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Und wieder lacht das Ausland

Zum Artikel „Clique rast über die A 8“ vom 2. Oktober:

„Da seid ihr doch selbst dran schuld!“ war die Meinung unserer Schweizer Freunde, als ich ihnen vom Rennen der zwölf Autofahrer aus Österreich auf der A 8 nahe Kirchheim berichtete. Nach bekanntlich manchen Schweizern, die mit Auto oder Motorrad nach Deutschland kommen, nur um diese hier „richtig auszufahren“ (sprich: um mal über 200 Stundenkilometer zu fahren oder bei laschen Strafen Tempolimits zu ignorieren), kommen nun auch Österreicher „auf den Geschmack“ - nach dem Motto: In Deutschland kann man das ja machen.

Meist junge Deutsche und Ausländer haben dies ja lange genug in verschiedenen Städten vorgemacht. Die Verschärfung der Strafen für Autorennen ist eine (viel zu spät gekommene) Einzelmaßnahme, da sie an der allgemeinen Einstellung zu Gesetzesübertretungen im Straßenverkehr grundsätzlich nichts ändert. Tempoüberschreitung und Autorennen in der Schweiz? - Fehlanzeige! Denn dort gilt seit vielen Jahren (wie neben Tempo 130 in fast allen Ländern Europas) landesweit maximal Tempo 120 auf der Autobahn und 80 auf Landstraßen - verbunden mit (auch dem Geldbeutel wohlhabenderer Autofahrer) angemessenen Geldstrafen und schärferen Kontrollen. Und siehe da: Schweizer fahren in ihrem Heimatland immer noch Auto, dafür gefahrloser und stressfreier!

Vor über 20 Jahren haben die Grünen Tempo 130 auf Autobahnen auch hier vorgeschlagen. Zehntausende von Toten und Schwerverletzten, die in Deutschland durch Raser verunglückten, hätten dann nicht Opfer werden müssen. Aber die Deutschen lassen sich ja lieber einlullen von neoliberalen Parolen wie „Freie Fahrt für freie Bürger“, die auch ADAC und Autolobby dankend unterstützen, oder dem sinnlosen, immerhin aber absatzfördernden Slogan vom „sportlichen Fahren“. Die Quittung für eine falsche Verkehrspolitik und -moral zahlen die Opfer - und letztlich wir alle durch eine immer rüpelhaftere, nervenaufreibende Verkehrs-Unmoral in Deutschland.

Jürgen Lewak, Kirchheim