Kirchheim. „Schluss mit lustig“ lautet der unmissverständliche Titel des Programms, mit dem sich die Vollblutmusiker Bobbi Fischer, Gregor und Veit Hübner sowie Bernd
Ruf nun auch in der Kirchheimer Stadthalle nach 26 erfolgreichen Jahren Musik-Comedy von ihrer treuen Fangemeinde verabschiedeten.
Mit ihrem formidablen finalen Abgesang unterbinden die Mitglieder der komödiantisch herausragenden „Boygroup“ mit Kult-Charakter Ratlosigkeit weckende Unsicherheit, denn sie verweisen – zwar verschlüsselt, aber immerhin – auf künftige rein konzertante Begegnungen, bei denen allein die musikalische Virtuosität der vier begnadeten Vollblutmusiker zählen wird.
Die von ihnen im vergangenen Vierteljahrhundert als „kleine Inseln“ ausgebildeten Wohlfühlorte musikalischen Experimentierens und Improvisierens sollen schließlich – und so lautet das ja wohl ernst zu nehmende Versprechen – „zu Kontinenten“ ausgebaut werden.
Was immer das konkret heißen mag, blieb offen, wie sich das anhören kann, wurde nach der Pause mit „Out of Belgrad“ eindrucksvoll dokumentiert, um dann konsequent den versprochenen Abschied vom Thema Comedy mit einem überzeugenden „Best-of“ fortzuführen und zu belegen, dass hier tatsächlich eine musikkabarettistische Institution abdankt, die ihresgleichen sucht.
Seit 26 Jahren konsequent auf musikalisch-komödiantischer (Un-)Sinnsuche sind die vier als „Tango Five“ firmierenden Stars Aufmerksamkeit auf sich ziehende Ausnahmeerscheinungen. Während die Mitglieder einer namhaften „Zieh- und Zupfkapelle“ schon lange ohne Namensgeber erfolgreich durch die Lande ziehen, wickelt die vierköpfige Musik-Comedy-Formation „Tango Five“ aus freien Stücken einen erstaunlich frohgemut daherkommenden Abschied von ihrer komödiantischen Seele ab. Das gut gelaunt immer intensiver angesteuerte und bewusst gesetzte Ende hatte – wohl der Hoffnung auf den darin wohnenden gespürten neuen Anfang wegen – vielleicht gar nie das Zeug dazu, richtige Trauer überhaupt erst aufkommen zu lassen.
Sich lichtendes Haar und stets an den falschen Stellen sich entwickelnde Körperwölbungen konnten dabei schnell als bloßes Kokettieren abgetan werden. Dass die möglicherweise viel zu oft ihrer komödiantischen Qualitäten wegen unterschätzten, kongenialen und zu Recht mit höchsten Weihen uneingeschränkter Anerkennung daherkommenden lustigen Musiker tatsächlich endlich einmal „nur“ ernst genommen werden wollen, ist durchaus nachvollziehbar.
Ihre musikalische Virtuosität und ihr nachgewiesenes Können, tatsächlich „Wie Waldi“ zu spielen, ist zweifellos über jeden Verdacht erhaben. Elemente aus Klassik, Jazz, Klezmer, Tango, Afro, Gitano und A-cappella-Musik bis hin zum ironisierten Sommerhit-Sing-Sang sind die souverän beherrschten Ingredienzen ihres Abschiedsprogramms, das Hoffnungen aber auch Verständnis dafür weckt, dass die Vollblutmusiker nicht länger E-Gitarre spielend und konditionsraubend als dressiertes Pferd herumhüpfend von ihren wohlgesetzten musikalischen Weisen ablenken wollen. Trotz bewiesener Flötisten-Qualitäten sind sie es vielleicht auch leid, den Applaus nicht mehr nur ihrer musikalisch untermalten und perfekt durchchoreografierten Synchronschwimmer-Performance zu verdanken oder auch noch länger auf einer mechanischen Schreibmaschine herumhämmernd dem Zeitgeist hinterherzuhinken.
Der von Anfang an vom begeisterten Applaus des Publikums mitgetragene, gut gelaunte Abschied von einem immer auch mit Grandezza präsentierten Klamauk hatte so große und bewusst betonte Konzertqualitäten, dass man sich künftig vielleicht auch immer wieder gerne der unernsten Vergangenheit der virtuosen Vollblutmusiker erinnert, die – hoffentlich – nie ganz ihren Wurzeln in dem von ihnen mehr als ein Vierteljahrhundert lang genial bedienten Genre des Musikkabaretts völlig abschwören können.