Kirchheim. Von zwei „verdienten, langjährigen Stadträten“ sprach Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in ihrer Ehrung für Helmut Kapp und Dr. Klaus-Peter Herzberg. In Anspielung auf den 60. „Geburtstag“ Baden-Württembergs sagte sie: „Unser Land würde ohne fleißige und engagierte Kommunalpolitiker nicht da stehen, wo es steht.“ Sie dankte beiden für über 22 Jahre beziehungsweise für über zwölf Jahre der „bürgerschaftlichen Selbstmitverantwortung“.
Helmut Kapp sei für sie „ein Weggefährte der ersten Stunde gewesen“, meinte die Oberbürgermeisterin. Zuerst hätten sie parteiübergreifend und später im Dialog zwischen Stadtverwaltung und Gemeinderat vieles gemeinsam für die Stadt Kirchheim umgesetzt. Als erster stellvertretender Oberbürgermeister wie auch als erster stellvertretender Ortsvorsteher Naberns habe Helmut Kapp neben seiner Gemeinderatstätigkeit auch vielfältige repräsentative Pflichten übernommen. Hinzu kämen bei ihm noch seine hauptamtliche Tätigkeit sowie sein „Nebenamt als lustvoller Landwirt“. Helmut Kapp sei immer ein „bodenständiger Repräsentant seines Heimatstadtteils Nabern“ geblieben, der sich aber trotzdem stets seiner Verantwortung gegenüber der Kernstadt bewusst gewesen sei.
Im Gemeinderat habe sie ihn als fairen Gesprächspartner geschätzt, der zwar bisweilen heftige, aber doch immer sachliche Kritik an der Verwaltung geübt habe. Seine „ruhige und übersichtliche Art“ in den Sitzungen stehe in einem gewissen Spannungsverhältnis zu der Tatsache, dass er sich außerhalb der Sitzungen als ein „überaus spontaner und sprudelnder Mitmensch“ erweise. Seine Sachkunde und Erfahrung lasse sich im Gemeinderat nur schwer ersetzen. Aber er habe sich immer vorgenommen, aus dem Gemeinderat auszuscheiden, sobald der Neubau der Gießnauhalle unter Dach und Fach sei. Anfang Mai stehe der Spatenstich an, sodass der Zeitpunkt zum Abschied jetzt der richtige war.
Als Dr. Klaus-Peter Herzberg 1999 erstmals in den Gemeinderat gewählt worden war, hatte Helmut Kapp bereits zehn Jahre im Ratsrund hinter sich und wurde zum Vorsitzenden seiner Fraktion gekürt. Zu Klaus-Peter Herzbergs Abschied zählte die Oberbürgermeisterin etliche Themen auf, bei denen er sich „als Ratsmitglied und Arzt“ eingebracht hatte, beispielsweise vor einigen Jahren bei der Krankenhausdebatte. Einerseits pragmatisch, andererseits aber auch programmatisch habe er sich für Kinderbetreuungsplätze und für die Schulsozialarbeit eingesetzt.
Als „Highlight“ aus jüngerer Zeit erinnerte Angelika Matt-Heidecker an ein Statement zum bilingualen Zug am Schlossgymnasium, das Klaus-Peter Herzberg „in lupenreinem Französisch“ abgegeben habe. Sein Recht, ohne Rücksicht auf Fraktion und Berufsstand zu sprechen, habe er immer wieder gerne in Anspruch genommen. Sicher auch aus der eigenen Erfahrung als einstige Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Herzbergs heraus, stellte die Oberbürgermeisterin fest: „Bei manchen Wortmeldungen mag der Atem der Fraktionskollegen stillgestanden haben.“
Ganz pragmatisch waren Klaus-Peter Herzbergs eigene Abschiedsworte. Bedingt durch Heiserkeit, beschränkte er sich auf zwei Sätze: „Es war eine gute Zeit. Jetzt tagt mal schön ohne mich.“ Solidarisch meldete sich auch Helmut Kapp nur kurz zu Wort. Er forderte die Ratsmitglieder auf, „auch künftig uneigennützig der Stadt Bestes zu suchen und dafür in der Sache auch zu streiten“.
Die Nachfolgerin von Dr. Herzberg in der SPD-Fraktion ist Tonja Brinks. Das Mandat Helmut Kapps im Gemeinderat hat Steffen Barner übernommen. Neuer Fraktionsvorsitzender der CDU ist Dr. Thilo Rose. Zum neuen ersten stellvertretenden Oberbürgermeister wurde Klaus Buck gewählt. – Innerhalb weniger Wochen sind damit drei langjährige Gemeinderatsmitglieder in Kirchheim jeweils auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Bereits vor einigen Wochen hat Christof Schweiss den Sitz von Wolfgang Lipp in der Fraktion der Freien Wähler eingenommen. Wolfgang Lipp hatte allerdings auf eine Ehrung zum Abschied verzichtet.