Die Trauung in der Kirche steht auch bei modernen Paaren hoch im Kurs – „Segen für uns und unsere Ehe“
Vom „Jumping-Dinner“ zum Altar

Die traditionelle Traumhochzeit in der Kirche liegt im Trend – das hat Wilfried Veeser, evangelischer Pfarrer in Dettingen, beobachtet. Auch Bianca und Jochen Strunck aus Esslingen wollten auf die festliche Trauung nicht verzichten: Sie gaben sich heuer in der Sankt Georgskirche in Dettingen das Ja-Wort.

Vom „Jumping-Dinner“ zum Altar
Vom „Jumping-Dinner“ zum Altar

Dettingen. Für Bianca und Jochen Strunck begann alles beim „Jumping-Dinner“ – einem Treffen, bei dem wildfremde Menschen miteinander kochen und essen und sich so näher kennenlernen. Bianca und Jochen kochten gemeinsam Lasagne. „Es war zwar keine Liebe auf den ersten Blick, aber wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden“, erzählt die 31-jährige Diplom-Kauffrau.

Nur wenige Wochen später schmiedete das frisch verliebte Paar gemeinsame Zukunftspläne, nach dreieinhalb Monaten zogen die heute 31- und der 33-jährige Informatiker schließlich zusammen – und nach weiteren sieben Monaten standen Bianca und Jochen vor dem Standesamt. Genau ein Jahr später – am 11. September dieses Jahres – heiratete das Paar aus Esslingen in der evangelischen Kirche in Dettingen. „Wir möchten den Segen für uns und unsere Ehe. Und wir wollen, dass Gott auf uns aufpasst“, erklärt Bianca, warum sie sich eine kirchliche Hochzeit wünschte. Und auch ihrem Mann war „immer klar, dass die Trauung in der Kirche einfach dazugehört“. Denn obwohl ihre standesamtliche Hochzeit in Buseck bei Gießen sehr schön gewesen sei, hat die Trauung in der Kirche für Bianca und Jochen einen höheren Stellenwert. „Sich das Ja-Wort vor Gott und den geladenen Gästen zu geben, ist einfach nochmal etwas anderes“, findet die 31-Jährige. „Das Standesamt steht für die rechtliche Seite. Die Kirche hat eine größere emotionale Bedeutung“, fügt ihr Mann hinzu.

Für ihren Traugottesdienst wünschten sich Bianca und Jochen, dass er traditionell gestaltet wird. So gehörten zahlreiche Bräuche wie zum Beispiel der Ringtausch dazu. „Bei der Predigt haben wir aber Wert darauf gelegt, dass sie modern und nicht weltfremd ist. Wir wollten einen traditionellen Rahmen, aber eine zeitgemäße Interpretation“, beschreibt der Bräutigam, der das Kleid seiner Frau nicht vor der Trauung sehen durfte. „Es war ein ganz besonderer Tag, an dem ich besonders aussehen und meinen Mann überraschen wollte“, unterstreicht Bianca, die in einen schicken Zweiteiler – einen schlichten Rock und ein besticktes Oberteil – in Créme-Weiß gehüllt war. Ihr Mann trug einen eleganten Anzug in Créme-Champag­ner.

Eine besondere Variante hatte sich das Paar für seinen Einzug in das Gotteshaus ausgesucht: Biancas Vater begleitete seine Tochter nicht bis zum Altar, sondern nur bis zur Mitte des Ganges. Dort überreichte er die Braut ihrem Mann. „Wir kennen den ursprünglichen Hintergrund der Übergabe am Altar – nämlich, dass die Tochter aus dem Eigentum des Vaters ins Eigentum des Ehemannes übergeben wird. Aber so sehen wir das nicht“, betont Bianca. Vielmehr geht es für sie darum, dass ihr Vater sie auf ihrem bisherigen Lebensweg begleitet hat und dass sie den restlichen Weg zusammen mit Jochen geht.

Dem Zufall überließ das Paar auch nicht, auf welcher Seite Braut und Bräutigam vor dem Altar saßen: „Ich weiß noch aus der Grundschule, dass Gott für Jesus einen Ehrenplatz zu seiner Rechten frei hielt“, erzählt Jochen. „Und ein Gentleman tut das natürlich auch für seine Frau“, fügt er schmunzelnd hinzu. Gedanken hat sich das Brautpaar auch bei der Wahl des Trauspruchs gemacht. Letztlich fiel die Wahl auf den Satz „Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“. „Bei einer Ehe geht es darum, dass man sich nicht nur sagt, dass man sich liebt, sondern dass man dies auch immer wieder in kleinen Taten zeigt“, erklärt Bianca die Wahl.

Für Dettingen hatte sich das Paar eigentlich wegen einer bestimmten Gaststätte entschieden – die jedoch kurzfristig absagte. Bianca und Jochen blieben der Gemeinde trotzdem treu, auch wegen der „hellen und freundlichen Kirche“. Gefeiert wurde nach dem Gottesdienst mit etwa 70 Gästen in der Limburghalle in Weilheim.

„Gemeindegrenzen spielen bei Hochzeiten keine Rolle“, informiert Dettingens evangelischer Pfarrer Wilfried Veeser, der für Bianca und Jochen Strunck den Traugottesdienst gestaltete. Allerdings müsse man zuvor den Pfarrer des Wohnortes, der eigentlich zuständig wäre, um Erlaubnis bitten. In der Dettinger Kirche gaben sich in diesem Jahr noch drei weitere Paare, die nicht in Dettingen leben, das Ja-Wort. Mesnerin Eva Lauk weiß genau, warum Dettingen für Auswärtige beliebt ist: „Die Dettinger Kirche ist eine Wunschkirche, weil sie besonders hell ist.“

Das Ehepaar Strunck jedenfalls war begeistert davon, wie Pfarrer Veeser den Gottesdienst gestaltete. „Es war mitreisend und sogar unterhaltend. Für uns war es genau so, wie wir Glauben und Kirche heute verstehen: ein Gotteshaus, das Fröhlichkeit, Respekt, Dankbarkeit, Glaube und Segen vereint“, verdeutlicht ­Bianca. Oft habe das Paar die Erfahrung gemacht, das Kirche mehr mit Buße, Dunkelheit und wirklichkeitsfremden Predigten zu tun hat. „Bei unserer kirchlichen Trauung war das aber überhaupt nicht der Fall.“