Basketball
Viel Komfort, aber wenig Fortune

Basketball Beim Auswärtstrip nach Rostock passt nur das Ende nicht ins Reiseprogramm. Warum das 82:85 nach zweimaliger Verlängerung trotzdem Mut macht. Von Bernd Köble

Bis Viertel vor acht am Samstagabend hatten Kirchheims Zweitliga-Basketballer alles richtig gemacht. Zum ersten Mal überhaupt ging es per Linienflug zu einem Auswärtsspiel. Am Flughafen in Berlin-Tegel wartete pünktlich der Mannschaftsbus, der Spieler, Trainer und Fans das letzte Stück bis zum Hotel in Rostock brachte. Gemeinsames Abendessen, Videoanalyse, Bettruhe - anderntags völlig ausgeruht zur Spielvorbereitung in die Halle. So entspannt und geordnet wie beim 800-Kilometer-Trip an die Ostsee verlaufen Reisen zu Kirchheimer Auswärtsspielen nicht immer.

Ein Vorprogramm, wie es für den langjährigen Assistant Coach Mauricio Parra in der BBL stets die Regel war und das auch die Mannschaft in diesem Fall zu beflügeln schien, zumindest zehn Minuten lang. 23:13 nach dem ersten Viertel - die Gäste drauf und dran, ihren Ruf als Spätstarter endgültig abzulegen. Doch dann wendete sich das Blatt. Der Tabellenfünfte aus Rostock fand wie erwartet seinen Rhythmus, und auf Kirchheimer Seite häuften sich Risikopässe und leichtfertige Ballverluste. Was folgte, war eine völlig ausgeglichene zweite Hälfte mit zunächst noch klaren Reboundvorteilen der Gäste und zerfahrenen Offensivaktionen auf beiden Seiten. Wahrlich kein schönes Spiel, aber ein durchweg spannendes. Wie schon im Hinspiel mit dem glücklicheren Ende für die Rostocker, nur diesmal nach zweifacher Verlängerung.

Er könne seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, betont Mauricio Parra, für den die Videoanalyse schon auf der Heimfahrt im Bus begann. „Wir haben uns immer wieder großartig zurückgekämpft und wir haben defensiv wenig zugelassen“, lautet das Urteil des Trainers. Spielentscheidend aus seiner Sicht: „Die für uns ungewohnt vielen Ballverluste. Die haben uns am Ende das Genick gebrochen.“

Ohne einen Keith Rendleman in erneut überragender Form und ohne Dajuan Graf, der 48 Minuten lang im Spielaufbau rackerte und sich dabei lediglich zwei Ballverluste leistete, wäre eine Verlängerung freilich gar kein Thema gewesen. Zu den Enttäuschten gehörte Kirchheims Topscorer Rhondell Goodwin. Mit einem halben Dutzend Turnovers erwischte der US-Guard einen rabenschwarzen Tag, genoss hinterher aber immerhin Rückhalt von der Bank: „Solche Spiele erleben auch die Besten“, meinte Parra. „Er hat uns in dieser Saison schon so oft gerettet.“ Gleiches könnte auch für Kevin Wohlrath gelten, der in den Schlusssekunden gleich zweimal zur tragischen Figur wurde: Erst öffnete er Tony Hicks auf fatale Weise die Tür zum vorentscheidenden 85:82 zwölf Sekunden vor Ablauf der Uhr. Im letzten Angriff entschied sich der 23-Jährige trotz eines Drei-Punkte-Rückstands, zum Korb zu ziehen, anstatt mit dem möglichen Dreier die Chance zum erneuten Ausgleich zu suchen.

Solche Fehler dürften auch am Freitag nicht ungestraft bleiben. Dann heißt der Gegner Hamburg - trotz zweier Niederlagen in den vergangenen drei Spielen noch immer Tabellenzweiter. „Wir fahren trotz der Enttäuschung mit viel Selbstvertrauen dorthin“, verspricht Parra. „Ich habe in Rostock auch viele gute Dinge gesehen.“