Fussball Bezirksliga
Von der Alb an den Lindachstrand

Fußball-Bezirksliga Der TSV Jesingen hat mit Dieter Hiller einen ebenso bekannten wie neuen Trainer verpflichtet und der TSV Weilheim geht gegen den 1. FC Donzdorf 2:5 unter. Von Helge Waider

Das ging schnell. Nur wenige Tage nach der Demission des Jesinger Trainergespanns Danell Stumpe und Gaetano Caruana ist Stefan Haußmann, Sportlicher Leiter in den Lehenäckern, auf der Suche nach einem Nachfolger fündig geworden. Die Wahl fiel mit Dieter Hiller (61) auf einen im positiven Sinn alten Haudegen im Trainergeschäft. „Stefan und ich leben die gleiche Fußball-Philosophie. Da waren wir uns schnell einig“, sagt der B-Lizenz-Inhaber, der zuvor rund vier Jahre die SGEH trainiert hatte. Weitere Trainerstationen waren unter anderem der TV Jahn Göppingen und der TV Unterboihingen, mit dem Hiller der Durchmarsch von der Kreisliga B in die Bezirksliga gelungen war. Eine ständige Angriffsbereitschaft verbunden mit einer defensiven Grundordnung sollen, so der Trainer weiter, den TSV Jesingen wieder auf die Erfolgsstraße bringen.

Nur Weilheim im Einsatz

Ansonsten hat die Pandemie den Amateurfußball derzeit weiter fest im Griff und die Tabelle der Bezirksliga ist somit vieles - nur nicht aussagekräftig. Während die SGEH gerade mal fünf Spiele absolviert hat, stehen bei Tabellenführer FV Neuhausen schon derer neun zu Buche. Besonders die Teckregion war am Wochenende betroffen. Vier der fünf Bezirksligisten unserer Region tummeln sich rund um die Abstiegsplätze. Nach dem für vergangenen Freitag vorgesehenen Derby TSV Jesingen gegen die SGEH wurde ebenfalls bereits im Vorfeld die auf gestern terminierte Partie des TV Neidlingen beim FV Vorwärts Faurndau wegen einiger Corona-Verdachtsfälle abgesetzt. Hinzu kam, dass der VfL Kirchheim am Wochenende regulär spielfrei war.

Zuletzt SGEH, jetzt Jesingen: Dieter Hiller ist neuer TSVJ-Trainer. Foto: Mirko Lehnen

Unterm Strich blieb somit nur eine Partie mit Teck-Beteiligung übrig, nämlich die des TSV Weilheim gegen den 1. FC Donzdorf, die mit einer 2:5-Niederlage freilich ziemlich in die sprichwörtliche Hose ging. TSVW-Coach Benjamin Geiger war entsprechend bedient: „Besonders in der zweiten Halbzeit war es eine schwache Leistung von uns. Wir hatten keinen Punkt verdient.“

Tatsächlich agierten die Weilheimer im ersten Spielabschnitt durchaus auf Augenhöhe mit dem einstigen Verbandsligisten. „Unglückliche Umstände“, so Coach Geiger, führten jedoch zum 0:1-Pausenstand, als der Ball fast einen halben Meter im Seitenaus war, der Spieler die Kugel aber dennoch weitertrieb und das Tor erzielte, während die Weilheimer Spieler mit dem Schicksal hadernd stehengeblieben waren. Mann des Tages war Donzdorfs Liridon Elezaj, der mit perfekter Schusstechnik das 0:2 aus 45(!) Meter und das 1:5 aus 30 Meter erzielte.

Stimmen zur Situation

Das verbliebene Rumpfprogramm wirft freilich die Frage auf, wie eigentlich Trainer, Spieler und Funktionäre mit der Flut an Spielabsetzungen umgehen. „Wir freuen uns, dass wir spielen können“, sagt Stefan Haußmann. Für den Jesinger steht ein Komplettabbruch der Saison nicht zur Diskussion - auch wenn dadurch viele Nachholspiele und ein unregelmäßiger Spielbetrieb die Folge seien.

Ähnlich sieht es auch Patrick Kölle. Der Spielertrainer des TV Neidlingen bringt ins Gespräch, die Winterpause zu verkürzen und schon früher im neuen Jahr wieder in den Punktspielbetrieb zu starten um allzu viele Wochenspieltag zu vermeiden. „Wir haben doch keine Alternative. Wenn komplett abgebrochen wird, sitzen alle zu Hause und das Geschrei ist groß“, meint der Ex-Landesligakicker. Auch für den Ausschluss der Zuschauer hat Patrick Kölle Verständnis: „Die Gemeinden haben oft eine andere Perspektive auf die Situation.“

Oliver Klingler, Trainer des VfL Kirchheim, hat mit seinem Team schon „das Harte Brot der Quarantäne“ hinter sich: „Du kommst Dienstags zum Training und da wird dir eröffnet, dass jetzt erstmal zehn Tage gar nichts geht und du zu Hause bleiben musst.“ Danach kämen gleich die schnell angesetzten Nachholspiele, die die Mannschaft völlig aus dem Rhythmus gebracht haben. Noch einen Schritt weiter geht der Ex-Oberligaspieler mit der Vermutung, dass der ein oder andere Verein die Pandemie nutzen würde, um Spielabsetzungen aus personellen Gründen wie Sperren oder Verletzungen zu forcieren: „Das hat manchmal ein G‘schmäckle.“

Für die Spieler scheint die Situation besonders schlimm. „Es gibt keine Teambesprechungen und miteinander ausgehen ist auch schwierig“, gibt der VfL-Trainer zu bedenken. Einer, der es wissen muss, ist Marcel Helber. Der einstige Oberligaspieler und jetzige Mannschaftskapitän des VfL gehört allerdings zu den sehr besonnenen Köpfen im Team. „Es ist schwierig, den richtigen Weg zu finden. Wenn etwas passiert sucht man schnell einen Schuldigen - und das muss nicht sein“, weiß der Dettinger, der im Kirchheimer Rathaus arbeitet. Er plädiert für vorsichtiges Agieren, damit zumindest der Freiluftsport von einem Verbot ausgenommen bleibt.

Ein wenig gefrustet wirkt Christian Mirbauer. Der Coach der SGEH hat mit seinem Team zuletzt am 26. September ein Punktspiel bestritten: „Ohne Verdachtsfälle sind viele Maßnahmen für mich überzogen.“ Besonders echauffiert sich der Trainer über die herrschende Uneinigkeit: „Die eine Institution sagt, wir dürfen spielen, die andere sagt nein.“ Überhaupt nicht motivationsfördernd ist für Mirbauer die Ansetzung von Geisterspielen im Amateurbereich: „Die Menschen können sich ebenso gut im Supermarkt anstecken. Hier wie da werden Masken getragen.“