Die WLB-Lesekiste präsentierte in der Stadtbücherei Cornelia Funkes „Emma und der Blaue Dschinn“
Von fliegenden Teppichen und Flaschengeistern

Kirchheim. Viele Hilfsmittel standen Jördes Johannson und Christian Dräger nicht zur Verfügung, aber gerade das machte wohl den Reiz ihres Auftritts in der Stadtbücherei aus. Im


Rahmen der Kinder- und Jugendtheatertage „Szenenwechsel“ waren die beiden Schauspieler der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB) mit dem für die Technik verantwortlichen Franz And­ree nach Kirchheim gekommen.

Ein Bett, das im Lauf der Handlung zum „Palast der verwelkten Blumen“ und zuletzt auch noch zum goldenen „Gefängniskäfig“ wurde, war das herausragende Element des mitgebrachten wandelbaren Bühnenbilds. Ganz „normale“ Schlafanzüge und Morgenmäntel, die sich sekundenschnell in orientalische Kleidung verwandeln ließen, und ein Kopfkissen, das tatsächlich auch überzeugend als spektakulärer Turban genutzt werden konnte, ein Kuscheltier, eine Flasche und eine geheimnisvolle Maske – das musste reichen.

Das genügte aber auch vollkommen, um die Fantasie der Kinder anzuregen und verlieh zusammen mit der immer wieder von Christan Dräger beigesteuerten handlungsbegleitenden musikalischen Untermalung und den per Luftballon „eingespielten“ Originaltönen aus dem Flaschengeist-Behältnis der gelungenen szenischen Lesung einen ganz besonderen Reiz. Genau das hebt ja die WLB-Reihe „Lesekiste“ weit über herkömmliche Kinderbuch- und Autorenlesungen hinaus und ist tatsächlich großes Theater im Kleinen.

Ein Buch der vor allem von ihrer Tintenwelt-Trilogie „Tintenherz“, „Tintenblut“ und „Tintentod“ bekannten Erfolgsautorin Cornelia Funke spannend und möglichst kindgerecht zu präsentieren, ist nicht leicht – zumal sicher einige der Kinder im Vortragssaal der Kirchheimer Stadtbücherei das Buch kannten und damit auch die von Kerstin Meyer gemalten Bilder schon im Kopf hatten.

An diesem Vormittag waren die Schülerinnen und Schüler aber dazu aufgerufen, sich einfach mit Emma und dem Flaschengeist gemeinsam auf den fliegenden Teppich zu setzen, sich auf ihre eigene Fantasie zu besinnen und im Übrigen den vielen kleinen, aber feinen Ideen der beiden Schauspieler zu vertrauen.

Gut war es schon einmal, die viel Fantasie erfordernde und vorwiegend im fernen Orient spielende Geschichte in eine ganz reale Rahmenhandlung einzubetten. Wieder einmal sucht einer ihrer Brüder bei Emma Schutz, weil er Angst vor den rauschenden Wellen hat. Während dieses Geräusch für sie „das schönste Schlaflied der Welt“ ist, hört es sich für ihre Brüder an, „wie das Brüllen eines Seeungeheuers.“ Um ihn zu beruhigen, erzählt Emma ihm – und den in die Stadtbücherei gekommenen Kindern – die Geschichte vom Blauen Dschinn, der in einer Flasche ans Ufer gespült und von Emmas Hündchen Tristan gefunden wurde.

Emma befreit den Flaschengeist namens „Karim der Bartlose“ aus seiner verzweifelten Lage und erfährt, dass er verzaubert und ins Meer geworfen wurde. Da der Bösewicht, der ihn von seiner gewohnt gigantischen Größe auf Däumling-Niveau hat schrumpfen lassen, ihm auch noch seinen Nasenring weggenommen hat, bevor er ihn in die Flasche steckte, kann sich Karim nicht einmal mit dem von Emma eigentlich als selbstverständlich angesehenen und auch eingeforderten Erfüllen von drei Wünschen bedanken.

Kurzerhand setzen sich Emma und ihr Hündchen Tristan zu ihm auf den fliegenden Teppich und hoffen, ihm dabei behilflich sein zu können, den Nasenring wiederzubekommen. Die Abenteuer, die die Drei dabei erleben, können alle, die die Aufführung verpasst haben, in Cornelia Funkes Buch selbst nachlesen, das sie bei der Stadtbücherei auch ausleihen können. Verraten darf man sicher, dass alles gut ausgeht und Emma sich zuletzt tatsächlich noch drei Dinge wünschen darf.

Beim Gastspiel der „WLB-Lesekiste“ in der Kirchheimer Stadtbücherei landet sie am Schluss wieder sicher in ihrem wieder hergestellten Bett. Ihr Bruder ist am Ende der abenteuerlichen Geschichte nicht mehr ganz so ängstlich wie zu Beginn der gelungenen Vorführung, dafür leidet er plötzlich unter einem sonderbaren Juckreiz . . .

Wo der herrührt und warum Tristan plötzlich ganz anders aussieht, kann ebenfalls bei Cornelia Funke nachgelesen werden, deren Bücher mit vielen Preisen ausgezeichnet und inzwischen in schon mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden.