Kirchheim. Der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann ist im besten Sinne heimatverbunden. Die Bürgerseen bezeichnet er als sein „kleines Refugium“, was der Idee der Rückzugsort-Serie im Teckboten ziemlich nahe kommt. Schließlich ist ein Refugium nichts anderes als ein Ort der Zuflucht. Wenn die Bürgerseen aber nur der kleine Zufluchtsort sind, dann muss es wohl auch noch einen größeren geben. Und den gibt es auch: „Mein großes Refugium, das ist mein geliebter Forggensee. Dort, bei Füssen, in Schwangau, ist mein Lieblingsort.“
Aber genauso lange wie an den Forggensee kommt Karl Zimmermann auch schon regelmäßig an die Bürgerseen - um auszuspannen, um Ruhe und Erholung zu finden. „Ich bin schon mit Schulbüchern hierhergekommen“, sagt der 60-Jährige, „auch in der Abiturszeit 1970/71 und später zur Vorbereitung aufs erste Staatsexamen war ich regelmäßig hier.“ Was Karl Zimmermann speziell an der Hanglage zwischen Bürgerseen und Hahnweide schätzt, das ist die Verbindung von Wasser und Luft.
Mit dem Wasser hat er ebenso frühzeitig seine ersten Erfahrungen gemacht wie mit der Luft. „Mit zwölf Jahren habe ich die Fischerprüfung abgelegt. Ich bin auch lieber auf dem Wasser als im Wasser.“ Letzteres gilt nicht nur für den Angelsport, den Karl Zimmermann inzwischen nicht mehr aktiv betreibt, sondern auch für das Segeln. Dafür wiederum hat er auf dem Forggensee einen „kleinen Katamaran, Baujahr 1986“, mit dem er schon mehrmals „brutale Kenterungen“ erlebt hat.
Die Liebe zum Forggensee und zum Angeln hat Karl Zimmermann von seinem gleichnamigen Vater geerbt. Dazu kommt die Freude am Modellfliegen, die Vater und Sohn in den 50er- und 60er-Jahren ebenfalls stark verbunden hat. Noch heute schwärmt Karl Zimmermann von seiner ersten, ausgesprochen fortschrittlichen Funkfernsteuerung namens „Bellaphon“, mit der er seine Flugzeugmodelle immerhin schon nach links und rechts steuern konnte.
Mit der richtigen Fliegerei dagegen hat der CDU-Landtagsabgeordnete kaum etwas zu tun gehabt, was er nachträglich sehr bedauert. Zu gerne wäre er eigentlich Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr geworden. Als Zeitsoldat hatte er dazu auch schon erste Schritte in die Wege geleitet. „Aber dann haben plötzlich alle in Tübingen studiert, und so habe ich das halt auch gemacht.“
Sein späterer Berufsweg führte ihn dann allerdings als Diplom-Verwaltungswirt (FH) zur Kriminalpolizei - und damit zu einer Tätigkeit, die er ruhen ließ, seit er 2001 erstmals in den Stuttgarter Landtag eingezogen ist. Seit kurzem hat sich das aber gänzlich erledigt. Karl Zimmermann wird definitiv nicht mehr in den Polizeidienst zurückkehren: „Eine Woche nach meinem 60. Geburtstag im Januar habe ich im Landeskriminalamt meine Entlassungsurkunde bekommen. Dabei handelt es sich um das reguläre Ausscheiden aus dem Polizeidienst mit 60 Jahren.“
Das große Reisefieber wird mit Erreichen des Pensionsalters aber kaum ausbrechen: „Zum Leidwesen meiner Frau reizt es mich halt nicht, weit fortzufliegen. Ob Mallorca oder Dominikanische Republik, das lässt sich im Hotel doch gar nicht mehr voneinander unterscheiden. Und bei All-inclusive-Angeboten weiß ich spätestens am fünften Tag nicht mehr, was ich essen soll. An den Buffets gibt es keinen Leberkäse, kein paniertes Schnitzel, keine Spätzle und keinen Kartoffelsalat. Da bleiben mir nur noch Hähnchenschlegel übrig.“ Den Einwand, dass er als langjähriger Angler doch Fisch mögen müsste, lässt er nicht gelten: „Ich habe die gefangenen Fische immer verschenkt. Süßwasserfisch mag ich überhaupt nicht. Und Meeresfische wie Goldbarsch oder Kabeljau esse ich nur an Karfreitag und an Weihnachten, wenn ich sie selbst zubereitet habe - mit viel Zitrone und Salz, damit sie nicht mehr so nach Fisch schmecken.“
