Dettingen. „Heute ist ein besonderer Landfrauentag“, sagte Dr. Beate Krieg, Geschäftsführerin des Landesfrauenverbandes Württemberg-Baden, und zielte damit auf die Verabschiedung der langjährigen Kreisvorsitzenden Doris Bopp ab. „Bei den Landfrauen ist richtig was los. Sie sind eine Stimme für die Frauen vom Land“, so Matthias Berg, erster Landesbeamter des Landkreises Esslingen. „Die Landfrauen vereinen Tradition und Moderne wie kaum jemand anderes.“ Die Basis der Landfrauenarbeit bilden dabei die Ortsvereine, betonte Doris Bopp. Ohne deren Mithilfe seien viele Veranstaltungen des Landfrauenverbandes nicht möglich.
Die Dettinger Landfrauen, Gastgeberinnen des Landfrauentages, feiern in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand jedoch die Verabschiedung von Doris Bopp. Sie erhielt viel lobende Worte und die Ehrenurkunde des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden. Im Jahr 1999 wurde sie in Dettingen in ihr Amt eingeführt. 13 Jahre lang war sie Kreisvorsitzende.
„Sie brachte immer vollen Einsatz und gute Ideen. Niveauvolle Bildungsarbeit zählte immer zu ihrem Anspruch“, so Beate Krieg. Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann sprach von einer „beeindruckenden Ehrenamtsleistung“. Doris Bopp sei ein Vorbild für das Ehrenamt. Dem schloss sich Matthias Berg an: „Sie war stets eine sichere Bank. Man konnte sich immer auf sie verlassen.“
Nachfolgerin Monika Deyle erinnerte an eines der Hauptprojekte von Doris Bopp: den Ausbau des Dettinger Bahnhofs zum Vereinsraum. Außerdem umfasst die Vita von Doris Bopp 31 Jahre Landfrauenarbeit, darunter sieben Landfrauentage, 18 Bezirksveranstaltungen und zwei Kreiserntedankfeste. „Ihr war der Aufbau von Netzwerken wichtig“, so Monika Deyle. Doris Bopp selbst sprach vom Ende eines Lebensabschnitts: „Mir ist es immer wichtig gewesen, junge Frauen für die Landfrauenarbeit zu begeistern und den Verein zukunftsfähig zu machen.“ Es sei eine schöne Zeit gewesen und die Arbeit habe sie immer gerne gemacht.
Das Leitthema des Landfrauentages lautete „Leben ist mehr wert – Unsere Nahrung wert-geschätzt?!“. „Das Thema Essen besitzt aufgrund der Lebensmittelskandale eine traurige Aktualität“, sagte Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger, die einen Vortrag mit dem Titel „Leib und Seel: vom guten Essen“ hielt. „Es muss ein Bewusstsein und eine Wertschätzung für das Essen aufgebaut werden. Darüber hinaus sind Nachhaltigkeit und Informationsarbeit zum Thema wichtig“, betonte Rainer Haußmann. „Die Hauswirtschaft ist vor allem in Zeiten der Lebensmittelskandale wichtig und muss besser gefördert werden“, ergänzte Doris Bopp. Wer kochen könne, habe mehr vom Leben. „Bis 1950 hat man noch gewusst, wo das Essen herkommt. Heute kennt man nur noch die Verpackung“, sagte Christel Köhle-Hezinger und verwies darauf, dass man wieder lernen müsse, gut zu essen.
„Man redet immer und überall vom Essen – Essen verbindet“, verdeutlichte die Referentin. Das Gedächtnis speichere, was man wann, wo und wie gegessen hat. „Vor allem das, was man liebt beziehungsweise hasst, bleibt im Bewusstsein“, so Christel Köhle-Hezinger. „Dass die Geschmäcker verschieden sind, weiß jedes Kind.“ Der Geschmack sei verlässlich, diene als Gefahrenabwehr und entstehe bereits in der frühen Kindheit. „Wenn die Mutter während der Schwangerschaft viel Karottensaft trinkt, mag das Kind ihn später auch. Geschmack wird, schon vor der Geburt, von der Umwelt geprägt.“
Des Weiteren verbinde man Geschmack mit Erinnerungen oder Ritualen, sagte Christel Köhle-Hezinger. „An Weihnachten stehen beispielsweise Stollen auf dem Speiseplan, an Ostern Schokohasen.“ Darüber hinaus sei Essen auch von Gewohnheit geprägt. „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht“, zitierte Christel Köhle-Hezinger ein bekanntes Sprichwort. Sie ging auch auf den Wandel der Bedeutung von Essen ein. „Früher war gutes Essen eintönig, fettig und habhaft. Heute verbindet man gutes Essen zum Beispiel damit, teuer essen zu gehen.“
Auf dem Programm stand auch die Übergabe der Zertifikate für die Teilnehmerinnen des Lehrgangs „Hauswirtschaftliche Familienbetreuerin“. 15 Frauen hatten den Weiterbildungslehrgang absolviert, um sich am Ende mit der Bezeichnung „Hauswirtschaftliche Familienbetreuerin“ schmücken zu können. Auf dem Lehrplan standen in 98 Unterrichtsstunden unter anderem die Themen Hauswirtschaft, Ernährung sowie Familien- und häusliche Pflege. Außerdem standen Praktika in Sozialeinrichtungen auf dem Programm. „Gerade mit Blick auf den demografischen Wandel ist dies ein wichtiges Arbeitsfeld für die Zukunft“, sagte Beate Krieg.
Für die musikalische Umrahmung des Nachmittags sorgte Dietmar Schulz am Klavier.