Die einstige Wirtin Maria Übelhack feiert ihren 90. Geburtstag
Von Hamburg zum Otto-Hoffmeister-Haus

Lenningen. Vom Fuße der Teck in die Hansestadt Hamburg und dann wieder zurück auf die Schopflocher Alb - so könnte auf geografischer
 Basis der Kurzlebenslauf von Maria Übelhack, die am Freitag ihren 90. Geburtstag feiert, formuliert werden. Das Leben einer ganzen Generation spiegelt sich in den Erzählungen der herzlichen Frau wider, die 20 Jahre lang als Wirtin die Seele des Otto-Hoffmeister-Hauses war und vielen Gästen bis heute in bester Erinnerung ist.

Zur Welt kam Maria Übelhack, geborene Kiedaisch, in Owen. Zwei Stunden ist sie älter als ihr Zwillingsbruder Ernst, insgesamt waren es drei Geschwister. „Ich hatte eine schöne Kindheit“, erzählt sie. Die war mit der Konfirmation 1933 zu Ende und ihr Pflichtjahr führte sie zu einer kinderreichen Familie, weshalb sie dort gleich drei Jahre blieb. Es folgte die Arbeit in der Papierfabrik Scheufelen, wo sie sich so gut zurechtfand, dass sie prompt beim Reichsberufswettkampf Gausiegerin wurde. „Das hat mein Leben verändert. Bei der Siegerehrung in Stuttgart wurde ich gefragt, ob ich nicht Landdienstführerin werden wolle“, erinnert sich Maria Übelhack. Zur Schulung musste sie nach Westpreußen reisen. „Zwei Tage dauerte die Fahrt. Ich, als Mädchen vom Land, musste über Berlin mit dem Zug fahren - das war schon aufregend“, meint sie lachend. Schnell wurde die 19-Jährige gebeten, dort in der Schule zu bleiben. Sie musste für 70 Landdienstfrauen und gleich viele Kinder kochen. „Später wurde daraus noch ein Notlazarett für halb

erfrorene Soldaten von der Ostfront“, so die Jubilarin.

Trotz aller Kriegswirren hat sie ihren Traummann gefunden. Der Dettinger lebte zwar in Hamburg, doch als er zu Besuch bei Verwandten in der Heimat war, lernten sie sich kennen und lieben. Willi Übelhack, Jahrgang 1915, war ab Kriegsbeginn Soldat. In seinem Osterurlaub 1942 feierten sie Verlobung. Er wurde schwer verwundet und so hoffte das Brautpaar, dass für Willi der Krieg zu Ende war - vergeblich. Nachdem Willi Übelhack zwei schwere Operationen überstanden hatte, heirateten die beiden im Dezember 1942 und nach nur wenigen Tagen wurde der frischgebackene Ehemann wieder eingezogen.

Zuvor schon hatte er seiner Verlobten davon abgeraten, den Umzug der Schule von Westpreußen ins Banat mitzumachen. Stattdessen empfahl er ihr, zu Verwandten nach Hamburg zu ziehen. „Ich war sofort in dieser schönen Stadt zu Hause“, erzählt sie. Als sich Maria Übelhack offiziell anmeldete, fiel den Beamten auf, dass sie - obwohl in gehobener Position beim Landdienst - kein Mitglied der Partei war, was sie nachholen sollte. Das kam für sie jedoch nicht infrage. „Ich bin lieber in den Kriegsdienst gegangen als in die Partei“, erzählt sie mit Nachdruck. Fortan schuftete sie in einer Radioröhrenfabrik - und überlebte alle Luftangriffe auf Hamburg.

Seinen Sohn Roland sah Willi Übelhack erst nach der Gefangenschaft 1946, als der Bub schon ein Jahr alt war. Der Vater fand wieder Arbeit in einem Schlachthof in Hamburg und eines Tages musste sich das Ehepaar - Tochter Britta war zwischenzeitlich geboren - spontan entscheiden, eine Metzgerei zu übernehmen. Nach einigen Jahren machte Willi Übelhack die Kriegsverletzung Probleme und so kauften sie 1958 spontan das stark renovierungsbedürftige Otto-Hoffmeister-Haus.

Der Abschied von Hamburg fiel der ganzen Familie schwer. Für Britta war es ein Kulturschock, allein schon der Sprache wegen. Der Möbelwagen, in dem auch Pony Michel mitfuhr, rumpelte die geschotterte Ochsenwanger Steige hoch.

Maria Übelhack war von der ersten Stunde an Wirtin mit Leib und Seele, die die Hauptlast der Arbeit trug. „Ein Lokal muss man gerne führen. Morgens war ich die Erste und nachts eine der Letzten“, erinnert sie sich gerne zurück. Neben der Wirtschaft galt es auch, die Übernachtungsgäste zufriedenzustellen. Die schätzten die Vollpension und die herzliche Chefin des Hauses. Stammgäste aus der gesamten Bundesrepublik, die auf der rauen Alb regelmäßig ihre Ferien verbrachten, sprechen für sich - und am Stammtisch sang Maria Übelhack gerne Lieder mit.

Heute lebt die Jubilarin in direkter Nachbarschaft zu ihrer Tochter in Schopfloch und genießt den wohlverdienten Ruhestand.