Lenningen. Der Saal des Oberlenninger evangelischen Gemeindehauses war trotz winterlicher Verhältnisse mit rund 80 Stammtisch-Gästen wieder gut besetzt, gehört doch die lokale Tageszeitung sozusagen zum „werktäglichen Frühstück“ fast jeden Haushaltes. Die Lokalzeitung ist in der Region der „Teckbote“. Deshalb waren der Verleger Ulrich Gottlieb, Redaktionsleiter Frank Hoffmann und die für das Lenninger Tal zuständige Redakteurin Iris Häfner aus Kirchheim nach Lenningen gekommen, um zu informieren und in einer Diskussionsrunde Fragen zu beantworten. Stammtisch-Organisator Werner Schulmeyer begrüßte die Gäste und Gastreferenten.
Ulrich Gottlieb informierte über die geschichtliche Entwicklung und Situation seines Verlages, der im Jahr 1832 gegründet wurde und heute nach über 180 Jahren in der fünften Generation betrieben wird. Der Verlag dürfte somit das älteste Unternehmen Kirchheims sein, ist aber auch der kleinste Zeitungsverlag im Landkreis Esslingen. Der Abonnentenanteil von 96 Prozent unterstreicht die Stellung des Teckboten als in der Region verwurzelte Heimatzeitung. Natürlich hatte und hat das Unternehmen in seiner jeweiligen Zeitepoche immer wieder um seinen Bestand zu kämpfen. Zwei Weltkriege blieben nicht ohne Folgen, der Verlag war zeitweise außer Betrieb, kämpfte sich aber mit Zähigkeit und Fleiß immer wieder nach oben. Radio, Fernsehen und die „neuen Medien“ lösten Konkurrenzängste aus. Mit flankierender und vorausschauender Geschäftspolitik konnte die Zeitung jedoch mit dem gedruckten Wort und Bild überleben. Beispielsweise wäre der kleine Verlag des Teckboten ohne Partner – weder redaktionell noch im Anzeigengeschäft – heute nicht mehr in der Lage, die Voraussetzungen zu schaffen, die den Leser und vor allem den Großanzeigen-Kunden zufriedenstellen. Aus diesem Grund gehört die enge Zusammenarbeit mit den Nachbarzeitungen zur Überlebensstrategie. Der Teckbote kooperiert redaktionell mit der Südwestpresse in Ulm, bei der 20 Verlage angeschlossen sind. Von dort kommt der überregionale „Mantel“. Regionale Beiträge werden in Kirchheim erstellt. Weiterhin bestehen Kooperationen mit den Zeitungsverlagen in Nürtingen und Esslingen. Vor allem die Anzeigen von überregionalen Kunden werden in einer Anzeigenkooperation mit den Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung betreut.
Trotz allem will das Unternehmen auch die „Neuen Medien“ im Auge behalten. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass der Zeitungsleser vorläufig nicht auszusterben droht. Diesem Leser will sich der Verlag mit lokaler Kompetenz, Objektivität und Glaubwürdigkeit im Dialog mit den Menschen in der Region stellen. Die tägliche Zeitung soll ihm „ein Stück Heimat“ ins Haus bringen. Unterstrichen wurden diese Aussagen von einem zehnminütigen Kurzfilm.
Rund 50 Teilnehmer nahmen das Angebot an, nach dem Vesper zu später Stunde gemeinsam nach Kirchheim zum Druckhaus des Teckboten in der Einsteinstraße zu fahren. Dort war ab 21.30 Uhr mitzuerleben, wie der Teckbote, 40 Seiten stark, in einem Durchlauf mehrfarbig auf einer Rollenoffset-Druckmaschine in höchster Geschwindigkeit gedruckt wurde. Aus der Papierrolle am Anfang der Maschine wurden am Ende die fertig gefalteten und zum Versand gebündelten Exemplare. So war dieser „geteilte Stammtischabend“ gleich zu Anfang des Jahres ein besonderes „Schmankerl“. bg