Kleine Dörfer verlieren immer mehr Geschäfte
Versorgung in Gefahr

In immer mehr kleinen Ortschaften schließen Lebensmittelläden. Oft zieht dies weitere Schließungen im Fachhandel und Ladenleerstände nach sich. Ortszentren verlieren an Attraktivität, und für weniger mobile Menschen ist die Versorgung mit Waren des täglichen ­Bedarfs in Gefahr.

Kreis Esslingen. Die Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) hatte jüngst Bürgermeister und eine Ortsvorsteherin eingeladen, um über Erfahrungen aus der Praxis zu diskutieren. Ein Beispiel war die Nahversorgung in Reudern: Ortsvorsteherin Marietta Weil kämpft um eine Lösung in der Ortsmitte des Nürtin­ger Stadtteils. Vor Kurzem hat der dort ansässige Tante-Emma-Lebensmittelmarkt geschlossen. Obst und Gemüse können nun jeden Freitag an einem kleinen Marktstand gekauft werden.

Der große Wurf lässt noch auf sich warten. Marietta Weil sieht Chancen, die 2 700 Einwohner Reuderns bald wieder mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft versorgen zu können. Die belebte Durchgangsstraße könne dabei ein Pluspunkt sein.

Eine funktionierende Nahversorgung sieht sie als wichtigen Teil der örtlichen Infrastruktur, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. „Wollen wir den Discounter auf der grünen Wiese? Oder wollen wir den Innenbereich stärken?“, so lautet aus Sicht der Ortsvorsteherin die Schlüsselfrage.

In der Diskussion der Besucher zeigte sich vor allem eines: So unterschiedlich die Kommunen sind, so unterschiedlich müssen auch die Konzepte für eine zufriedenstellende Nahversorgung sein. Die Marktmechanismen könne man schließlich nicht außer Kraft setzen. Die Konzerne forderten gnadenlos große Verkaufsflächen, Parkplätze und beste Lagen. Aber auch die Verbraucher seien nicht zimperlich. Viele seien bis ins hohe Alter mobil und wählten die aus ihrer Sicht attraktivsten Märkte und günstigsten Preise aus. Bei der Kommune liege die Herausforderung, zwischen den Marktkräften zu vermitteln und Voraussetzungen im Rahmen ihrer Planungshoheit zu schaffen.

In diesem Zusammenhang zeigte sich in der Diskussionsrunde auch eine klare Ablehnung gegenüber zu viel zentraler Planung durch die Region. Sie mache den Kommunen das Leben oft unnötig schwer und verhindere unter Umständen erforderliche flexible Lösungen.pm