Beim Aktionstag „Kirchheim bewegt sich“ konnte man unterschiedliche Sportarten ausprobieren
Teilnehmer trotzen dem Regen

Etwa 100 Anmeldungen hatte es vorab zum Aktionstag „Kirchheim bewegt sich“ von AOK und Intersport Räpple gegeben. Angesichts des strömenden Regens am Samstagvormittag überlegte es sich der eine oder andere aber wohl zweimal, ob er tatsächlich an den Waldfriedhof kommen sollte, um eines der zahlreichen Bewegungsangebote wahrzunehmen.

Kirchheim. Knapp 30 regenresistente Teilnehmer standen bereit, als Mareike Doster, Vertreterin der AOK Neckar-Fils, und der Kirchheimer Filialleiter von Intersport Räpple, Axel Stephan, den Aktionstag eröffneten. Ging es bei den bisherigen Kirchheimer Bewegungstagen ausschließlich um Walking, so hatten die Veranstalter – auch in Hinblick auf eine größere Zielgruppe – ihr Angebot dieses Mal breiter gefächert: So gab es Einsteigerkurse zu unterschiedlichen Laufsportarten, einen Körperstabilitätscheck, die Trainingsform „Togu Brasil“, eine dreieinhalbstündige, geführte Waldwanderung, eine GPS-Schatzsuche und Nordic Walking mit Biathlon. Bei Letzterem waren neben der Ausdauer Konzentration am lasergestützten Schießstand und ein ruhiger Puls gefragt.

Zu Beginn des Jahrtausends, nachdem die US-Regierung GPS-Ortung mit einer Genauigkeit von etwa zehn Metern auch für zivile Zwecke freigegeben hatte, verbreitete sich rund um den Globus der Trend, die Koordinaten kleiner, in wetterfesten Behältern versteckter „Schätze“ im Internet zu veröffentlichen und von Eingeweihten suchen zu lassen. Eine Art Schnitzeljagd 2.0 also – bekannt als Geocaching. „Ihr würdet euch wundern, wenn ihr wüsstet, wo überall um uns herum teils mitten in den Städten ,Caches‘ versteckt sind“, sagte der ehemalige Bundesligafußballer Oliver Otto zur Begrüßung seiner ersten Gruppe am Samstag. Im vergangenen Jahr hatte er in Wernau einen „Geokoordinations-Park“ eröffnet, das weltweit erste Angebot dieser Art. Als Geocaching-Experte führte er am Samstag Gruppen durch den Wald, denen Nordic Walking zu sportlich und Wandern zu langweilig war.

Entlang der Waldwege führt die Teilnehmer – ganz wie beim Navigationsgerät im Auto – ein Pfeil in Richtung der Verstecke. Über ein Onlineportal lassen sich die Ziele und ihre Koordinaten, oft hinter kleinen Rätseln versteckt, nach Gesichtspunkten wie Streckenlänge, Höhenunterschied und Geländeanforderungen auswählen. Touren passt man also in der Planung an die Fähigkeiten und Interessen der Teilnehmer an.

Den „Schatz“ für „Kirchheim bewegt sich“ hatte Oliver Otto selbst versteckt. Als die ersten GPS-Geräte die Zielankunft meldeten, meinten andere, noch 20 Meter davon entfernt zu sein. Der Suchradius wird also nicht kleiner. Die Aussicht, bei zunehmendem Regen irgendwo im matschigen Unterholz eine gut getarnte Dose mit knapp 15 Zentimetern Durchmesser zu suchen, schockierte niemanden mehr. Nass und klamm war man sowieso schon.

Unter einer Gras- und Moosschicht fand die 78-jährige Annemarie Göckelmann schließlich den Behälter. „Unsere Generation müsste sich wahrscheinlich zuerst mal in Ruhe einen Tag mit dem Gerät aufs Sofa setzen, um das Prinzip zu verstehen“, sagte die Dame, die am Samstag zum ersten Mal auf GPS-Schatzsuche war. „Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man Jüngere damit begeistern kann, raus in die Natur zu gehen.“

Die Finder des Verstecks trugen sich dann traditionell vor Ort in das sogenannte „Logbuch“ ein. Bei Oliver Otto, der seit Beginn des Jahres als Leiter für Bildung und Erziehung beim VfB Stuttgart arbeitet, war außerdem noch die Anleitung für ein Gruppenspiel versteckt. Für ihn ist klar, was viele Menschen am Geocaching reizt: „Die Kombination macht‘s – Kombination aus Bewegung an der Luft und Aufgaben für Kopf und Körper.“