Kirchheim. Mit einem Stadtspiel im Herzen Kirchheims, einer Kunstaktion in der Fußgängerzone und einem besonderen Filmtag im barrierefreien Stadtkino Anfang des Monats starteten das Mehrgenerationenhaus Linde gemeinsam mit der Lebenshilfe und dem Aktionskreis für Menschen mit und ohne Behinderung (AKB) Kirchheim die Inklusionsoffensive des Kreisjugendrings. „Es war fantastisch“, möchte Linde-Leiter Matthias Altwasser die vielen Gespräche und Begegnungen „auf dr Gass‘ mit total unterschiedlichen Leuten“ während der drei Tage nicht missen. Im Gegenteil. „Ich möchte mehr davon haben. Es muss weitergehen“, ist er begeistert von der „tollen Kooperationsgeschichte“ mit Lebenshilfe und AKB. Das sieht auch Daniela Egner, studierte Kunsttherapeutin und Heilerzieherin, so. Sie hat seit Mai eine 80-Prozent-Stelle in der Linde und ist, wie Altwasser, hoch motiviert, den Inklusionsgedanken im Kirchheimer Alltag zu verankern und das Gemeinwesen für das viel diskutierte Thema zu sensibilisieren.
Nicht überall lassen sich die baulichen Barrieren so leicht mit einer von Ehrenamtlichen des Mehrgenerationenhauses gebauten Rampe überwinden wie im Stadtkino. Weder in der Linde noch im Rathaus ermöglicht Rollstuhlfahrern ein Aufzug den Zugang. Barrierefreiheit? „Es wäre schön, wenn wir gemeinsam in diese Richtung denken könnten und die Kommune es auch so sehen würde“, sagt Matthias Altwasser.
Dem Leiter des Mehrgenerationenhauses schwebt vor, bis zum Herbst ein Aktionsbündnis Inklusion zu schmieden „und bis dahin möglichst viele Organisationen einzubinden und mitzunehmen“. Auf jeden Fall weitermachen wird die Projektgruppe, die die Inklusionstage in Kirchheim organisierte.
Heute startet das Kinderferienprogramm der Linde, an dem behinderte wie nicht behinderte Mädchen und Jungs mitmachen können. Bereits beim 19. Kult-Ur Open-Air am Wochenende zwischen Weilheim und Neidlingen war ein inklusives Helferteam am Start.
Wer, wenn nicht die offene Jugendarbeit, soll sich dieser Themen annehmen? stellt Matthias Altwasser die rhetorische Frage.
Auch Simon Deuschle von der Lebenshilfe Kirchheim erlebte die Inklusionstage als „sehr bunt und mit vielen guten Begegnungen“ zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Er sieht in diesem Start der Inklusionsoffensive des Kreisjugendrings den Aufbruch in einen neuen Prozess, der sich stetig weiterentwickeln müsse. „Ich würde mich freuen, wenn weitere Kooperationspartner hinzukämen und wir uns noch breiter aufstellen könnten“.
„Sehr, sehr positiv“ hätten auch die Menschen mit Behinderung die Inklusionstage in Kirchheim empfunden, berichtet Simon Deuschle. „Sie konnten mitwirken und waren einbezogen in alle Aktionen. Das ist praktische Teilhabe“.