Plochingen. Wer sich für die großen Spurweiten begeistert, hat die Wahl. Er kann ein Fertigmodell kaufen. Er kann sich einen Bausatz oder gar nur Teilesatz zur Selbstmontage besorgen. Oder aber er macht es wie die Brüder Martin und Hartmut Steinke, die aus Albershausen und Eislingen kommen. In 14 Jahren bauten sie in kompletter Eigenarbeit ein Modell der Baureihe 50 mit Wannentender. Sie erbauten es im Maßstab 1:8, für die Spurweite 7 1/4 Zoll. Gefahren wird wie beim großen Vorbild mit Kohle und Wasser, auch die Ölkanne darf nicht fehlen.
Die Gesamtkosten für das 350 Kilogramm schwere Modell lagen bei 40 000 Euro. Grob geschätzt. „Wenn ich ein Hobby aufschreiben muss, kann ich es vergessen“, sagt Martin Steinke. „90 Prozent ist selbst angefertigt“, ergänzt er. Die Ausnahmen: Die Brüder hatten jemanden, der ihnen den Wannentender formen konnte, ein Freund hat ihnen den Kessel geschweißt. Auch die Speisepumpe haben die Brüder zugekauft. Die Bleche für das Führerhaus ließen sie sich mit dem Laser ausschneiden, danach montierten sie zwei Wochen lang.
Als Vorlage dienten Fotos und Zeichnungen aus einem Baureihenbuch des Eisenbahn-Kurier-Verlags. Baubeginn war 1994, die erste Fahrt war 2008. Dazwischen war auch einmal ein Jahr Pause. „Man baut, dann hat man ein Problem“, sagt Martin Steinke. „Dann steht die Lok im Keller, bis einer das Problem angeht. Manches Teil macht man zwei- bis dreimal, bis es so aussieht, wie es soll.“
Die Brüder haben ein großes Sortiment an Werkzeug und Maschinen. Ihre Berufe passen für das Hobby: Martin Steinke arbeitet im Kundendienst für Öl- und Gasbrenner, Hartmut Steinke ist Automechaniker.
Der erste Probelauf der Dampflok, auf dem Rollenprüfstand in der Garage, verlief sofort erfolgreich. Nur die Steuerung musste eingestellt werden. „Ich hatte Angst, dass mein Nachbar die Feuerwehr holt“, erinnert sich Martin Steinke. Die Lok wurde vom TÜV abgenommen, einmal im Jahr wird der Kessel auf Druck geprüft. Apropos Sicherheit: Auch die Dampfbahner Plochingen werden alle zwei Jahre überprüft. „Wir fallen unter das Seilbahngesetz“, erläutert der Vorsitzende Kai Schmitt. Zugelassen sind acht Kilometer pro Stunde. Nach drei Metern muss der sechs Tonnen schwere Zug beim Bremsen stehen.
Etwa fünf bis sechs Mal pro Jahr gehen die Steinkes auf verschiedenen Parkbahnen der Umgebung auf große Fahrt. Weil die Lok immer im Anhänger bereitsteht, braucht es bei schönem Wetter keine große Vorbereitung. Eine Stunde braucht es, die Lok langsam anzuheizen und fahrfertig zu machen. Gezogen wird ein Tiefladewagen, auch der Bagger darauf ist ein – früher sogar funktionsfähiger – Eigenbau. Zwischen Weihnachten und Neujahr ist Zeit, an der 50 2428 die eine oder andere Verbesserung einzubauen.
„Ich baue lieber, als zu fahren“, sagt Martin Steinke. Das hat Folgen. Derzeit bauen die Brüder an einer Güterzugdampflok Baureihe 42 mit Ölfeuerung. Das ist vorbildgerecht, denn bei der DB wurde die Lok einst auf Schweröl umgerüstet. Auch wenn das zweite Traummodell noch im Bau ist: Auf dem Anhänger der Brüder ist es bereits abgebildet.