Kirchheim. Verglichen mit dem Hangrutsch bei Mössingen, in dessen Folge eine Siedlung evakuiert werden musste, nimmt sich die Senkung der Neuen Plochinger Steige in Kirchheim harmlos aus. Ein Ärgernis ist es trotzdem. Zurzeit gilt eine Ampelregung für Autofahrer, die aber soll so schnell als möglich zu Ende sein.
Die alte Trasse ist wieder gefragt. Diese Woche wurden Bodenproben genommen, um bessere Klarheit über den Untergrund zu bekommen. Wie schon im Dezember 2010 muss hangnah wieder eine zweite Spur asphaltiert werden, damit der Verkehr in beiden Richtungen fließen kann. Wenn alles nach Plan läuft, kann mit den Arbeiten Anfang Juli begonnen werden, was jedoch eine mehrwöchige Vollsperrung zur Folge haben wird. Die Zeit drängt, denn die Plochinger Steige ist auch als Umleitungsstrecke für die B 313, die in den Sommerferien zwischen Plochingen und Nürtingen saniert wird, ausgewiesen.
Wer die Strecke zwischen Kirchheim und Wernau regelmäßig fährt, dem kommt unweigerlich der Gedanke in den Sinn: Nicht schon wieder. Im Jahr 2008 wurde für knapp 3 Millionen Euro die 1,5 Kilometer lange Strecke in rund neun Monaten generalsaniert und im Dezember offiziell eingeweiht. Bereits im Dezember 2010 gab es die ersten Probleme mit Setzungen auf der Straße, und zwar an dem Teilstück, das neu modelliert wurde, um die enge Kurve zu entschärfen. Die Folge: Die alte Trasse wurde erstmals reaktiviert. Im Frühsommer begannen die Sanierungsarbeiten und im Juli 2011 war die neue Strecke wieder freigegeben.
Jetzt also wieder das gleiche Spielchen an genau derselben Stelle. Die Straße senkte sich nach dem langen Winter immer mehr, was zunächst Geschwindigkeitsbegrenzungen für die Autofahrer nach sich zog. Doch wegen der extremen Niederschläge in den vergangenen Monaten geriet der Hang immer mehr in Bewegung, sodass der Verkehr aus Sicherheitsgründen einspurig auf der alten Trasse geführt werden muss.
Nun geht es an die Ursachenforschung. Notwendig dafür sind geologische Langzeitbeobachtungen beziehungsweise -untersuchungen. Seit dem Bau der Neuen Plochinger Steige – im Juni 1853 war die Eröffnung – gibt es Ärger mit der Entwässerung. Damals wurden Stützmauern gebaut, um Sickerdolen anlegen zu können. Das Hangwasser macht auch heute noch Probleme. Bodenproben sollten das Risiko für die neue Trasse minimieren. Eine wasserführende Schicht wurde auch gefunden und entsprechend gefasst. Doch ein solcher Eingriff in den Hang kann auch für neue unterirdische Wasserführungen sorgen, was die Planung für die Ingenieure schwierig macht. „Die talseitige Hangschulter an der Plochinger Steige neigt auf Höhe des Parkplatzes trotz aufwendiger Tiefengründung mittels sogenannter Schotterstützscheiben weiterhin zum Kriechen“, so die Straßenbauer.
„Wir sind ein Stück weit ratlos“, sagt Dr. Clemens Homoth-Kuhs, Pressesprecher beim Regierungspräsidium Stuttgart (RP). Da es sich bei der Plochinger Steige um eine Landesstraße handelt, ist das RP für Planung und Sanierung zuständig. Wie die Verkehrsführung langfristig aussieht, darüber möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt niemand festlegen – auch nicht, ob auf dem mit Schotterstützscheiben gebauten Teilstück jemals wieder ein Auto fährt.