Die Weilheimer Firma Fischer Omnibusreisen besteht seit 75 Jahren – Jährlich über eine Million Kilometer
Traditionsbetrieb mit junger Fahrzeugflotte

Ob Halloween im Legoland, Formel 1 am Hockenheimring, Dahlienblüte auf der Insel Mai­nau, Ruhr-Tour oder Wandern in Kroatien. Im Jubiläumsjahr hat die Weilheimer Firma Fischer Omnibusreisen eine bunte Palette an ein- oder mehrtägigen Reisen anzubieten. Das Unternehmen feiert heuer sein 75-jähriges Bestehen.

Weilheim. Kinder und Jugendliche hat das traditionsreiche Weilheimer Familienunternehmen ebenso im Blick wie ältere Menschen, die gerne in der Gruppe reisen. Mit ihren Angeboten ist die Firma stets am Puls der Zeit und nicht selten Pionier. So erwarb das Unternehmen 1996 den ersten Fahrradanhänger für Busse im Landkreis Esslingen und hatte damit auch Menschen etwas zu bieten, die gerne per Drahtesel unterwegs sind. Wellnessreisen gehören seit geraumer Zeit ebenfalls zum Repertoire des Betriebs, dessen Fahrzeuge querbeet auf Europas Straßen unterwegs sind. Das Traditionsunternehmen setzt auch Maßstäbe in Sachen Ökologie: Die ohnehin junge Fahrzeugflotte komplettiert neuerdings ein Luxus-Reisebus mit Euro-VI-Antrieb – der erste Mercedes-Benz „Travego Edition 1“, den Daimler Buses in der Region Stuttgart ausgeliefert hat.

Aus der Taufe gehoben wurde Fischer Omnibusreisen 1937 von Karl und Emma Fischer. Von seinem ehemaligen Chef hatte der Firmengründer zwei Busse übernommen und mit nur einem Angestellten die Fahrgäste chauffiert. Kernaufgabe war damals die Beförderung von Personen und Post von Weilheim nach Kirchheim und umgekehrt. Das Unternehmen organisierte erste Ausflugsfahrten für Vereine und Betriebe. 1954 zog es in den neu gebauten Betriebshof samt Werkstatt in die Forststraße 22 um. In den Garagen hatten nun vier Omnibusse Platz. Nur ein Jahr später starb Firmengründer Karl Fischer im Alter von 43 Jahren. Trotz der widrigen Bedingungen führte die heute 97-jährige Seniorchefin Emma Fischer den Betrieb weiter. 1959 trat der künftige Schwiegersohn Ernst, der zufällig ebenfalls Fischer mit Nachnamen hieß und zwei Jahre später Helga, die ältere Tochter von Emma Fischer, heiratete, als Busfahrer und Kfz-Mechaniker in das Unternehmen ein. Mit seinem Wirken war er maßgeblich für die Entwicklung der Firma verantwortlich. Vor zwei Jahren zog sich Ernst Fischer aus der Firmenleitung zurück und blieb bis zu seinem Tod im Sommer Gesellschafter.

1981 begann Karl-Hans Fischer im elterlichen Betrieb als Kfz-Mechaniker zu arbeiten. Mit 20 Jahren war er damals gleichzeitig jüngster Busfahrer in der Region. Fünf Jahre später trat die Schwester Sybille Fischer, im selben Alter ins Unternehmen ein. Sie saß damals als einzige Frau im Landkreis Esslingen hinter dem Steuer eines Busses. Noch unter der Geschäftsführung von Ernst Fischer wurde das Unternehmen ebenfalls 1986 in die Firma Fischer Omnibusreisen GmbH & Co. KG umgewandelt.

Nachdem er die Kfz-Meisterprüfung erfolgreich absolviert hatte, unterstützte Karl-Hans Fischer seinen Vater in der technischen Leitung des Unternehmens. Nach und nach übernahm er insbesondere die Verantwortung für Fuhrpark und Disposition. Sybille Bauer, geborene Fischer, stieg nach dem Fachhochschulstudium als Diplombetriebswirtin in die kaufmännische Leitung des Unternehmens ein und ist seitdem für die Touristik zuständig. Vom Jahr 2001 an fungierten die Geschwister gemeinsam mit ihrem Vater als Geschäftsführer.

Mit dem Anwachsen des einstigen Zwei-Mann-Betriebes auf heute insgesamt 30 Mitarbeiter, die sich von der Verwaltung und Kundenberatung über die Wartung und Pflege der Busse bis zum reibungslosen Ablauf des Reise- und Linienverkehrs einsetzen, wurde auch das Firmengelände vergrößert. Eine erste Erweiterung des Betriebshofes um vier Busgaragen und eine Waschhalle war 1967 notwendig geworden. Sechs Jahre später folgte die nächste Erweiterung auf insgesamt elf Omnibus-Stellplätze mit Büroräumen, Unterbodenwaschanlage und Bremsenprüfstand. 1995 weihte die Firma den zweiten Betriebshofs auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Am Wasserrain 4, mit zwölf zusätzlichen Omnibus-Stellplätzen ein. Großzügige Büro- und Sozialräume, ein moderner Werkstattbereich, unter anderem mit Tankstelle, Waschhalle, Wasserrückgewinnungsanlage sowie ein großer Kundenparkplatz, zeichnen den modernen Betriebshof aus. 2003 baute das Unternehmen weitere Büroräume mit zusätzlichen Arbeitsplätzen und einem großzügigen Raum zur Kundenberatung.

Imponierende Zahlen kennzeichnen die Firma Fischer heute: Ob auf der Linie, bei Katalog- oder Miet-Omnisbusreisen – jährlich befördern Fischer-Busse insgesamt über 600 000 Fahrgäste. Dabei legen sie rund 1,1 Millionen Kilometer zurück. Mit einem Durchschnittsalter von unter drei Jahren verfügt das Unternehmen nach eigenen Angaben über eine der jüngsten Fahrzeugflotten der Region. Dagegen ist mancher Busfahrer bereits seit mehr als drei Jahrzehnten im Auftrag der Firma Fischer unterwegs: Der derzeit dienstälteste Fahrer, Dieter Beckendorf, ist seit 33 Jahren bei dem Unternehmen tätig. Wenn im Linienverkehr Not am Mann ist, klemmt sich ab und an auch noch Friedrich Grether hinter das Steuer eines Fischer-Busses. Er hatte 1966 bei der Firma begonnen und war 35 Jahre in dem familiär geführten Unternehmen hauptberuflich beschäftigt. Zahlreiche Busfahrer von Fischer Omnibusreisen wurden für ihr sicheres und unfallfreies Fahren ausgezeichnet.

Neu im Programm waren beziehungsweise sind im Jubiläumsjahr Kreuzfahrten auf Donau, Rhein und Mosel. Als besonderes Schmankerl bietet die Firma für besondere Anlässe Oldtimer-Fahrten an mit insgesamt vier altehrwürdigen Bussen, darun­ter ein eigenhändig restaurierter ­Setra S 6 sowie zwei Schweizer Postbusse.

Nicht zuletzt handelt die Firma Fischer aus sozialem Antrieb heraus: Mit ihren Reisebussen wird die von Daimler AG, Partnerunternehmen und Privatpersonen getragene Initiative „Star care“ unterstützt. Sie fördert regionale Projekte für kranke und behinderte Kinder sowie Kinder in sozialen Notlagen.