Wernau. Es liegen bereits eine ganze Reihe von Zahlen zur Verkehrs- und Lärmsituation in Wernau vor, unter anderem aus dem Lärmaktionsplan und aus einem neuen Gutachten. Über die Aussagekraft lässt sich streiten: So ist der Lkw-Durchgangsverkehr in Wernau deshalb recht gering, weil Kirchheim, Wendlingen, Notzingen und Hochdorf als innerörtliche Ziele gelten. Denn das Landratsamt fordert eine gemeinsame Betrachtung der fünf Nachbarkommunen, die ein Dreieck zwischen B 10, B 313 und A 8 bilden, weil sich sonst der Schwerlastverkehr lediglich zwischen ihnen verschieben könnte.
Die Lärmwerte für die Wernauer Ortsdurchfahrt zeigen eine deutliche Belastung an. An 15 Gebäuden wird tagsüber der Grenzwert um mehr als drei Dezibel überschritten, an 64 Gebäuden der nächtliche Grenzwert, in manchen Fällen sogar um mehr als fünf Dezibel. Allerdings handelt es sich dabei nicht um gemessene, sondern um berechnete Werte. Dennoch ergebe sich daraus „eine Handlungspflicht, gegen diesen Lärm etwas zu tun“, betonte Bürgermeister Armin Elbl. Die Landesregierung bestehe darauf, dass vor einem Durchfahrtsverbot zunächst Tempo 30 als „mildere Maßnahme“ eingeführt werde. Sie fordere diesen Beschluss von allen beteiligten Gemeinden, erklärte Elbl. Der Notzinger Gemeinderat hat ein Tempolimit allerdings bereits abgelehnt, was bei den Wernauer Kollegen für eine gewisse Ratlosigkeit sorgte. Sie hinterfragten zudem den Sinn eines Tempolimits: Schließlich habe man auf der Kirchheimer Straße ohnehin nur Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 33 und 40 Kilometern in der Stunde gemessen, berichtete der Bürgermeister. Aber auch über Mittelwerte lässt sich streiten, zumal der Verkehr zu den Stoßzeiten häufig beinahe steht.
Ihm fehle ein schlüssiges Gesamtkonzept seitens der Landesregierung, bemängelte Wolfgang Sieler (SPD). Alfred Freistädter (FWV) störte, „dass man Lkw und Pkw über einen Kamm schert“. Es wäre besser, ähnlich wie auf der B 10, zu differenzieren. Sabine Dack-Ommeln (WBL/JB) spekulierte darauf, dass die erneuten Schäden an der Plochinger Steige in Kirchheim zu einem Durchfahrtsverbot führen könnten. Stefan Prakesch (Grüne) führte dagegen an, dass Durchfahrende mit Tempo 30 – einer „alten Forderung der Grünen“ – kaum Zeit verlören. Und Stefan Redle (WBL/JB) plädierte ebenfalls für eine Geschwindigkeitsbeschränkung „im Sinne der belasteten Anwohner“.
Elbls Hinweis, dass bei langsamerem Fahren zwar der Geräuschpegel sinkt, aber dafür tendenziell die Feinstaubwerte steigen, machte dem Gremium die Entscheidung nicht einfacher. Aber man müsse jetzt „guten Willen zeigen, damit das Regierungspräsidium überhaupt bereit ist, den zweiten Schritt zu tun“, sagte er. Die Abstimmung ergab quer durch die Fraktionen 13 Stimmen für ein Tempo-Limit, zwei dagegen und fünf Enthaltungen – an die Bedingung geknüpft, dass die Ortsdurchfahrt für den Schwerverkehr gesperrt wird.