Kirchheim. Karl-Rudolf Traub, Vorstandsvorsitzender der Heinrich-Sanwald-Stiftung, erinnerte an die Anfänge des inzwischen völlig veränderten segensreichen Tuns der „Sanwald-Sterne“. Über 70 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zählt der Besuchsdienst, und der Vorstandsvorsitzende war besonders erfreut darüber, dass sich darunter auch fast 20 Jugendliche befinden.
Was mit Weihnachtsgeschenken für Heimbewohner begann, habe sich zu einem „Erfolgsmodell“ entwickelt, stellte Karl-Rudolf Traub fest und konnte das mit der Nominierung für den Deutschen Engagementpreis auch belegen. Sehr früh war in Kirchheim erkannt worden: Heimbewohner brauchen vor allem geschenkte Zeit, Zuwendung, Aufmerksamkeit und Unterstützung bei lieb gewonnenen Interessen zur Bereicherung des Lebensalltags, und damit zur Verbesserung der Lebensqualität.
In dem Grußwort, das Roland Böhringer in Vertretung von Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker verlas, die kurzfristig ihre Teilnahme hatte absagen müssen, erinnerte der Leiter des Amtes für Familie und Soziales an die jüngst verabschiedete Altenhilfeplanung. Hier zeige sich, dass sich das Kirchheimer Ratsgremium bewusst ist, dass das Thema „älter werdende Gesellschaft“ eine große Zukunftsaufgabe wird.
„Der Gemeinderat zollte der Altenhilfe unserer Stadt große Anerkennung, können wir uns doch auf gute Strukturen, auf eine gute Ausstattung mit Pflegediensten und Einrichtungen verlassen. Was aber genauso wichtig ist: Wir können uns auf die Solidarität unserer Bürgerinnen und Bürger verlassen, ohne deren Engagement in vielfältigster Form eine soziale Stadt nicht denkbar wäre. Zu diesem großartigen sozialen Engagement zählt auch die Sanwald-Stiftung mit dem Besuchsdienst.“
Für Angelika Matt-Heidecker ist die Sanwald-Stiftung „ein Paradebeispiel dafür, welche Wirkung Menschen mit Weitblick und sozialem Einfühlungsvermögen mit ihrem Vermögen erzielen können“. Erfreut darüber, dass der Besuchsdienst der Sanwald-Stiftung in allen zehn Häusern aktiv ist, hatte Angelika Matt-Heidecker angemerkt, dass ihr „keine ähnliche Initiative bekannt sei, die mit einem Besuchsdienst alle Einrichtungen der Stadt erreicht.“
Im Anschluss stellte Roland Böhringer sich und der Festversammlung die Frage, was wohl das Ehepaar Sanwald sagen würde, wenn es heute mit den „Sanwald-Sternen“ gemeinsam einen Blick auf die Entwicklung der Stiftung und des Besuchsdienstes werfen könnte. Neben individuell ausgesuchten und „wirkliche Freude“ bereitenden Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken wurden zunächst auch Feste und Ausflüge finanziert und Musikinstrumente angeschafft. Über die Jahre zogen aber immer mehr Menschen mit steigendem Versorgungs- und Pflegebedarf in die Heime ein. Mit der sich verstärkenden Bindung ans Haus nahm die Möglichkeit der Teilhabe an Angeboten des öffentlichen Lebens stark ab, und es wurde immer wichtiger, Kontakte nach draußen zu erhalten, um einer drohenden Vereinsamung entgegen zu wirken.
In dem damals von Roland Böhringer und Schwester Maria Herzog geführten Fickerstift war es schon immer erwünscht, dass Besucher ein- und ausgehen. Seine Anregung zur Einrichtung eines Besuchsdienstes im September 1986 traf bei Stiftungsvorstand und Heimleitungen aber zunächst auf große Skepsis, denn die Öffnung der Heime war Neuland und der organisierte Einsatz von Fremden in den Heimen ein mutiger Versuch.
Nachdem sich der Vorstand der Sanwald-Stiftung von den Vorteilen eines Besuchsdienstes und vor allem auch davon überzeugen ließ, dass „es durchaus im Sinne des Stifterwillens ist, sich hier zu engagieren“, begann die Suche nach einer geeigneten Fachkraft. Am 1. Juli 1987 nahm Hannelore Breitkreuz ihre Arbeit als erste Leiterin des Besuchsdienstes auf. Nach knapp einem Jahr übernahm Irmela Schmid-Wiedemann für zweieinhalb Jahre die Verantwortung, und Heidemarie Bauer war anschließend für vierzehn Jahre an dieser Stelle.
Roland Böhringer ist sich bewusst, dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Heimleitungen im Interesse der Bewohner ein Spagat ist, der auch heute noch viel „Sportlichkeit“ verlangt und wünschte Anne-Katrin Stuth daher auch weiterhin viel Erfolg in dieser von Wandel und Veränderung bestimmten Tätigkeit. Er bestätigte allen engagierten Helferinnen und Helfern, dass der sehr gut und mit kreativen Ideen geleitete Besuchsdienst zum Kernstück der Stiftungsaktivitäten geworden ist und zeigte sich im Blick auf seine Ausgangsfrage überzeugt davon, dass das auch ganz im Sinne des Ehepaars Sanwald ist. Mit den „Sanwald-Sternen“ engagieren sich „Menschen, die Zeit und die Bereitschaft zu sozialem Engagement mitbringen, das unmittelbar, unverfälscht und ungeschmälert den Menschen in den Heimen zugutekommt.“
Als kleine Anerkennung ihres großartigen Einsatzes wurde ihnen ein Abend geschenkt, der von „Ladys Melody“ aus Neidlingen, der Showgruppe „rhythmische Sportgymnastik“ aus Ötlingen und den Zauberjongleuren Mikado und Domino zauberhaft gestaltet wurde und mit Musik von „Sanwald-Stern“ DJ Klaus harmonisch ausklang.