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Vernachlässigter Waldfriedhof

Wer meint, die Zweiklassengesellschaft ende mit dem Tod eines Menschen, der irrt und schaue sich den Zustand der beiden städtischen Friedhöfe an. Während der eine ganzflächig trockenen Fußes begehbar ist und auch sonst recht gepflegt wirkt, ähneln die Freiflächen aufgelöster Gräber (zum Beispiel Feld 08a) des anderen Friedhofs insbesondere nach längeren Regenperioden teilweise einem Morast.

Regelmäßige Friedhofbesucher wissen, welchen Friedhof ich mit Letzterem meine: den Waldfriedhof! Anscheinend gibt es selbst für Tote beziehungsweise deren Hinterbliebene noch Privilegien, je nachdem, auf welchem der beiden Friedhöfe man bestattet ist/wird.

Es ist doch paradox, um nicht zu sagen: „Schilda ist überall“, wenn die Hauptwege des Waldfriedhofs von einem Kehrmobil geradezu akribisch gesäubert werden, man jedoch im Herbst zunächst durch wochenlang die Hauptwege säumende Laubwälle stapfen und anschließend durch nasses, zentimeterdick an den Schuhen klebendes Erdreich waten muss, um das zu pflegende/besuchende Grab zu erreichen. Lässt es der städtische Finanzetat nicht zu, den Boden zu verdichten und von den Hauptwegen ausgehende Plattenwege zu den Grabfeldern anzulegen? Fürwahr ein Armutszeugnis für die Große Kreisstadt Kirchheim!

Der teilweise desolate Zustand des Waldfriedhofs ist ein Relikt der Amtszeit des zwischenzeitlich abgewählten Stadtoberhaupts. Die Beseitigung dieser ärgerlichen Hinterlassenschaft obliegt nunmehr dem Amtsnachfolger. Finanziell gesehen dürften dies angesichts der kostspieligen Wahlversprechen „peanuts“ sein.

Abschließend noch eine Bemerkung zum Berufsbild des „Laubbläsers“. Da gibt es doch tatsächlich einige Intelligenzbestien, die das Laubblasgerät so einsetzen, dass das Laub auf das Grab, anstatt vom Grab weg geblasen wird. Ich durfte diesen Herbst dreimal „mein“ Urnengrab „ausbuddeln“. Dazu fällt mir nur ein Zitat von Dr. Gerhard Raff ein: „Herr, schmeiß Hirn ra!“

Jens Rauer, Kirchheim