Weilheim. Die Lage ist ernst für die Fußballer des TSV Weilheim. So ernst wie noch nie seit dem Aufstieg in die Landesliga 2010. Vor dem schweren Gang zum TSV Buch sitzt den „Roten“ das Abstiegsgespenst fest im Nacken. Und die Statistik macht ihnen wenig Hoffnung. In den letzten acht Jahren mussten drei Viertel aller Mannschaften, die nach dem zehnten Spieltag auf einem Abstiegsplatz standen, am Ende ins Gras beißen.
In Zahlen: Zwischen 2010/11 und 2017/18 gab es in der Staffel 2 insgesamt 35 Absteiger. 26 davon befanden sich schon nach zehn Spielen in der roten Gefahrenzone und haben es im Verlauf der Runde nicht mehr geschafft, sich zu retten. Weilheim war zu diesem Zeitpunkt noch nie dabei und hatte nur in den ersten beiden Landesliga-Jahren Probleme, die Klasse zu halten (10. und 13. Platz). Danach zählte der TSV immer zur „High Society“ (3., 3., 2., 4., 3.) - mit Ausnahme der vergangenen Saison (8. Platz).
Der Spieler-Exodus am Ende hat die Lage total verändert. Die Frischlinge, die jetzt das TSV-Trikot tragen, zeigen vielversprechende Ansätze. Sie sind aber noch nicht routiniert und clever genug, das Niveau eines verheißungsvoll begonnenen Spiels 90 Minuten durchzuziehen. Siehe das letzte Heimspiel gegen Neu-Ulm (1:2). Auch fehlen zwei, drei erfahrene Leitfiguren, die den unerfahrenen Jungen zur Hand gehen könnten.
Gegner Buch hat das Glück, solche Korsettstangen in seinen Reihen zu haben. Routiniers wie Kapitän Dominik Amann oder Manuel Schrapp sind versiert genug, die ebenfalls junge Truppe - zwölf sind 23 und jünger - zu führen. „Die erfahrenen Spieler übernehmen Verantwortung“, sagt Amanns älterer Bruder Steffen, der nach einem Knorpelschaden im Knie seine Karriere beenden musste und nun als Abteilungsleiter, Spielleiter und Pressewart in einer Person Buchs wichtigster Funktionär ist. Von der Obhut der Älteren profitiert einer wie Timo Leitner. Der 19-jährige Vollblutstürmer, der vom FV Illertissen kam, hat schon acht Tore geschossen.
In den Siebzigerjahren war der Verein aus dem 4 000-Seelen-Ort zwischen Ulm und Memmingen in einer ganz anderen Sportart berühmt - als siebenfacher deutscher Meister im Tauziehen. Die Bilder an den Wänden im Sportheim erzählen noch heute von der glorreichen Zeit der starken Männer. Inzwischen sorgen die Schützlinge von Trainer Harry Haug dafür, dass es im Felsenstadion wieder etwas zu feiern gibt. Speziell in den vergangenen beiden Wochen gegen zwei Spitzenteams der Liga. Erst stoppten sie den TSGV Waldstetten (3:3). Es folgte der 4:1-Paukenschlag beim SC Geislingen, und danach war Party mit Gesangseinlagen im Eybacher Tal.
Es mag unwahrscheinlich klingen, aber vielleicht liegt in den jüngsten Bucher Erfolgen eine Chance für den TSV Weilheim. „Das wird für uns eines der schwersten Spiele“, weiß Steffen Amann und ist sich nicht sicher: „Möglich, dass bei dem einen oder anderen ein klitzekleines Gefühl der Überheblichkeit im Hinterkopf steckt.“ Das deckt sich mit den Hoffnungen von Weilheims Fußballchef Paul Schrievers: „Jeder hat sich bisher mehr ausgerechnet, aber wir lassen die Köpfe nicht hängen. Im Fußball ist vieles möglich. Wir werden alles dafür tun, um zu den 25 Prozent zu gehören, die immer die Klasse erhalten.“ Klaus Schlütter