Weilheim. Das Auslaufen der Stromkonzessionsverträge zum 31. Dezember dieses Jahres hatte der Ortschaftsrat Hepsisau genutzt, um auf das Problem überdurchschnittlicher Stromausfälle aufmerksam zu machen. Wie Bürgermeister Johannes Züfle im Weilheimer Gemeinderat nun mitteilte, ist der vom Albwerk mit Strom versorgte Zipfelbachort jährlich durchschnittlich 48 Minuten ohne Strom. „Das liegt daran, dass bei Sturm und Schnee mitunter Bäume auf die Freileitungen fallen“, erklärte der Verwaltungschef. Demgegenüber lägen Stromausfallszeiten im Gesamtnetz des Albwerks ebenso wie bei der EnBW, die auch Weilheim mit Strom versorgt, durchschnittlich bei unter 20 Minuten. „Der Unterschied hört sich lapidar an“, sagte Hepsisaus Ortsvorsteher Hartmut Hummel. „Der Wert ist aber ein Schnitt im Fünf-Jahres-Zeitraum. Er kam zustande, weil der Strom teilweise über drei- bis dreieinhalb Stunden ausgefallen ist.“
Der Gemeinderat schloss sich der Empfehlung des Ortschaftsrates an. Er entschied einstimmig, die Stromnetze von Weilheim und Hepsisau zusammenzulegen und eine gemeinsame Konzession zu vergeben. Den Zuschlag dafür bekam die EnBW, weil sie in einem acht Punkte umfassenden Katalog am besten abgeschnitten hatte. Dazu wurden Kriterien wie Zahl der Mitarbeiter, Effizienz, Beitrag zum Umweltschutz und Eigentümerstruktur des Unternehmens abgeklopft. Unterm Strich hatte die EnBW unter drei Bewerbern die Nase vorn. „Das Albwerk sah es überdies nicht als wirtschaftlich an, ein Erdkabel von Weilheim nach Hepsisau zu ziehen“, betonte Züfle. Demgegenüber habe die EnBW trotz geschätzter Kosten von 800 000 Euro eine galvanische Anbindung zugesagt. Vorteile sah er auch darin, künftig in Sachen Stromnetz nur noch einen Ansprechpartner zu haben.
Die Alternative, das Netz für mehrere Millionen selbst zu kaufen, hatte die Weilheimer Verwaltung indes nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. „Uns fehlt dafür jegliches Know-how“, so ein Argument Züfles.
Der Vertrag mit der EnBW wird eine Laufzeit von 20 Jahren haben. Allerdings soll er nach dem Willen der Stadt Weilheim zwei Ausstiegsklauseln enthalten: Eine für das sogenannte Modell des Neckar-Elektrizitätsverbands (NEV), bei dessen Zustandekommen viele Kommunen als Zusammenschluss ein großes Netz kaufen und mit der EnBW betreiben. Zudem könnte die Stadt im Jahr 2019 aussteigen mit der Option, das Netz doch selbst zu kaufen und eine eigenständige Lösung zu verfolgen. Der neue Stromkonzessionsvertrag läuft vom 1. Januar 2013 an.