Kirchheim. Die Stadt Kirchheim sei eine „lärmtangierte Stadt“, sagte Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker gestern beim „inoffiziellen Termin“ zur Übergabe der Lärmschutzwand. Deswegen gebe es eine „Lärmaktionsplanung“ in Kirchheim, die unter anderem vorsehe, das Tempo auf der Autobahn bei Kirchheim auf 120 Kilometer pro Stunde zu reduzieren. Das sei von den zuständigen Stellen zwar immer abgelehnt worden. Gleichwohl gebe die Stadt Kirchheim nicht auf: „Da kämpfen wir immer noch.“
Ein anderer Kampf dagegen ist jetzt zu Ende: der zehnjährige Kampf um die Lärmschutzwand an der B 297. Geführt worden sei der Kampf von engagierten Anwohnern, allen voran Karl-Konrad Braasch. Unterstützung hätten sie auch durch den CDU-Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann erhalten. Was die Lärmschutzwand bewirken soll, das ist eine Reduzierung der Lärmbelastung bei Nacht. Vor dem Bau der Wand sei der gesetzliche Wert von 60 Dezibel überschritten worden. Nunmehr werde mit einer Verringerung um bis zu 11,5 Dezibel gerechnet.
War der Bau der Lärmschutzwand schon auf eine Initiative von Anwohnern zurückzuführen, so gab es doch auch eine Bürgerinitiative gegen die Wand: Die Anwohner der anderen Seite, also der östlichen Seite der B 297, fürchteten, dass durch den Lärmschutz im Westen bei ihnen umso mehr Verkehrslärm ankommen werde, und zwar durch Schallreflexion. In vielen Gesprächen mit dieser Bürgerinitiative sei zugesichert worden, dass die Lärmschutzwand auf der einen Seite eben nicht zu einer höheren Lärmbelastung auf der anderen Seite führe, betonte Angelika Matt-Heidecker gestern.
Auch hierzu gebe es Berechnungen. Der Lärm, der im Osten ankommt, sei um weniger als 0,5 Dezibel erhöht. Dieser Wert liege weit unterhalb der Wahrnehmungsgrenze, die bei drei Dezibel liegt. Gelungen sei das durch den großporigen Beton, aus dem die Wand zum größten Teil besteht, aber auch durch die dreidimensionale Reliefstruktur. Beides sorge dafür, dass Schall nicht reflektiert, sondern geschluckt wird. An der Brücke über die Limburgstraße gibt es statt Beton eine durchsichtige Wand. Das sei der Stadt besonders wichtig gewesen, dass an dieser Stelle nicht ein Betonklotz über der Brücke hängt.
Die Baumaßnahme selbst sei für die Stadt Kirchheim „fast wie ein Weihnachtsgeschenk“ gewesen, meinte Angelika Matt-Heidecker. „Das war eine traumhafte Baustelle: Wir planen und bauen, und ein anderer zahlt.“ Die Kosten für die rund 800 Meter lange Lärmschutzwand liegen immerhin bei 1,7 Millionen Euro. Die Oberbürgermeisterin dankte deshalb nicht nur den Bürgern für ihr Engagement und den vielen anderen dafür, dass sie die Belastung durch Umleitungen ertragen haben, sondern auch dem Regierungspräsidium für die Unterstützung. Als dessen Vertreter war gestern Einar Dittman erschienen, seines Zeichens Leitender Baudirektor und Leiter der Baureferats Süd im Regierungspräsidium Stuttgart. Dieser nahm den Dank gerne entgegen, leitete ihn aber – zumindest, was das Finanzielle betrifft – umgehend an den Bund weiter, weil dieser die Kosten übernommen habe.
Dass es so lange gedauert habe, bis die Wand jetzt endlich steht, liege vor allem an den Strukturen in der Demokratie: „Da muss man viele anhören und auch viele Stellen einbinden. Das dauert eben.“ Zwei Dinge seien beim Straßenbau derzeit besonders wichtig. Das eine ist die Lärmbekämpfung. Sie sei notwendig, weil Lärm sich schädlich auf die Gesundheit auswirke. Der andere wichtige Punkt sei die Erhaltung der Straßen. Deshalb beginne demnächst eine andere Baustelle, nämlich zwischen Jesingen und Holzmaden. Auch diese Baustelle bringe einiges an Beeinträchtigungen und Umleitungen mit sich. „Aber“, so entschuldigte sich Einar Dittmann vorab schon einmal dafür, „wir können eben nicht nur bei Nacht und auch noch per Hubschrauber bauen.“
Zur aktuell abgeschlossenen Baustelle an der Lärmschutzwand sagte er noch, dass auf der Straßenseite teilweise eine Begrünung erfolgt. Auf der Seite, die den Anwohnern zugewandt ist, sieht es anders aus. Diese können zwar Hecken vor die Mauer pflanzen, aber nur so, dass der Zugang zur Mauer für spätere Sanierungs- oder Ausbesserungsarbeiten frei bleibt.
Der Aussage von Oberbürgermeisterin und Baureferatsleiter, dass sich die Anwohner über die Lärmschutzwand freuen können, schloss sich Karl-Konrad Braasch im Namen der Anwohner gerne an. Zunächst bedankte er sich bei allen Beteiligten dafür, dass sein „langjähriger Kampf“ nun erfolgreich zu Ende gegangen sei. Und dann fügte er noch hinzu: „Wir freuen uns als Anwohner sehr, dass wir nun etwas mehr Ruhe haben.“