Das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) ist in Kirchheim seit 40 Jahren präsent und bietet an zwei Standorten Hilfe und Unterstützung für Kinder und Jugendliche an. Wie groß die Bandbreite der Arbeit tatsächlich ist, darüber berichteten drei leitende Mitarbeiter im Finanz- und Verwaltungsausschuss.
Andreas Volz
Kirchheim. Zunächst einmal stellte Harald Gerharth, Gesamtleiter des CJD in Württemberg, die deutschlandweite Einrichtung vor: An über 150 Standorten sind demnach rund 9 500 hauptamtliche Mitarbeiter tätig. Das CJD bekenne sich zwar zum christlichen Leitbild, das auch in seinem Namen steckt. „Aber“, so fügte Harald Gerharth hinzu, „zu uns kommen Menschen aus allen Nationen und Konfessionen.“ Außerdem gehöre das CJD keiner Kirche an, was sich eben auch auf die Finanzierung auswirkt: „Wir werden nicht subventioniert. Niemand übernimmt unseren Abmangel.“ Natürlich erhalte auch das CJD öffentliche Zuschüsse. Aber die müssen jedes Mal beantragt werden.
Über die Arbeit des CJD in Kirchheim am Standort Hohenreisach berichtete Peter Seidl, der Leiter der beruflichen Bildung für Wiesensteig und das Hohenreisach. Hier bietet das CJD unter anderem Berufs-Orientierung für Achtklässler aus drei Kirchheimer Schulen an: aus der Konrad-Widerholt- und der Raunerschule sowie aus der Grund- und Werkrealschule Jesingen. Zwei Wochen lang können die jungen Leute insgesamt in drei verschiedene Berufsfelder „reinschnuppern“.
30 bis 40 Achtklässler bevölkern dann den Hohenreisach. Außerhalb der Berufs-Orientierung sind immer noch 60 bis 70 Jugendliche dort zugange. Für sie gibt es unter anderem als Rehabilitation eine „Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme“ (BvB), die elf Monate dauert. Die Teilnehmer haben entweder gar keinen Schulabschluss oder einen Förderschulabschluss. Teilweise wohnen sie in der Nähe und pendeln zum Hohenreisach. Teilweise wohnen sie dort auch im Internat. Zusätzlich gibt es noch die BvB mit Internat für junge Menschen, die psychisch beeinträchtigt sind. Im Gegensatz zum Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) sei die BvB sehr praxisorientiert, meinte Peter Seidl.
Berufsausbildungen bietet das CJD am Hohenreisach ebenfalls an. In Vollausbildung geht es dabei um Bürokaufleute oder Bauzeichner. Ein ganz neues Angebot bezieht sich auf das Berufsbild der Fachinformatiker für Systemintegration. Außerdem gibt es die Werker- oder Fachpraktikerausbildung, die Peter Seidl zufolge „theoriereduziert, im praktischen Teil aber mit der Vollausbildung gleichzusetzen“ ist. Als Ausbildungsgänge nannte er die Fachpraktiker für Hauswirtschaft oder auch für die Küche. Letzteres habe früher einmal „Beikoch“ geheißen.
Außerdem kümmert sich das CJD im Hohenreisach auch um ganz „normale“ Auszubildende, wenn sie Schwierigkeiten haben – sei es im Betrieb oder in der Berufsschule. Hauptsächlich gehe es dabei um Auszubildende in der Baubranche, weil das CJD besonders eng mit dem Verband kooperiert. Ziel ist es, durch entsprechende Vermittlungsgespräche zu vermeiden, dass die Auszubildenden ihre Ausbildung abbrechen.
Den CJD-Standort im Doschler leitet Inge Starzmann. Das jüngste Projekt, von dem sie nun im Ausschuss berichtete, ist die Kindertagesstätte. Zwei Krippengruppen und eine Kindergartengruppe mit insgesamt über 50 Plätzen seien seit September in Betrieb, eine weitere Kindergartengruppe soll noch dazukommen. „Wir befinden uns noch im Aufbau“, sagte sie und ergänzte auf Nachfrage, dass sich das auch auf das Personal beziehe. Für die Personalgewinnung ist das CJD sogar selbst aktiv: „Wir sind Ausbildungsstätte und wollen auch weiterhin selbst Erzieher ausbilden.“
Das klassische Jugendwohnheim gibt es im Doschler nach wie vor, etwa für die angehenden Landmaschinenmechaniker, die ihren Blockunterricht in Kirchheim an der Max-Eyth-Schule absolvieren. Dazu kommen im Wohnheim junge Menschen in berufsbildenden oder berufsvorbereitenden Maßnahmen und auch solche mit Lernbehinderungen oder sozialen Beeinträchtigungen.
Ein Projekt, das Inge Starzmann besonders am Herzen liegt, heißt „Mütter in Ausbildung“ (MiA). Derzeit seien es zehn junge Mütter mit ihren Kindern, die das CJD begleitet. Für dieses Projekt sei das CJD gut vernetzt, mit vielen Einrichtungen, Organisationen und Ämtern. Allerdings handle es sich um ein rein spendenfinanziertes Projekt – unterstützt unter anderem durch die Teckboten-Weihnachtsaktion 2011/2012.
Auf die Nachfrage, ob sich nicht am Hohenreisach die gute Aktion – nämlich dass Jugendliche des CJD im weiten Umkreis Müll aufsammeln – ausweiten ließe, etwa auf die Vermeidung von Lärm, sagte Harald Gerharth: „Wir arbeiten daran, haben es aber immer wieder mit ,neuen‘ Jugendlichen zu tun.“ Wem Fehlverhalten von Jugendlichen auffalle, der solle sich auf jeden Fall beim CJD melden.