Lokales
Von absurd 
bis notwendig

Sollen Pferdehalter über eine jährlich zu bezahlende Steuer genauso zur Kasse gebeten werden wie Hundebesitzer? Die Meinungen darüber gehen ­auseinander.

Wolfgang Zeitler

Wolfgang Zeitler

Kirchheim. „Ich habe mit Pferden nicht viel am Hut“, winkt Wolfgang Zeitler aus Kirchheim ab. Dennoch hat der 70-Jährige eine Meinung zur Pferdesteuer: Im Sinne der Gleichberechtigung sollten Pferdehalter auch einen finanziellen Beitrag leisten. Schließlich würden Pferde ebenso wie Hunde „Schmutz verursachen“. Das Reiten und Halten von Pferden sieht der Kirchheimer nicht als Luxus an: „Golf spielen ist auch kein Luxus, sondern eine Sportart.“

Egbert Weingart aus Kirchheim spricht sich indes gegen die Pferdesteuer aus: „Pferde sind

Egbert Weingart

Egbert Weingart

nützliche Tiere. Was sie fallen lassen, kann man als Blumendünger verwenden“, weiß der 70-Jährige. Die Hundesteuer sei hingegen gerechtfertigt, denn es gebe zu viele Hunde, „die überall hinmachen“, sagt der Kirchheimer.

Heidi Ellinghaus aus Kirchheim sieht das ähnlich: „Ich finde die Pferdesteuer absurd.“ Den Betrag, den Pferdehalter im hessischen Bad Sooden-Allendorf pro Tier und Jahr bezahlen müssen, hält die 47-Jährige für zu hoch. „Andererseits macht das die Kuh auch nicht mehr fett für jemanden, der

Heidi (links) und Maren Ellinghaus

Heidi (links) und Maren Ellinghaus

sich ein Pferd leisten kann.“ Die Kirchheimerin bedauert es ein wenig, dass das Reiten „bei uns ein elitärer Sport ist“. Die Pferdesteuer würde das noch mehr befördern. „Dann könnten sich wirklich nur noch Reiche das Reiten leisten.“

Ihre 16 Jahre alte Tochter Maren, die drei Jahre lang voltigiert hat und eine Pferdeliebhaberin ist, hält ebenfalls nichts von der Einführung der Pferdesteuer: „Hunde hinterlassen viel mehr auf den Straßen, und es stinkt auch mehr.“

Michael Götz aus Kirchheim hat zu diesem Thema eine ganz andere Meinung: „Die Pferdesteuer soll kommen. Denn wenn ich im Wald jogge, liegen überall Pferdeäpfel“, sagt der 50-Jährige, der sich

Michael Götz

Michael Götz

auch für eine Katzensteuer aussprechen würde. „Es geht um die Gleichberechtigung.“ Die Halter von Tieren, die auf öffentlichen Straßen und Wegen Dreck machen – egal ob Hund, Katze oder Pferd – sollen bezahlen, ergänzt Michael Götz. Er plädiert allerdings dafür, dass der Betrag der Pferdesteuer „im Rahmen liegen“ soll. Denn das Reiten stellt für ihn keinen Luxus dar. „Zu den Pferdebesitzern zählen nicht nur Menschen, die viel Geld haben.“Fotos: Jean-Luc Jacques