Kirchheim.„Seit Januar gab es bereits 77 Handtaschendiebstähle, bei denen Gegenstände und Bargeld im Wert von ungefähr 120 000 Euro erbeutet wurden“, sagt Paul Mejzlik, Kriminalhauptkommissar und zuständig für Kriminalprävention bei der Polizeidirektion Esslingen. Grund genug, Präventionsarbeit direkt vor Ort zu leisten. Mit seinen beiden Kolleginnen, Kommissarin Swantje Herzig und Hauptmeisterin Carmen-Charlotte Köhler, besuchte er Supermärkte in Kirchheim, um die Kunden auf die Problematik aufmerksam zu machen.
„Aldi, Lidl, Rewe und Penny. Fast alle großen Supermärkte sind betroffen“, betont Paul Mejzlik. Deshalb wird nicht nur in einem, sondern in möglichst vielen Einkaufsmärkten aufgeklärt. Die Aktion läuft seit mehreren Wochen. Bisher wurden unter anderem Märkte in Esslingen, Nürtingen und Wendlingen besucht. Die genaue Struktur der Bande ist jedoch noch unklar. Nicht nur im Kreis kommt es derzeit vermehrt zu Handtaschendiebstählen. Deshalb wird auch in Kooperation mit anderen Bundesländern über Landesgrenzen hinweg ermittelt.
„Die Täter gehen meistens in Gruppen vor, wobei es überwiegend junge Frauen sind“. Das hätten Videoaufnahmen ergeben. Es wird vermutet, dass es sich um eine Gruppe nicht Einheimischer handelt, die bei Freunden in der Region unterkommt. „Mindestens zu dritt, meistens sogar zu viert gehen die Täter vor. Die Kunden werden entweder direkt angesprochen und um Hilfe gebeten, angerempelt oder anderweitig abgelenkt“, erläutert Mejzlik das Vorgehen. Einer stehe Schmiere, ein anderer lenke ab und noch ein weiterer begehe den Diebstahl. „Ein weiterer Trick: Das Klopapier wird „aus Versehen“ in den falschen Wagen gelegt, um unbemerkt den darunterliegenden Geldbeutel klauen zu können“, so Mejzlik. „Der geklaute Geldbeutel wird schließlich einem Mittäter im Vorbeigehen zugesteckt, damit jeglicher Verdacht sofort zerstreut wird“, geht Carmen-Charlotte Köhler auf die Masche der Diebe ein.
„Meine Frau ist vor Kurzem beim Einkaufen beklaut worden. Das Schlimme ist nicht das gestohlene Bargeld, sondern die Ausweise und Karten“, berichtet ein Kunde. Dem schließt sich eine weitere Kundin an, die selbst Opfer eines Diebstahls wurde. Die Polizei trifft auffällig viele, die Opfer von Taschendieben sind oder Betroffene kennen.
Die Marktleiter sind informiert, um Vorkehrungen treffen zu können. Viele Kunden reagieren positiv auf die Aktion der Polizei. „Toll, dass die Polizei sich die Zeit nimmt, um vor Ort Kunden auf das Problem aufmerksam zu machen“, sagt eine Kundin. Sie hat die Absicht, den Freundeskreis schnellstens zu informieren. Durch ein Informationsblatt mit dem Titel „Schlauer gegen Klauer“, will die Polizei Tipps und Tricks gegen Taschendiebe mit auf den Weg geben. Damit möchte sie dafür sorgen, dass auch diejenigen erreicht werden, die nicht während des Aktionszeitraums angetroffen wurden. „Diebstahl macht mich sauer. Ich werde meiner Tochter ein Infoblatt vorbeibringen und meinen Bekanntenkreis darauf aufmerksam machen“, sagt eine Kundin.