Ewald und Helene Bastendorf feiern heute auf dem Naberner Minigolfplatz ihre diamantene Hochzeit
Vom Tanzkränzchen zur eigenen 18-Loch-Bahn

Kirchheim. Dass sie eines Tages ihre diamantene Hochzeit ausgerechnet auf dem Golfplatz verbringen werden, hätten Ewald und Helene Bastendorf geb. Boos sicher nicht gedacht, als sie sich im Alter von 22 beziehungsweise 20 Jahren in Geis­lingen das Ja-Wort gaben. Golf sei ihr Leben, betonen die beiden Eheleute 


in eindrucksvoller Übereinstimmung, für die 18-Loch-Anlagen schon lange zur zweiten Heimat geworden sind. Nach Aufenthalten in Florida, in der Karibik oder auf Mauritius sind sie inzwischen zwar etwas reisemüde geworden, dafür steht das Golfen immer noch ganz oben auf ihrer Prioritätenliste.

Die beiden sind aber nicht millionenschwere Ruheständler, die an den schönsten Fleckchen der Welt mit Elektro-Carts über frisch gemähte Greens fahren und sich vom Caddy getragene Putter oder das jeweils passende Eisen reichen lassen. Sie jetten nicht weltweit von Anlage zu Anlage, sondern geben es gerne etwas bodenständiger und bescheidener – auch wenn sie zu ihren erfolgreichsten Zeiten gleich drei Golfanlagen gleichzeitig betrieben.

Dass Ewald und Helene Bastendorf sich inzwischen „nur noch“ um die Minigolf- und Pit-Pat-Anlage am Naberner Sportplatz „Oberer Wasen“ kümmern „müssen“, hält die beiden fit und sorgt dafür, dass sie immer draußen und unter Menschen sind. Das wird auch heute am Tag ihrer diamantenen Hochzeit nicht anders sein.

Dass aus ihren fünf Kindern „etwas geworden ist“, erfüllt sie mit Stolz und großer Dankbarkeit. Dass auch der Minigolf-Virus gebührend weitergegeben werden konnte, freut sie ganz besonders, denn zwei ihrer Kinder kümmern sich schon lange um ihre beiden anderen Minigolf-Anlagen in Geislingen und Wendlingen.

Mit „nur“ einem Platz ist das rüstige diamantene Hochzeitspaar mehr als zufrieden, denn sich „schon“ zur Ruhe zu setzen, könnten sich beide überhaupt nicht vorstellen. „Es gibt hier immer was zu tun“, sagt Ewald Bastendorf und blickt voller Stolz über die nach der langen Winterpause wieder gründlich aufpolierte Anlage. Auch wenn vor allem die zu Beginn der neuen Saison erforderlichen Arbeitsstunden noch in einem klaren Missverhältnis zu den Besucherzahlen stehen, werkelt der Jubilar gerne schon vormittags in der Anlage herum und sorgt dafür, dass die Besucher optimale Bedingungen vorfinden.

Ewald Bastendorf ist ein bekennender Perfektionist und denkt dabei nicht ausschließlich an andere. Auch ein Minigolf-Profi kann schließlich nur unter optimalen Bedingungen mit sensationellen 18 Schlägen durch den gesamten Parcours kommen. Da wohl niemand seine langjährigen Rekorde in den beiden Disziplinen „Zahl der Schläge pro Runde“ unter- und „Spielrunden pro Jahr“ überbieten kann, hat er auch persönlich am meisten davon, wenn alles perfekt gewartet und instand gesetzt ist. Der mustergültige Platz soll schließlich nicht nur ambitionierten Profis ideale Trainingsmöglichkeiten und Wettbewerbsbedingungen bieten, sondern gleichzeitig auch Freizeitspielern viel Vergnügen bereiten.

Das seit 1969 in Nabern lebende Ehepaar hat viele Stammkunden aus der Umgebung, und die Minigolf-Anlage ist ein beliebter lokaler Treffpunkt, der aber auch von weiter entfernteren Gästen geschätzt wird. Manche kommen regelmäßig von Nürtingen, Filderstadt oder Schorndorf nach Nabern, um in der Gruppe ihrem sportlichen Ehrgeiz freien Lauf zu lassen. Neben klassischem Minigolf können sich die Besucher auch für Pit-Pat entscheiden, eine auf Tischen mit dem Queue gespielte Mischung aus Minigolf und Billard.

Wer seine Anlage so vorbildlich in Schuss hält wie Ewald Bastendorf und seine Frau Helene will natürlich auch, dass die Regeln eingehalten werden. Sie erwarten zu Recht, dass die Besucher pfleglich mit den gepflegten Bahnen und den hochwertigen Golfschlägern umgehen.

Damit das Minigolfen trotz allem sportlichen Ehrgeiz ein mit gleichen Chancen betriebenes Hobby bleibt, gibt es hier keine ausrüstungs- und wissensmäßigen Unterschiede. Außer ehrgeizigen Könnern, die den schwer zu bezwingenden Hausherrn herausfordern wollen und mit eigener Ausrüstung antreten, bekommen alle Besucher ein Körbchen mit vier unterschiedlichen Bällen. An jeder der 18 Bahnen sind Schilder mit entsprechenden Erklärungen angebracht, die auch absoluten Neulingen sagen, was genau sie machen müssen und mit welchem Ball sie das am besten umsetzen können.

Eigentlich hatte Ewald Bastendorf in jungen Jahren damit geliebäugelt, Koch oder Metzger zu werden. Dass dann alles ganz anders gekommen ist, verdankt das Ehepaar einer weitsichtigen Entscheidung. Ewald Bastendorf besuchte 1960 die erste Minigolfanlage in Ulm und war sofort begeistert. Auch wenn es viele Skeptiker gab, die warnten oder sie mitleidig belächelten, als sie 1961 in Geislingen ihre erste eigene Minigolf-Anlage eröffneten, ging die mutige Rechnung auf.

Die Jubilare, die sich bei einem Tanzkränzle in Geislingen kennengelernt hatten und vom Siegeszug der in den 60er-Jahren aufkommenden Minigolf-Welle überzeugt waren, können sich an ihrem heutigen Festtag auf der herausgeputzten Musteranlage freuen, dass sie sich richtig entschieden haben – privat und auch im Blick auf ihre zum Lebensinhalt gewordene Leidenschaft für das Golfen.