Umfrage des Teckboten in der Kirchheimer Fußgängerzone zum bundesweiten Hoch der Piratenpartei
„Ursache für den Erfolg ist die Enttäuschung“
Die Piratenpartei ist im Aufwind: Erst zog sie in das Berliner Abgeordnetenhaus ein, jetzt in den Saarländischen Landtag. Laut der jüngsten Forsa-Umfrage wäre sie bei einer Bundestagswahl mit 13 Prozent derzeit sogar drittstärkste Kraft. Der Teckbote hat Passanten in Kirchheim gefragt, was sie von den Piraten halten.
Umfrage Piratenpartei
Kirchheim. „Ich finde, die Piraten haben gute Ideen“, sagt Kevin Knappik aus Ohmden. Vor allem. dass sich die Piratenpartei für die Freiheit im Internet, für freies Denken und mehr Transparenz in der Politik einsetzt, gefällt dem 29-Jährigen aus Ohmden. „Wählen würde ich die Piraten aber trotzdem eher nicht“, so Kevin Knappik. „Für mich kommt das so rüber, als hätte die Partei noch kein Konzept und wisse selbst nicht so genau, für was sie steht.“ Auch so manche Kommentare führender Piraten in der Öffentlichkeit sind aus seiner Sicht „unter der Gürtellinie“ gewesen. „Wer so redet, eignet sich nicht als Staatsmann.“ Auch die Klage hessischer Piraten gegen das Tanzverbot an Karfreitag ging dem Ohmdener gegen den Strich. „Ein paar traditionelle Werte sollte man schon wahren“, glaubt er.
Umfrage Piratenpartei
„Ursache für den Erfolg der Piratenpartei ist die Enttäuschung der Menschen über Regierung und Opposition“, glaubt Enzo Minafra aus Ötlingen. Das biete die Grundlage, um Außenseiter-Parteien immer wieder den Weg ins Parlament zu ermöglichen – ob sie nun demokratisch, radikal oder kaum einzuordnen sind. „Mal waren es die Republikaner, mal die Grünen, jetzt sind es die Piraten.“ Wählen würde der 35-Jährige die Senkrechtstarter der sogenannten „Netz-Partei“ nicht. „Man weiß nicht so genau, was dahintersteht.“ Allerdings kann er sich vorstellen, dass die Piraten die aktuelle Politik auch bereichern und mitwirken können – „wenn sie sich auf etwas Konstruktives einlassen.“ Dazu gehöre eben auch, sich mit Themen wie Familienpolitik oder Schulpolitik auseinanderzusetzen und nicht hauptsächlich mit dem Internet. „Die ältere Generation betrifft das nämlich wenig.“
Umfrage Piratenpartei
„Ich fasse den Erfolg der Piratenpartei primär als Protest gegen die etablierten Parteien auf“, sagt auch Ralf Gerber, der in Kirchheim für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt. Dass die Piraten nun tatsächlich ihren Weg in die Abgeordnetenhäuser finden, begrüßt der 44-Jährige. „Ich bin immer froh, wenn neue Parteien in den Parlamenten zeigen müssen, ob sie ihre Versprechen auch wirklich halten können.“ Gleichzeitig sieht er die Gefahr einer Zersplitterung der Parteienlandschaft. „Das spiegelt aber auch die Pluralität der Gesellschaft wider“, glaubt Ralf Gerber. Punkten können die Piraten seiner Ansicht nach übrigens auch auf einem ganz anderen Gebiet: „Man merkt, dass sie noch keine ausgebufften Profis sind.“ Diese Authentizität komme gut bei den Wählern an.
Umfrage Piratenpartei
Ein klares Nein kommt von Iris Zeitler auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnte, die Piratenpartei zu wählen. „Aus meiner Sicht ist die Gründung der Piratenpartei einfach ein guter Witz“, sagt die 30-Jährige aus Kirchheim. Für das Programm einer solchen „Spaßpartei“ habe sie sich bisher auch nicht interessiert. Trotzdem hat Iris Zeitler eine Erklärung dafür parat, warum die Piraten derzeit auf Erfolgskurs sind: „Die Leute wollen einfach was anderes.“ Der Inhalt sei dabei offenbar zweitrangig. Früher hätten diejenigen, die nach Alternativen suchten, grün gewählt. Nachdem die Grünen nun etabliert seien, gebe es nun eben den Trend zu den Piraten.
Umfrage Piratenpartei
Auch Anja Göttert-Schlögel weiß mit Sicherheit, dass sie ihr Kreuz nicht bei der Piratenpartei machen würde. „Mir scheinen die Piraten relativ planlos zu sein“, kritisiert die 35-Jährige aus Hattenhofen. Auch habe sie den Eindruck, die Newcomer seien selbst überrascht, dass sie es so weit gebracht haben. Wenig seriös erscheint ihr zudem der jüngste interne Zwist über rassistische und sexistische Äußerungen in der Partei. „Das finde ich lachhaft.“ Der Grund, warum die Piraten trotz aller Schwächen gut bei den Wählern ankommen, ist auch für sie ganz klar: „Das ist der Frust der Leute. Bei den anderen Parteien geht nichts, und alle fetzen sich“, analysiert sie.
Umfrage Piratenpartei
Gewählt hat der 18-Jährige Tim Hoyler aus Kirchheim bis jetzt noch nicht. „Ich bin mir auch noch nicht sicher, was ich wählen würde“, gibt er zu. Allerdings hat er in seinem Freundeskreis auch Anhänger der Piraten, die vor allem schätzen, dass sich die Partei für mehr Transparenz einsetzt. „Mehr Transparenz finde ich grundsätzlich nicht schlecht“, sagt Tim Hoyler. Gerade das sei ein Anliegen, mit dem die Partei bei den Wählern punkten könne.