Weilheim. „Gestatten, Leid. Professor.“ Mit diesen Worten stellt sich die Titelfigur des Theaterstücks „Professor Leid und die Somnambüle“ den Zuschauern in der Weilheimer Schlosscheuer vor. Zwar weist der Nervenarzt (verkörpert von Jens Nüssle) selbst unverkennbare Parallelen zum Psychoanalytiker Sigmund Freud auf, der bekanntlich aus Österreich stammt. Die meisten Figuren aber, mit denen er es in der Produktion der Theaterspinnerei Frickenhausen zu tun bekommt, haben eine reale, fiktive oder sagenumwobene Verbindung zu Weilheim – ob es nun der Zwillingsbruder von Weilheims Stadtgründer Berthold (Lino Ciriello) ist, der als rotbebärteter Ritter dem esoterischen Fräulein Philippine (Marilena Pinetti) erscheint, der Drache auf der Limburg, der Zähringerbund oder der Kapuzinergeist.
Genau das ist es auch, was das multimedial inszenierte Stück „Professor Leid und die Somnambüle“ auszeichnet. „Es ist ein Unikat, extra für Weilheim geschrieben“, freut sich Bürgermeister Johannes Züfle. „Es wird auch nur hier in der Schlossscheuer zu sehen sein.“ Premiere ist am Donnerstag, 14. Juli, um 20 Uhr.
Dass die Stadt Weilheim und die Theaterspinnerei, die im alten Bahnhof Frickenhausen ein privates Theater betreibt, zusammengefunden haben, beschriebt Theaterleiter Jens Nüssle als „glücklichen Zufall“. Allerdings hatte dabei auch ein Mensch seine Finger im Spiel: Köngens Bürgermeister Hans Weil. Vor zehn Jahren hatte die Theaterspinnerei mit dem Stück „Die Suche nach dem heiligen Gral“ im Köngener Schloss gastiert und dazu beigetragen, dass sich das alte Gemäuer mittlerweile zu einem beliebten Veranstaltungsort gemausert hat. Da auch die Stadt Weilheim mit der 2009 sanierten, denkmalgeschützten Schlossscheuer über ein bauliches Juwel verfügt, das bislang ein eher stiefmütterliches Dasein fristet, machte der Köngener Schultes die Theaterleute und die Zähringerstadt aufeinander aufmerksam – eine „Kuppelei“ mit Erfolg. Bei einer kleinen Vorab-Kostprobe des Stücks gerät Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle schon regelrecht ins Schwärmen. „Jetzt bin ich noch gespannter als vorher“, sagt er: „Man merkt einfach, dass das Profis sind und keine Laientruppe.“
Auch das Team der Theaterspinnerei hat sich schon in den Charme der Schlossscheuer verliebt – obwohl das Gebäude so einige Tücken aufweist, wie Johannes Züfle und Jens Nüssle beide wissen. „Das Problem ist, dass die Schlossscheuer eher hoch als breit ist und keine Heizung hat“, sagt der Weilheimer Bürgermeister. Grundriss und Aufbau des historischen Gebäudes sieht Theaterleiter Jens Nüssle aber eher als Herausforderung denn als Hindernis. So werden die Besucher der neun Vorstellungen Theater auf drei Etagen, mit zahlreichen multimedialen Techniken, mit Menü und jeder Menge Bewegung zu sehen bekommen.
„Deshalb sollten die Zuschauer auch einigermaßen gut zu Fuß sein“, betont Jens Nüssle. Zwar spielt sich ein guter Teil des Stücks im bestuhlten Erdgeschoss ab. Zum Essen jedoch müssen die Theatergäste ein Stockwerk nach oben wandern. Auch dort wird es ein paar Szenen geben, für die die Theatermacher eigens eine zusätzliche Bühne eingebaut haben. Später geht es sogar noch eine Etage höher und raus an die frische Luft zu einem Spaziergang durch die Altstadt, der bis in die Bücherei im Kapuzinerhaus führt – wo wiederum eine Szene gespielt wird.
Immer wieder arbeitet die Theatertruppe mit Licht und Projektionen, zum Beispiel draußen an einer Häuserwand oder drinnen, wenn sich die Visionen des Fräulein Philippine auf einem Vorhang spiegeln. Bertholds Zwillingsbruder, soeben noch auf der Bühne zu sehen, taucht da plötzlich in einem Bilderrahmen auf, und die Untaten des Limburg-Drachen bekommen die Zuschauer als Video-Einspieler zu sehen, entstanden bei einem Außendreh auf der Limburg. Neben modernen Techniken bedienen sich die „Theaterspinner“ dieses Mal aber auch eines ganz traditionellen Mediums: dem Puppenspiel. Immer wieder fliegt eine von einem Hamburger Puppenbauer handgefertigte Marionette, Abbild des Fräuleins Philippine, über die Bühne.
So sehr die Zähringerstadt Weilheim und die Schlossscheuer auch im Mittelpunkt der Produktion stehen – eines dürfen die Zuschauer trotzdem nicht erwarten, wie Stückschreiber Stephan Hänlein betont: „Es ist kein Historienspiel, das sich an der realen Geschichte orientiert.“ Vielmehr präsentieren Jens Nüssle, Marilena Pinetti und Stephan Hänlein von der Theaterspinnerei, Gastschauspieler Lino Ciriello und Juliane Bacher sowie Puppenspieler Michael Minich
ein unterhaltsames, humorvolles Stück, in dem reale Personen, erfundene Zwillinge und jede Menge Hirngespinste zu einer völlig neuen, fiktiven Geschichte zusammengesponnen werden.
Karten für die neun Vorstellungen in Weilheim gibt es bei der The
aterspinnerei unter der Telefonnummer 0 70 22/2 43 56 00 oder per E-Mail unter kartenbestellung@theaterspinnerei.de. Ausführliche Informationen bietet die Homepage www.theaterspinnerei.de unter „Aktuelles Programm“.