Göppingen. Bettina Münz, stellvertretende Leiterin der Göppinger Agentur für Arbeit, schätzt die Situation auf dem Arbeitsmarkt im Bezirk trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit auch im Juli als günstig ein. „Einen saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit, insbesondere der Jugendarbeitslosigkeit, beobachten wir jedes Jahr in den Sommermonaten“, sagte sie. Junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte würden aber in der Regel nach einer kurzen Übergangszeit zwischen dem Ende der Ausbildung und dem Beginn einer beruflichen Tätigkeit schnell in den Arbeitsmarkt einmünden. „Der Markt ist aufnahmefähig – besonders für gut ausgebildete Arbeitskräfte“, kommentiert Münz die aktuelle Entwicklung.
Von allen Arbeitslosen im Agenturbezirk sind 8 867 Hartz IV-Empfänger. Ihre Zahl hat im Vergleich zum Vormonat um 1,1 Prozent abgenommen. Verglichen mit Juli 2011 waren in den Jobcentern Esslingen und Göppingen 10,2 Prozent weniger arbeitslos gemeldet.
Beim Jobcenter des Landkreises Esslingen mit den Standorten in Esslingen, Kirchheim, Leinfelden-Echterdingen und Nürtingen ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 1,9 Prozent auf jetzt 5 985 Arbeitslose gesunken, 10,6 Prozent weniger als im Juli 2011. Beim Jobcenter des Landkreises Göppingen mit den Standorten Geislingen und Göppingen waren 2 882 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 0,6 Prozent mehr als im Vormonat, aber 9,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Der leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit in diesem Monat findet sich fast ausschließlich bei der Gruppe der Jüngeren wieder. So waren im Juli 1 470 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet, 24,7 Prozent mehr als im Vormonat, aber 1,9 Prozent weniger als im Juli 2011.
Bei den Jugendlichen unter 20 Jahren waren im Juli 270 Arbeitslose gemeldet; das waren 17,9 Prozent mehr als im Vormonat, und 1,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Die Zahl der 50-jährigen und älteren Arbeitslosen ist dagegen gesunken: Im Vergleich zum Juni um 0,5 Prozent auf 5 183 Personen. Das sind 7 Prozent weniger als im Juli 2011.
4 731 Menschen waren im Juli seit mindestens einem Jahr arbeitslos gemeldet und galten damit als langzeitarbeitslos. Das waren 1,2 Prozent weniger als im Vormonat und 13,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Die Arbeitslosenquote lag im Juli bei 3,8 Prozent, im Landkreis Göppingen bei 4,0 Prozent und im Landkreis Esslingen bei 3,6 Prozent, wobei es in Kirchheim 3,7 Prozent sind. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigt einen saisonüblichen Verlauf. Mit Ausnahme von Leinfelden-Echterdingen – hier blieb die Quote unverändert – stieg die Arbeitslosenquote um jeweils 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat. 2011 lag die Quote noch bei 4,1 Prozent.
Der Bestand an offenen Arbeitsstellen ist im Vergleich zum Juni gestiegen: 7 782 ungeförderte Stellen – also freie Arbeitsplätze, die ohne Einbeziehung geförderter Stellen wie Arbeitsgelegenheiten nach dem Sozialgesetzbuch II angeboten werden – wurden dem gemeinsamen Arbeitgeberservice von Agentur und Jobcentern zur Besetzung gemeldet. Das waren 299 – plus 4,0 Prozent – mehr als im Vormonat, und 449 – plus 6,1 Prozent – mehr als im Vorjahr.
Insgesamt 2 346 Stellen wurden im Monat Juli neu gemeldet, das waren 16,3 Prozent mehr als im Juni 2,3 Prozent weniger als im Juli des Vorjahres. „Wir können in den aktuellen Zahlen keine Tendenzen wahrnehmen, die eine Schwächung der heimischen Wirtschaft indizieren“, urteilt Bettina Münz. Einer der Indikatoren, an denen sich Veränderungen oder eine mögliche Trendwende schon früh abzeichnen, ist die Zeitarbeitsbranche. „Seit mittlerweile rund einem Jahr verändert sich die Beschäftigung dort saisonbereinigt nur noch geringfügig. Die Arbeitskräftenachfrage aus der Zeitarbeit ist nach wie vor hoch“, so die Einschätzung der stellvertretenden Leiterin.
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober vergangenen Jahres gab es im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen 4 518 Bewerber um eine Ausbildungsstelle, 0,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 5 270 gemeldete Berufsausbildungsstellen, das entspricht einem Plus von 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit kommen rein rechnerisch 1,17 Ausbildungsstellen auf einen Bewerber. „Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind in diesem Jahr so gut wie schon lange nicht mehr. Auch jetzt noch sind viele attraktive Ausbildungsstellen mit Ausbildungsbeginn im Herbst frei. Ich kann jedem, der bisher noch keinen Schul- oder Ausbildungsplatz gefunden hat, nur raten, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und sich schnell einen Termin bei der Berufsberatung zu besorgen“, so Münz. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit ist auch während der Sommerferien Ansprechpartner in allen Fragen der Berufswahl.
Zum Stichtag 31. Dezember 2011 waren 265 161 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt: 3,1 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Damit liegt der Beschäftigungsaufbau im Göppinger Agenturbezirk über dem Landesschnitt, der bei plus 2,8 Prozent lag.
Insbesondere bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen, aber auch im Bereich Verkehr und Lagerei sowie im Gesundheits- und Sozialwesen sind mehr Menschen beschäftigt als noch vor einem Jahr. pm