Wie ein Maßanzug: Hölzerne „Albtraufbrillen“, made in Baden-Württemberg
„Unverschämt schwäbische“ Brillen

Markante Brillengestelle sind ihr Markenzeichen: Jochen Nägele von Optik Bacher und Markus Messerschmidt von „Albtrauf“ sind die „Väter“ einer neuen Brillenkollektion aus dem Holz heimischer Streuobstwiesen, zu hundert Prozent made im Ländle. Die beiden findigen Köpfe sind auch die ersten stolzen Träger dieser Brillen. Am Samstag, 26. Juli, werden diese hölzernen Brillen bundesweit erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt: vor Optik Bacher in der Kirchheimer Marktstraße.

Kirchheim. Nicht nur das Modell, das Nägele und Messerschmidt auf der Nase tragen, ist nach einer Burg in der Region benannt, dem „Helfenstein“ bei Geislingen. Das komplette Gestell ist in der Region gefertigt, vom kleinsten Schräubchen bis zum Brillenbügel.

Natürlich hat solch ein Produkt eine Geschichte. Markus Messerschmidt, Vertriebsleiter der Firma Albtrauf-Brillen in Bad Boll störte sich schon vor Jahren daran, dass in seiner Branche soviel aus Fernost importiert wird. „Lasst uns das ändern“, forderte er damals seine Mitarbeiter auf und erklärt: „Schließlich sind wir Schwaben doch bekannt fürs Tüfteln.“ Er sollte recht behalten: Kurz darauf ging die Firma in die Produktion rein baden-württembergischer Brillengestelle, zunächst aus Edelstahl und Acetat.

Dann kam Jochen Nägele ins Spiel. Der Optiker ist nicht nur seit Längerem einer der Albtrauf-Händler. Er fühlt sich zudem stark dem Regionsgedanken verpflichtet, und ist einer der Teilnehmer des CSR-Projektes. Unter dem Gedanken der „Corporate Social Responsibility“ haben sich eine Reihe Kirchheimer Unternehmen zusammengeschlossen und wollen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen durch nachhaltige Unternehmensführung mit sozial- und umweltverträglichen Zielen.

Inspiriert durch das Streuobstparadies rund um Kirchheim regte Nägele die Fertigung von hölzernen Brillengestellen an. „Holzbrillen sind im Kommen“, weiß er aus Erfahrungen mit anderen Firmen. Bei Albtrauf kommt nun noch der Gedanke der Regionalität hinzu. Kein Wunder also, dass der kreative Optiker beim tüftlerisch veranlagten Firmenleiter offene Türen einrannte – und vorerst bundesweit die einzige Stelle ist, an der es die neuen Holzbrillen von heimischen Streuobstwiesen gibt.

„Der Werkstoff Holz war für uns eine Herausforderung“, berichtet Markus Messerschmidt. Grundsätzlich gilt: Eine Holzbrille passt, oder sie passt nicht. „Wir sind flexibel und bauen Brillen wie bezahlbare Maßanzüge“, sagt der Vertriebsleiter. Von Massenproduktion ist man in Bad Boll weit entfernt. Allein durch die unterschiedliche Maserung wird jedes der zumeist aus Walnuss oder Kirsche geschaffenen Modelle zum Unikat. Natürlich lassen sich die Brillengestelle ganz oder teilweise einfärben. Auch weitergehende Ideen beschäftigen die kreativen Köpfe schon – so wird am Albtrauf beispielsweise mit Schieferbrillen geliebäugelt. Doch das ist Zukunftsmusik.

Die neuen Holzbrillen sind jedenfalls ein echter Blickfang und mehr als eine Sehhilfe, eher schon ein Bekenntnis oder zumindest ein Lebensgefühl: „Unsere Kunden fühlen sich der Regionalität verpflichtet“, bringt es Messerschmidt auf den Punkt. Wie auch bei den Schöpfern des neuen Angebots, so ist auch bei der Kundschaft Experimentierfreude spürbar. Nicht umsonst tragen die Modelle Namen, die mit Wald und Forst zu tun haben, aber auch von einer guten Portion Humor künden: Dachsbau, Förster, Holzfäller, Baumstamm und – für den etwas größeren Kopf – Moschtmeckel. Wer den Bügel aufklappt, stößt nicht etwa auf einen „Made in Germany“-Hinweis. Vielmehr steht da unübersehbar „unverschämt schwäbisch“.

Am Samstag, 26. Juli, kommt der „Albtrauf-Bulli“ nach Kirchheim. Von 9 bis 16 Uhr steht der Pritschenwagen mit allen Holzbrillenmodellen in der Marktstraße vor Optik Bacher.