Ostfildern. Ein gutes Jahr hat Leonie Dreizler noch bis zum Abitur. Da kommt es der 18-jährigen Altbacherin durchaus entgegen, dass sie mit den Drittliga-Handballerinnen des TV Nellingen zurzeit nur zwei Mal in der Woche trainiert. Andererseits muss sie auf ihren Sport im Gegensatz zu den meisten anderen nicht verzichten. „Im Moment ist es entspannter als vor Corona. Auch am Wochenende habe ich ja Zeit für die Schule, weil keine Spiele sind“, erklärt die Schülerin des Gymnasiums Plochingen.
Zuletzt aber kam Dreizler raus aus dem Trott. Eine ganze Woche lang. Sie war beim Lehrgang des U-19-Nationalteams in Großwallstadt. Zum ersten Mal trainierte sie da unter André Fuhr, der im Hauptberuf den Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund betreut und auch schon bei der TuS Metzingen war. „Ich war das gar nicht mehr gewohnt. Es war sehr intensiv, aber es hat richtig Spaß gemacht“, erzählt Dreizler. Zumal es auch noch zwei Spiele gab, gegen Österreich holte das DHB-Team zunächst einen 25:19- und einen Tag später einen 25:15-Sieg. Mit der gelernten Rückraumspielerin Dreizler am Kreis.
Umgewöhnen muss sich Dreizler demnächst auch, was ihr Vereinsteam betrifft: Nach zwei Jahren in Nellingen und zuvor zwei Jahren beim TSV Wolfschlugen wechselt sie im Sommer zum Zweitligisten TG Nürtingen. Leicht sei ihr die Entscheidung nicht gefallen, erzählt sie. Weil sie sich in Nellingen wohlfühle, weil sie in dieser Saison kaum Spiele mit dem Team gehabt habe und weil es in den wenigen Begegnungen gut gelaufen sei. „Aber ich habe für mich die Entscheidung getroffen, den nächsten Schritt zu machen und neue Erfahrungen zu sammeln“, sagt sie, was man als Begründung eines Wechsels häufig hört. Zudem habe ihr das Probetraining unter TG-Coach Simon Hablizel gefallen und die Stimmung im Team sei ähnlich gut wie in Nellingen. „Aber man trifft eine Entscheidung nicht einfach so.“
TVN-Trainerin Veronika Goldammer bedauert den Abschied der momentan einzigen Nellinger DHB-Auswahlspielerin. „Natürlich hätten wir sie gerne gehalten, aber wir unterstützen sie“, erklärt sie. „Das Potenzial, um Bundesliga zu spielen, ist definitiv da“, sagt die Trainerin. „Sie hat auch den nötigen Willen dazu.“ sip