Bad Urach. Ihre beiden Räume in einem großen alten Fachwerkgebäude am Bad Uracher Marktplatz sind noch nicht vollständig eingerichtet. Das Telefonkabel wurde erst jüngst verlegt. Doch Maria Schropp, 25, ist hoch motiviert und voller Elan. „Diese Begeisterung braucht man auch, denn die enorme Größe des Schwäbischen Streuobstparadieses und die Vielzahl der Akteure und Emotionen, die da mit hereinspielen, ist eine besondere Herausforderung für mich.“
In der Tat wird die ausgebildete Streuobstpädagogin viel unterwegs sein, denn das Vereinsgebiet reicht vom Landkreis Göppingen über die Kreise Esslingen, Böblingen, Reutlingen, Tübingen bis zum Zollernalbkreis. Da sind ihr gute Kontakte zu allen Mitgliedern und Netzwerke besonders wichtig.
Vor allem die Skeptiker unter den Streuobstbauern und Wiesenbewirtschaftern, die noch nicht so recht an den paradiesischen Gewinn glauben, will Maria Schropp überzeugen. Denn die engagierten Mitglieder der vielen Obst- und Gartenbauvereine, die Obstbaubetriebe und Nebenerwerbsobstbauern am Albtrauf bilden für Maria Schropp „die Basis des Projekts“. „Toll, dass so viele von ihnen beim Streuobstparadies mitmachen.“
Das Manko ist ihr bewusst. „Auf den Wiesen fehlt nicht nur eine ganze Generation an jungen Bäumen. Es fehlt ebenso der Nachwuchs bei den Bewirtschaftern“ – diejenigen, die künftig auf der Leiter stehen mit der Rebschere oder Astsäge in der Hand und die Streuobstwiesen pflegen. Junge Menschen auf jungen Bäumen. Deshalb will sie Anreize schaffen und an verschiedenen Stellen ansetzen. „Zielgruppenspezifische Angebote“ lautet ein Stichwort. Zum Beispiel Schnittkurse speziell für Frauen. Die junge Geschäftsführerin hat viele Ideen, will Schulen und Firmen ansprechen, um für die Pflege von Streuobstwiesen zu begeistern. „Bewirtschaften kann Spaß machen und man bleibt fit.“
Noch besser sei‘s natürlich, wenn auch für das Portemonnaie der Erzeuger etwas herausspringt. Doch das geht nicht ohne den Verbraucher, weiß Maria Schropp. „Wir brauchen eine Qualitätsoffensive für unsere Produkte“, sagt sie. Deshalb will sie Kriterien festlegen für qualitativ hochwertige Streuobst-Erzeugnisse aus der Region. Den Kunden aber dazu zu motivieren, regionale Premiumprodukte zu kaufen, erfordert Ausdauer und Geduld, das ist der Geschäftsführerin klar.
Neben Bewusstseinsbildung und Marketing denkt sie aber auch an ganz praktische Dinge, die das Leben der Wieslesbesitzer vereinfachen könnten, wie die Organisation eines Beweidungsservices, wenn die Frage „Wohin mit dem Gras?“ nicht zufriedenstellend beantwortet werden kann. Oder eine Verleihstation für Maschinen. Oder Sammelstellen für das Schnittgut und Gemeinschaftsschuppen für Balkenmäher und andere Geräte. „Wir müssen den Bewirtschaftern draußen entgegenkommen“, ist Maria Schropp überzeugt. Dass einige Projekte diesbezüglich zur Gratwanderung zwischen den Interessen des Naturschutzes und der Streuobstbewirtschafter werden könnten, ist ihr bewusst. Auch, dass es immer wieder gelte, Kompromisse zu finden.
Dennoch blickt die Geschäftsführerin voller Optimismus in die Zukunft des noch jungen Vereins. „Der Zusammenschluss zum Schwäbischen Streuobstparadies macht vieles leichter. Der Verein ist schlagkräftig und hat die notwendige politische Unterstützung.“ Dass es richtig war, ihn zu gründen, zeige das große Interesse an ihm.