Kirchheim

Wie wäre es mal mit einem „Huddle“?

Arbeitswelt Mit den Problemen des Home-Office hat sich die in Kirchheim aufgewachsene Beraterin Luisa Leuze beschäftigt. Hier verrät sie einige Tricks, die das Arbeiten von Zuhause einfacher machen. Von Thomas Zapp

Mit Internet kann sie überall arbeiten: Hier bei ihren Eltern in Kirchheim.Foto: Carsten Riedl
Mit Internet kann sie überall arbeiten: Hier bei ihren Eltern in Kirchheim.Foto: Carsten Riedl

Luisa Leuze arbeitet als Unternehmensberaterin im Bereich „Change-Management“ und begleitet Firmen bei Veränderungsprozessen, ihr Fokus liegt hierbei auf neuen, flexiblen Arbeitsformen. Was sie in Zeiten von Corona Unternehmen konkret empfiehlt, erzählte die gebürtige Kirchheimerin dem Teckboten.

Flexibles Arbeiten ist momentan gefragter denn je. Inwiefern spielt Ihnen die Krise in die Karten?

Luisa Leuze: Durch die andauernde Pandemie müssen Unternehmen umdenken und Führungsstile anpassen. Das Thema „Home-Office“ bekommt auf einmal einen ganz anderen Stellenwert. Wo vor Corona vielleicht 20 Prozent von zu Hause gearbeitet werden durfte, befindet sich momentan meist die gesamte Belegschaft im Home-Office.

Worauf legen Sie bei Ihrer Beratung die Schwerpunkte?

Leuze: Als Wirtschaftspsychologin beschäftige ich mich schon länger mit dem Thema „Zufriedenheit im Home-Office“. Führungskräfte müssen Kontrolle abgeben und ihre Mitarbeiter im Umkehrschluss mehr Verantwortung übernehmen - das ist eine große Umstellung für beide Seiten. Zentral ist hierbei die Kommunikation, um Transparenz im Team herzustellen und Vertrauen zu schaffen. Wir begleiten Unternehmen bei diesen Veränderungsprozessen und unterstützen Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter auf die neuen Gegebenheiten vorbereiten.

Wie handhaben Sie das Thema Home-Office denn in Ihrem eigenen Team?

Wir haben für uns Prinzipien der Zusammenarbeit definiert. Diese „Regeln“ helfen uns dabei unseren Alltag im Team zu organisieren. Außerdem haben wir jeden Morgen ein sogenanntes Daily: In 15 Minuten besprechen wir im Team wie es uns geht, was wir gestern gemacht haben, was wir heute vorhaben, welche Ressourcen wir brauchen und welche Hindernisse wir haben. Gerade bei Teams, deren Mitglieder sich im Home-Office befinden ist es wichtig diese Transparenz und Kontinuität aufrecht zu erhalten.

Birgt das Arbeiten von zu Hause auch Gefahren?

Viele! Vor allem die Selbstdisziplin wird dabei auf die Probe gestellt. Wichtig ist es, einen geregelten Tagesablauf beizubehalten. Eine weitere Gefahr birgt die persönliche Zufriedenheit und Psyche. Gerade während der sozialen Isolierung durch Corona ist es extrem wichtig, genügend Bewegung in den Alltag zu bringen und den persönlichen Kontakt zu Teammitgliedern virtuell beizubehalten. Wir nutzen hierfür sogenannte Geh-Spräche. Meist in Dreiergruppen definieren wir im Voraus ein Thema und gehen gemeinsam spazieren. Der erste Kollege am Telefon erzählt fünf Minuten seine Gedanken zu dem gewählten Thema. Im Anschluss haben die anderen Teammitglieder je drei Minuten Zeit, sich dazu zu äußern. Das ist ein wertvolles Werkzeug, um sich an der frischen Luft zu bewegen und mit Teamkollegen Ideen voranzutreiben.

Was haben Sie für Tipps auf Lager, um damit umzugehen?

Wir machen seit Beginn der Corona-Krise einmal wöchentlich ein virtuelles „Huddle“, das kennt man vom American Football, wenn Mannschaften vor dem Spiel einen Kreis bilden, um das Wir-Gefühl zu stärken. Das machen wir auch, aber eben virtuell. Jeder hat fünf Minuten, in denen die aktuelle Gemütslage für das Team sichtbar gemacht wird. Man leistet damit einen enormen Vertrauensvorschuss, der nicht nur die eigene Persönlichkeit stärkt, sondern auch das gesamte Team. Hierbei geht es rein um das Aussprechen der eigenen Gedanken. Die anderen Teammitglieder hören aufmerksam zu, lassen das Gesprochene wirken, darauf eingegangen wird nicht, außer das Teammitglied fordert die Meinung der anderen aktiv ein.

Welche Maßnahmen könnten Ihrer Meinung nach die Krise überdauern?

Niemand weiß exakt, wie lange die Pandemie noch anhalten und wie sehr die Wirtschaft darunter leiden wird. Vor allem die Beratungs- und Fortbildungsbranche wird sich verändern. Digitale Angebote nehmen rapide zu und neue Formate entstehen. Wir denken jetzt schon viel stärker digital und überlegen, welche Beratungs- und Trainingsleistungen wir auch nach der Krise weiterhin online anbieten können. Jetzt heißt es aber erstmal, zusammenhalten und gestärkt aus der Krise hervorgehen.