EnBW und LUBW sanieren im Rahmen des Amphibienschutzprogramms den Tümpel im Schopflocher Torfmoor
Von niedlichen Pferdeegeln und süßen Kaulquappen

Um Grasfrosch, Erdkröte, Teichmolch und Co. vor dem Aussterben zu schützen, hat die EnBW gemeinsam mit der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) 2011 das Amphibienschutzprogramm „Impulse für die Vielfalt“ aus der Taufe gehoben. Ein Teil des Projekts, der sanierte Tümpel im Torfmoor, ist gestern der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Richard Umstadt

Lenningen. Die neunjährige Lisa aus der 4 b der Berkheimer Schillerschule schleppt eine kleine Plastikschale mit Kaulquappen an. „Die sind total süß“, ist das Mädchen begeistert. Neugierig betrachtet sie mit ihrer Freundin die Fangergebnisse der Klassenkameraden Marius und Swen, beide zehn Jahre alt. In der Schale der Jungs verändert ein kleiner Pferdeegel seine Körperform von dicklich rund in schlank und flach. „Oh, der ist aber mal niedlich“, findet Lisa. Die 19 Mädchen und Buben der Schillerschule wurden gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Barbara Krömer vom Schwäbischen Albverein und dem Naturschutzzent­rum Schopflocher Alb eingeladen, um mit Sieben, Schalen und Becherlupen die Artenvielfalt des Tümpels zu erkunden. Denn genau darum geht es: Die Artenvielfalt zu erhalten.

„Beispielhaft für 28 Projekte steht dafür die Sanierung des Torfmoortümpels“, sagt Petra Jantschik von der LUBW, zuständig für den 111-Arten-Korb. Gefördert durch das landesweite Amphibienschutzprogramm „Impulse für die Vielfalt“ von EnBW und LUBW rollte im Winter 2012/13 der Bagger an, um den Schlick aus dem verlandenden Tümpel zu befördern. „Im Herbst waren nur noch zwei bis drei Zentimeter Wasser da. Der Rest war Schlamm“, begründet Sonja Strobel vom Naturschutzzentrum Schopflocher Alb, die das Naturschutzgebiet Torfmoor betreut, die Maßnahme.

Jetzt ist der kleine See über dem großen alten Vulkanschlot wieder mit Wasser gefüllt, wunderbar begrünt, weist einen Durchmesser von 30 Metern auf und eine Tiefe von rund 1,50 Meter. Weil das Gewässer besonnt ist, eine geringe Wasserzirkulation besitzt und Flachzonen hat, fühlen sich hier Berg- und Teichmolch, aber auch Erdkröten und Grasfrösche besonders wohl.

Dass der sanierte Tümpel nicht nur für die Artenvielfalt wichtig ist, sondern auch noch einen weiteren Nutzen erfüllt, lässt sich vor Ort sofort feststellen, führt man eine Schulklasse an das Gewässer. Anschaulicher kann Umweltbildung und spannender kann Unterricht nicht sein. „Die Verknüpfung mit Bildung ist ideal“, hat Dieter Seiferling, zuständig für den Umweltschutz in der EnBW, erkannt. Rund 50 Schulklassen pro Jahr besuchen den idyllischen Ort auf der Schopflocher Alb.

Das Förderprogramm wurde 2011 von der EnBW und der LUBW initiiert. Es ist das erste und bislang einzige von einem Unternehmen ins Leben gerufene Förderprogramm des 111-Arten-Korbs, das eine ganze Artengruppe unterstützt. Der 111-Arten-Korb ist ein Baustein des Aktionsplans „Biologische Vielfalt“ des Landes Baden-Württemberg. Er enthält 111 Tier- und Pflanzenarten, für die das Land eine besondere Verantwortung übernehmen will. Dabei können sich Kommunen, Vereine, Kirchen, Schulen, Bürger und Unternehmen an Aktionen und Projekten für diese Arten beteiligen.

Weltweit geht laut Petra Jantschik, LUBW, die biologische Vielfalt alarmierend zurück. 1,75 Millionen Arten werden weltweit beschrieben. Täglich sterben 130 Arten aus. „Von den in Baden-Württemberg wild lebenden 50 000 Tier- und Pflanzenarten sind 30 bis 40 Prozent bedroht. Der Aktionsplan soll nachhaltig Arten und Natur schützen“, so Jantschik.

Wie die Amphibien im 76 Hektar großen Naturschutzgebiet Schopflocher Torfmoor. Davon gehören inzwischen über die Hälfte der Fläche dem Schwäbischen Albverein und der Torfmoor-Stiftung, informiert Reinhard Wolf, Vize-Präsdident des Schwäbischen Albvereins und Referatsleiter Naturschutz im Regierungspräsidium. „In den 1930er-Jahren hat der Albverein hier Grunderwerb getätigt, sonst gäbe es dieses Moor nicht mehr“, ist er sich sicher. 1942 wurde das Kleinod unter Naturschutz gestellt. 1968 erfuhr das Naturschutzgebiet auf Initiative des früheren Präsidenten der Torfmoor-Stiftung, Heinz Dangel, mit dem Bohlenweg die erste Besucherlenkungsmaßnahme in einem Schutzgebiet. Dadurch konnten Flora und Fauna unbehelligt wachsen und gedeihen.