Bevor Karl Zimmermann nach all den privaten Themen dann doch zur Politik kommt, erklärt er noch die Herkunft des Spitznamens „Jimmy“: „Den habe ich schon seit der ersten Gymnasialklasse. Das leitet sich von meinem Nachnamen ab. Von Zimmermann über Zimme ist es nicht mehr weit bis Jimmy.“ Als dann auch noch der Simmel-Roman „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ herausgekommen war, habe sich daran gar nichts mehr ändern lassen. Nur eines gefällt ihm an dem Namen „Jimmy“ nicht, und das beschreibt er in einem einzigen Satz: „Ich bin kein Freund von Anglizismen, aber in diesem Fall muss ich mich wohl damit abfinden.“ Selbst offizielle Briefe auf Landtagsbriefpapier unterschreibt er schlicht mit „Jimmy“, wenn sie an gute Bekannte adressiert sind: „Dann wissen die wenigstens gleich, von wem der Brief kommt.“ Den Namen „Karl“ zumindest würde kein Mensch ihm gegenüber benutzen. Allein seine Eltern hätten früher immer „Karle“ gesagt.
Zur Politik sagt „Jimmy“ an den Bürgerseen nicht allzu viel. Was ihn derzeit stört, ist die Tatsache, dass es sich für Landwirte vor allem dann lohnt, Lebensmittel anzubauen, wenn diese Lebensmittel anschließend in Biogasanlagen zur Energiegewinnung verbrannt werden. Was ihn jetzt im Wahlkampf stört, sagt er ebenfalls deutlich: „Der Gegner versucht, mit Gewalt eine Wechselstimmung herbeizureden, obwohl er genau weiß, dass man nirgends besser leben kann als in Baden-Württemberg.“ Dass er sein Herz oft auf der Zunge trage, das betrachtet Karl Zimmermann als einen seiner Nachteile: „Nicht jeder verträgt Ehrlichkeit. Da sollte ich mich manchmal zurückhalten, und das unterscheidet mich auch von einem echten Profi-Politiker.“
Ein Beispiel für seine „Ehrlichkeit“ liefert Karl Zimmermann gleich mit, wenn er über die notwendige „Bekämpfung von Missbrauch jeglicher Art“ spricht: „Unser Sozialstaat lebt schon lange über seine Verhältnisse. Unterstützung sollte deshalb nur derjenige erfahren, der diese auch benötigt. Wer Hartz-IV-Bezieher ist, hat es sicherlich irgendwann auch mal nötig. Aber er sollte sich immer bewusst sein, dass andere diese Hilfe leisten.“ Deshalb gefällt dem CDU-Politiker auch das Motto, das John F. Kennedy ausgegeben hat: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern, was du für dein Land tun kannst.“
Und noch ein anderes Motto ist für Karl Zimmermann richtungsweisend. Es stammt von Dietrich Bonhoeffer und lautet folgendermaßen: „Der größte Fehler, den man im Leben machen kann, ist der, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“ Diese Angst habe er nicht, weder als Privatperson noch als Politiker: „Da mache ich lieber Fehler.“
ZUR PERSON
Geburtsdatum: 21. Januar 1951
Wohnort: Kirchheim-Nabern
Beruf: Diplom-Verwaltungswirt (FH)
Parteieintritt: 1985
Politische Ämter:
1989 bis 2001: Erster Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Kirchheim
1999 bis 2004: Stadtrat in Kirchheim
seit 2001: Mitglied im Landtag von Baden-Württemberg
seit 2004: Kreisrat in Esslingen
seit 2008: Mitglied im Kreisverband Europaunion der CDU
Politische Schwerpunkte: innere Sicherheit; Bildung und Familie; Wirtschaft und Mittelstand; Strafvollzug; Kriminalitätsbekämpfung
Familie: verheiratet seit 1981; zwei Söhne; eine Enkeltochter; eine ältere Schwester