Vergangenes Jahr wurden im Landkreis 988 Personen eingebürgert – so viele wie seit sieben Jahren nicht mehr
Von Mauritius nach Bonlanden

Zur festlichen Einbürgerungsfeier im Landratsamt in Esslingen konnte Landrat Heinz Eininger 150 Gäste aus aller Welt sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft begrüßen. Eininger betonte vor allem die Bereicherung, die Deutschland dadurch erfahre.

Esslingen. „Bereichern Sie mit Ihren ganz unterschiedlichen Kulturen, Hintergründen und Herkünften die Vielfalt in Deutschland. Tragen Sie dazu bei, dass Deutschland ein offenes, gerechtes und freies Land ist, in dem Menschen von außerhalb willkommen sind“, bat Landrat Heiz Eininger die neu Eingebürgerten.

Die Leitende Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart, Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, Hilde Cost, bezeichnete in ihrer Festansprache die Einbürgerung als einen besonderen Brückenschlag. „Als Vertreterin der Wirtschaft sage ich klar: Wir brauchen Sie. Wir haben eine schrumpfende Bevölkerung, wir brauchen Arbeitskräfte und wir brauchen die Gemeinschaft mit Ihnen“, erklärte Hilde Cost. „In den Unternehmen unserer Region arbeiten ganz selbstverständlich Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln zusammen. Umgang mit kultureller Vielfalt ist in Unternehmen gelebter Alltag und relativ konfliktarm“, so die Festrednerin. Der Umgang mit fremden Kulturen gehöre zum Tagesgeschäft der Unternehmen. Deshalb würden viele Unternehmer auf die Zusammenarbeit von heterogenen Teams, Männern und Frauen, Alt und Jung, Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen achten. „Wir wissen, wenn unterschiedliche Menschen zusammenarbeiten, ist die Reibung größer, aber das Ergebnis meistens besser“, so die IHK-Geschäftsführerin. Besonders unterstrich die Vertreterin der Wirtschaft, dass alle Verantwortung füreinander tragen und uns gegenseitig helfen müssen.

Die im vergangenen Jahr Eingebürgerten kommen aus 77 Ländern, aus Europa, Asien, Afrika und Südamerika. Ein besonderer Exot kam in diesem Jahr von der Urlaubsinsel Mauritius. Die größte Gruppe der in diesem Jahr Eingebürgerten kommt mit 258 Personen aus der Türkei, die zweitgrößte Gruppe aus Griechenland mit 146 Personen und an dritter Stelle folgt die Gruppe der Kosovaren mit 111 Personen. Stellvertretend für die Eingebürgerten sprachen die Brüder Rammen und Rimon Ibrahim. Ihre Geschichte in Deutschland begann vor 15 Jahren, als sie zusammen mit ihrer Mutter aus dem Irak nach Deutschland flüchteten. Der Grund war die Verfolgung der Christen im Irak und die Ermordung ihres Vaters. Ihre Mutter habe sofort gewusst, dass Deutschland ihre endgültige neue Heimat sein werde. „Durch das Streben nach Bildung und gesellschaftlichem Anschluss hat uns unsere Mutter bei der Jungschar im CVJM Denkendorf, bei der Musikschule und in anderen Vereinen angemeldet“, so Rimon. Wichtig war ihnen ihr christlicher Glaube. Im Irak getauft und in Denkendorf konfirmiert, fanden sie schnell Anschluss in der Gesellschaft. Über Hauptschule, Werkrealschule und Technisches Gymnasium erreichten die Brüder schließlich die Hochschulreife. Rimon macht derzeit eine Ausbildung zum Industriekaufmann, und Rammen studiert Luft- und Raumfahrttechnik.

„Wir sehen Deutschland als unsere Heimat, als das Land, wo wir unsere Zukunft aufbauen wollen“, so Rammen. Sie seien in zwei Kulturen aufgewachsen – auf der einen Seite die deutsche und auf der anderen die assyrische. „Beide Kulturen gehören zu unserer Persönlichkeit, prägen uns und sind uns wichtig“, so Rammen weiter. Rammen beendete seine Rede mit einem besonderen Dank: „Sie haben uns ein Leben in Sicherheit und Freiheit ermöglicht – wir versprechen, dass wir den Rest unseres Lebens dafür eintreten werden, diese Ideale zu verfolgen und weiter zu verbreiten.“

Abschließend forderte Landrat Heinz Eininger die neu Eingebürgerten auf, Einfluss auf politische Entscheidungen durch die Teilnahme an Wahlen und die Beteiligung an politischen Initiativen zu nehmen: „Bringen Sie Ihre Fähigkeiten, Ihre Tatkraft und Ihren Unternehmergeist ins Arbeitsleben ein, um zum wirtschaftlichen Erfolg und zu unserem Wohlstand beizutragen.“pm