Die deutschlandweiten Probleme im Linienverkehr, die die von der EU vorgeschriebenen, europaweiten Ausschreibungen mit sich brachten, waren vielfach prognostiziert und voraussehbar. Die Linienvergabe erfolgt ohne Rücksicht auf die ortsansässigen Unternehmen, sodass in den vergangenen zehn Jahren von ehemals rund 5 000 privaten Busunternehmen bereits 1 300 aufgegeben haben. Auch im Kreis Esslingen hat es bereits einige Unternehmen getroffen, die von heute auf morgen einen Großteil oder alle Mitarbeiter entlassen mussten.
Auch die Busfahrer gehören zu den Verlierern der Ausschreibungen. Sie kommen zwar teils bei den neuen Anbietern unter, müssen aber meist einen Einkommensverlust von mehreren Hundert Euro akzeptieren. Wer die Chance hat, wechselt in andere Branchen, was den gravierenden Personalmangel weiter verschärft. Nicht ausreichend qualifiziertes Personal ist die Folge, was man derzeit nicht nur in Esslingen beobachten kann.
Landkreis und Kommunen hätten sehr wohl die Möglichkeit gehabt, diesen Unsinn zu verhindern. Man hätte von den Fahrern Orts- und Sprachkenntnisse und von den Unternehmen einen Betriebshof vor Ort fordern können, so wie es etwa in Luxemburg gemacht wird. Stattdessen zählt bei uns nur noch der Preis, die Qualität bleibt auf der Strecke.
Leidtragende sind die Busfahrer mit geringerem Lohn, traditionsreiche Busunternehmen vor dem Aus und verärgerte Fahrgäste, die dem ÖPNV den Rücken kehren, wenn sie die Möglichkeit haben.
Otto von Habsburg sagte bei seiner Rede in Nürtingen schon im Jahr 2000 im Hinblick auf das europäische Parlament mit seinen damals 600 Mitgliedern: Je größer ein Gremium ist, umso gründlicher verwandelt es sich letztlich in eine reine Abstimmungsmaschine. Es ist wie ein Automobil, das nur aus Bremsen besteht. Mutige und zukunftweisende Initiativen sind dann kaum noch zu erwarten.
Franz Pfeffer, Dettingen