Die historisch vorbelastete Namenswahl der Villa fordert eine gewisse Erwartungshaltung heraus - angesichts der Erfolgsgeschichte der „alten Villa“ unter Michael Holz, die vor elf Jahren endete. Matthias Wölpper, damals der erste DJ der „Ära Michael Holz“, erinnert sich gerne an den Zauber der Villa. „Wir hatten eine wirklich tolle Zeit“, erzählt er. „Die Musik war noch nicht von MTV und Viva beeinflusst, es gab viel mehr Freiheiten.“ Damals war in der Villa die Hölle los, oft mit bis zu 700 Gästen im Durchlauf. Selbst ganz zum Schluss, als Holz die Villa wegen zu hoher Pacht schließen musste, waren die Partys „legendär“, wie Wölpper erzählt, „da ging es bis 8.00 Uhr morgens...“
Der neue Chef der Villa und frühere Mona-Lisa-Betreiber Dietmar Romppel lebt seit 18 Jahren in Kirchheim. Auch er selbst was früher Gast in der Villa und erinnert sich an sie als eine „Hammer-Location“. Wer aber die „gute alte Villa“ zurück erwartet, der sollte nicht zu melancholisch werden. „Schwachsinn, wir leben in 2012. Neue Zeit – neue Villa“, sagt Dietmar Romppel. Auch optisch ist die Villa bewusst ganz anders als früher. Die Einrichtung wurde größtenteils vom „Wanga“ übernommen. „Warum Schönes kaputt machen, nur um Altem nachzueifern?“ fragt Dietmar Romppel. Er hatte das Wanga seinerzeit mit konzeptioniert, meint aber, es sei für Kirchheim dann doch einen Tick „too much“ gewesen.
Als Bar/Lounge ist die Villa gedacht, immer donnerstags, freitags und samstags für alle über 18 Jahre geöffnet. Auch wenn es sich um keinen Club handelt, kann sich bei entsprechendem Publikum am Wochenende schon mal eine Party entwickeln. 80er, 90er und aktuelle Charts werden gespielt, Romppel will weg von Elektro, Techno und House. Bodenständig soll die Villa sein: Für den kleinen Hunger gibt es eine Snackbar mit Hotdogs.
Kronleuchter und Discokugeln, schwarz und weiß, gemütliche Kaminfeuer auf Plasma-Bildschirmen, barocke Sessel und moderne, weiße Ledersofas: Die Villa ist voller Gegensätze. Doch: die Mischung funktioniert. Und dass soll sich nicht nur auf die Einrichtung beziehen. Dietmar Romppel erinnert sich an seine Zeit mit 20, als er sich unter Älteren immer wohlgefühlt hat. So soll es nun auch in seiner Villa werden. „Die Jugend grenzt sich heute so sehr ab“, kritisiert er, und startet nun mit der Villa den Versuch, Jung und Alt zu vereinen. Alle, denen die Villa gefällt, sind eingeladen und sollen sich wohlfühlen. Die weißen Möbel laden zwar nicht gerade zum Straßenschuhehochlegen ein, aber eine gemütliche Atmosphäre herrscht hier zweifelsohne.
Ein Biergarten mit Selbstbedienung ist ab März geplant, vorausgesetzt, der späte Winter macht dem keinen Strich durch die Rechnung. Das Obergeschoss der Villa soll außerdem bald ein Veranstaltungsraum werden. Der Keller soll in Zukunft ein Club sein. Hört sich vielversprechend an, wenn auch ein Kritikpunkt da ist: Durch die Toilettentüren fühlt man sich doch leicht beobachtet…
Mit den Nachbarn hat sich die Villa bereits gutgestellt, sie bekamen eine Einladung zur Eröffnungsfeier und einen Gratis-Prosecco. Es scheint also, als sei alles vorbereitet zum Durchstarten für die Villa 2.0.