubstanz entwickelt. Die Kunsthistorikerin Birgit Wiesenhütter stellte fest, dass „die hier versammelten Arbeiten eine harmonische, mühelose und leichte Begegnung eingehen“.

Die künstlerische Komfortzone

Farben sind zu Schichtungen und Formen zu Verdichtungen zusammengeführt. Landschaftliches, Zeichenhaftes und Figürliches wird so in der Schwebe gehalten, dass alle Einzelteile stets auch zu rein informellen Bildelementen kippen können. Die malerischen und zeichnerischen Gesten changieren zwischen flächig und räumlich, zwischen figürlich und abstrakt. Diese Mühelosigkeit und Harmonie führt aber ebenso zu den Aspekten des Projekts, die man kritisch sehen kann. Von Tom Leonhardt stammt zwar das Zitat: „Kunst ist spannend, wenn sie verunsichert“, aber der Betrachter fragt sich, ob die gezeigten Werke diesen Anspruch auch tatsächlich einlösen können.

Von einer tiefer gehenden Verunsicherung der gewohnten Wahrnehmung kann bei dieser Ausstellung keine Rede sein. Alle Bildfindungen meiden zwar zu Recht und in sich stimmig den Abbildungsanspruch, sie scheinen jedoch passend gemacht zu den schon vorher existierenden bildlichen Klischees. Der typische Geruch von Terpentin und Ölfarbe, der dem Besucher beim Eintreten in die Nase kommt, ruft Erinnerungen an die Atmosphäre von Kunstakademien wach. Über Jahrzehnte ist dieser Duft in Verputz und Parkett der ehrwürdigen Gebäude eingedrungen und duftet dort auch heute noch fort, obwohl sich die Ansätze, Arbeitsweisen und Techniken der Kunststudierenden inzwischen stark verändert haben.

Im Kornhaus verbinden sich diese sinnlichen Assoziationen leider mit dem akademischen Niveau des Erwartbaren, das die Ausstellung und den Katalog durchzieht: Hans-Joachim Hochradl und Tom Leonhardt beherrschen ihr Handwerk, bleiben bei ihrem Zuspiel ähnlicher künstlerischer Positionen allerdings immer in der Komfortzone des ungefähren Dazwischen.