Eltern und Lehrer gegen Sparpläne
Sturm der Entrüstung

Die geplante Schließung der Jugendkunstschule Nürtingen hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Sparpläne des Gemeinderats stoßen bei der Schulleitung, beim Lehrerkollegium und bei Eltern der Musik- und Jugendkunstschule auf massiven Widerstand. Für nächsten Samstag ist eine Protestaktion vor der Nürtinger Stadthalle geplant.

Nürtingen. Auf einer Klausurtagung hatte sich der Nürtinger Gemeinderat mit einem Gutachten zur Haushaltslage beschäftigt. Auf dem Prüfstand standen insbesondere die Freiwilligkeitsleistungen. Bei der Musikschule hat sich der Zuschussbedarf seit 2009 von 614 000 auf 775 000 Euro erhöht. Deshalb will man den Zuschuss 2013 auf 700 000 Euro begrenzen und für 2014 soll Musikschulleiter Hans-Peter Bader Vorschläge erarbeiten, wie er dauerhaft mit 650 000 Euro auskommen kann. Außerdem wurde dem Gemeinderat empfohlen, die Jugendkunstschule aufzulösen. Damit könnte die Stadt den Zuschuss in Höhe von 121 000 Euro einsparen.

Eltern machen nun in Leserbriefen ihrem Entsetzen Luft. Die Schulleitung und das Kollegium der Musik- und Jugendkunstschule hat in einem Infoblatt an Eltern, Freunde und Partner der Musikschule dargelegt, welche Konsequenzen die Sparmaßnahmen hätten. Sollte der Zuschuss bei der Musikschule um 16 Prozent gesenkt werden, sieht sich die Musikschule mittelfristig ebenfalls in ihrer Existenz gefährdet. An mehreren Schulen würde eine vertiefende künstlerische Ausbildung gefährdet, auch die Zirkusschule und die Theaterarbeit, die auf körperliche Geschicklichkeit und soziale Kompetenzen ausgerichtet seien, würden wegfallen. Im Fachbereich Elementare Musikerziehung wären Kooperationen mit Kindergärten und Grundschulen gefährdet.

Befürchtet wird auch der Verlust der Orchester-, Ensemble- und Chorarbeit. „Wenn die Musikschule keine Ensembles mehr anbieten kann, finden auch keine Konzerte mehr statt“, heißt es in dem Infobrief.

Die von Oberbürgermeister Otmar Heirich ins Gespräch gebrachte Umstrukturierung von Einzel- auf Gruppenunterricht beeinträchtige die Unterrichtsqualität ganz entscheidend. Der Verlust der Ausbildungsqualität im instrumentalen und vokalen Bereich werde insbesondere Auswirkungen auf das Musikprofil am Hölderlin-Gymnasium haben.

Bader, der langjährige Leiter der Musik- und Jugendkunstschule, wurde Anfang Februar von den beabsichtigten Sparbeschlüsse überrascht. Er habe auf der Klausurtagung dargelegt, „wo man sparen könnte, ohne Strukturen zu zerstören“. Den steigenden Zuschussbedarf erklärt Bader auch mit Tariferhöhungen.

Gespalten zeigt sich Kulturbürgermeisterin Claudia Grau. Einerseits müsse man verhindern, dass Nürtingen in die Schuldenfalle gerate, andererseits könne sie auch die Emotionen verstehen. Bei der Spardiskussion könne man aber die Kultur nicht ausnehmen. Grau will in den nächsten Tagen mit der Musikschulleitung und dem Lehrerkollegium Gespräche führen und aufzeigen, dass es zu keinen Entlassungen kommen werde. Man müsse aber auch darüber nachden­ken, wie sinnvolle Kürzungen bei der Musik- und Jugendkunstschule möglich seien. Eine Rückführung des Zuschussbedarfs im Jahr 2013 auf 700 000 Euro hält sie für realistisch.