KSK-Vorstandsmitglied Burkhard Wittmacher sieht die Wirtschaft im Aufschwung
„Talsohle ist durchschritten“

Die Führungsriege der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ist wieder komplett: Neu im vierköpfigen Vorstands-Team ist Burkhard Wittmacher. Der Diplom-Volkswirt ist für die Unternehmenskunden zuständig und betreut die Bereiche Auslandskundengeschäft und Eigenanlagen.

Kreis Esslingen. Seit zwei Monaten ist Burkhard Wittmacher im Amt und hat sich inzwischen einen recht guten Überblick über sein neues Tätigkeitsfeld verschafft. Was dem 44-jährigen Finanzexperten nicht allzu schwer fiel. Schließlich war er zuvor fünf Jahre lang Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und ist deshalb mit den Sparkassenstrukturen bestens vertraut. Und auch der Kreis Esslingen ist für ihn ein Heimspiel: Wittmacher ist in Wolfschlugen aufgewachsen, hat in Nürtingen die Schule besucht und später einige Jahre für die baden-württembergische Landesbank das Unternehmenskundenzentrum auf den Fildern geleitet.

Im jetzt wieder vollständigen Vierervorstand der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen zeichnet Wittmacher als Nachfolger von Bernd Georges, der vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand gegangen war, für den wichtigen Bereich „Unternehmenskundengeschäft“ verantwortlich. 10 000 Geschäftskunden und 3 000 Firmenkunden (Betriebe mit einem Jahresumsatz von über 2,5 Millionen Euro) betreut die Sparkasse und ist damit Marktführer im Kreis Esslingen. In den vergangenen Wochen konnte sich der Volkswirt einen Überblick über die Situation der Unternehmen verschaffen. Sein erster Eindruck stimmt ihn zuversichtlich: „Die Wirtschaft befindet sich in einem robusten Aufschwung“, sagt Wittmacher, und mittlerweile habe die Erholung auch die gerade für den Kreis Esslingen so wichtigen Bereiche wie Maschinenbau und Automobilwirtschaft erfasst. „Viele Betriebe sind schon wieder auf dem Niveau wie vor der Krise, einzelne sogar darüber.“ Für ihn ein klares Zeichen, dass die Krise nachhaltig überwunden ist. „Die Talsohle ist durchschritten.“ Auch die Kreissparkasse bekommt den Aufschwung zu spüren: Die Kreditnachfrage ist deutlich angestiegen. 2010 wurden zwei Prozent oder 67 Millionen Euro mehr an Unternehmenskrediten vergeben, insgesamt waren es 2,2 Milliarden Euro. „Etliche Unternehmen denken im Moment durchaus auch über Kapazitätserweiterungen nach“, sagt
Burkhard Wittmacher.

Getragen wird die konjunkturelle Erholung zu wesentlichen Teilen vom Export. Daher ist das Auslandsgeschäft für die vielen exportorientierten Firmen von großer Bedeutung. „Wir haben darauf reagiert und diesen Bereich deutlich ausgebaut“, betont Wittmacher. Inzwischen kümmern sich vier Kundenberater ausschließlich um die Geschäftsbeziehungen der KSK-Kunden mit ausländischen Partnern. Immens angestiegen sei das Geschäft mit China, berichtet der neue Mann in der Führungsriege der Sparkasse, aber auch Indien, der Nahe Osten, der Dollarraum oder Südamerika seien wichtige Exportregionen für die Firmen im Kreis.

Keinerlei Verständnis hat Wittmacher für Ökonomen, die der gemeinsamen Währung angesichts der Eurokrise keine große Zukunft geben: „Aus meiner Sicht gibt es keine Alternative zum Euro.“ Die Gemeinschaftswährung sei für Europa eine Riesenchance und insbesondere Deutschland habe vom Euro schon immens profitiert. Natürlich müssten jetzt Lösungen für die Sorgenkinder Griechenland, Irland und Portugal gefunden werden. Leise Zweifel hat Wittmacher in diesem Zusammenhang vor allem bei Griechenland – „die bisherigen Ansätze können noch nicht voll überzeugen.“ Zur Überwindung der Krise fordert der Volkswirt eine koordinierte europäische Wirtschaftspolitik mit einheitlichen Regelungen, an die sich dann auch alle zu halten haben.

Diese Disziplin erwartet Wittmacher auch von der Finanzbranche, damit sie wirklich nachhaltig ihre Lehren aus der Krise zieht. „Das Ansehen der Branche hat natürlich erheblich gelitten“, weiß er, „aber die Kunden wissen sehr wohl zu differenzieren.“ Bei den Sparkassen, so Wittmacher, sei es auch vor der Finanzmarktkrise nie darum gegangen, irgendein Produkt zu verkaufen. „Unser Ziel ist und war es immer, die individuellen Wünsche unserer Kunden zu befriedigen und je nach Anlagenziel und Risikobereitschaft verschiedene Lösungsmöglichkeiten anzubieten.“ Für die Sparkassen seien deshalb die teilweise mit einem enormen Verwaltungsaufwand verbundenen Regelungen zum Verbraucherschutz schon ein Ärgernis. „Aber auch für die Kunden ist dies nicht transparent und nicht wenige reagieren deshalb mit Unverständnis.“

In seiner Freizeit widmet sich
Burkhard Wittmacher seiner Familie, liest gern und erholt sich beim Sport von den beruflichen Strapazen. Neben Golf und Skifahren steht vor allem Laufen bei ihm hoch im Kurs. Der 44-Jährige hat schon einige Halbmarathon-Läufe absolviert.