Nürtingen. Ein 56-Jähriger und sein 34 Jahre alter Sohn müssen sich seit Montag vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Der in Nürtingen lebende Vater soll mit seinem in Weinstadt-Endersbach ansässigen Veranstaltungsbetrieb zwischen 2006 und 2012 Einkommen-, Gewerbe- und Umsatzsteuern in Höhe von insgesamt 1,75 Millionen Euro hinterzogen haben. Davon soll er mehr als eine halbe Million Euro gemeinsam mit seinem Sohn unterschlagen haben.
Der 34-jährige Sohn wollte zum Prozessauftakt keine Angaben zu den Vorwürfen machen. Er berichtete indes über seinen Lebenslauf, seine familiäre und finanzielle Situation sowie über den Einstieg ins Geschäft seines Vaters. Dieser berichtete vor Gericht dann auch über die Veranstaltungshalle. Vorwiegend große Hochzeiten würden dort gefeiert. Auch ein Catering sei integriert. Der Angeklagte gab an, er sei zunächst von einem Freund gefragt worden, ob er dabei helfen könne, die Geschäfte zu leiten. Er selbst habe zwar keine Erfahrungen in diesem Bereich gehabt, aber man habe sich geeinigt. Der 56-Jährige sprach von einer Angestellten, von der man angenommen habe, dass sie sich mit der Organisation von Festen in Stadthallen auskenne. Sie habe den Kundenkontakt übernommen. Auch die Bezahlung von Mitarbeitern sei in ihre Zuständigkeit gefallen. Ihr Sohn habe die Räume für die Feierlichkeiten hergerichtet.
Angeklagte schweigen zur Tat
Nach einiger Zeit „haben wir gesehen, dass die Geschäfte ernsthafter werden“, so der 56-Jährige vor Gericht. Zunächst habe er den Veranstaltungsbetrieb „nicht als ernsthafte Angelegenheit“ betrachtet. Seit 2012 aber sei das Geschäft „spitze“ gelaufen. Einige Zeit später sei das Finanzamt zur Kontrolle gekommen. Die Beamten hätten ihm mitgeteilt, er habe rund 700 000 Euro Steuern zu zahlen. Das habe er nicht stemmen können, weshalb schließlich ein Privatinsolvenzverfahren eingeleitet worden sei. Er habe fast eine Million Euro zahlen müssen. Zur Anklage wolle er sich nun doch nicht äußern, kam ihm plötzlich in den Sinn. Weder die Vorwürfe noch die Berechnungen der Finanzbehörde könne er nachvollziehen.
Seine Verteidigerin zeigte sich alles andere als glücklich über das Verhalten ihres Mandanten. Da vieles mit ihm anders abgesprochen gewesen sei, bat sie um ein Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit den Verfahrensbeteiligten. Alle Verteidiger stellten schließlich noch den Antrag, im Finanzamt Schwäbisch Gmünd Einsicht in die sichergestellten Asservate nehmen zu können. Die Hauptverhandlung wird am heutigen Donnerstag fortgesetzt. Vorerst sind Termine bis Mitte Mai angesetzt.Julia Theermann