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Wärme aus dem Boden und dem Wasser nutzen

Energie Dettingen ist gemeinsam mit Bissing und Owen früh in die kommunale Wärmeplanung eingestiegen.

Dettingen. Nicht, dass man in Dettingen besonders warme Füße bekäme. Aber in mehreren Hundert Metern Tiefe unter dem Gemeindegebiet sind tatsächlich die Temperaturen ungewöhnlich hoch. Das wirkt sich bis nahe an der Oberfläche aus. Diese „geothermische Anomalie“ ist schon länger bekannt, spielt aber für die kommunale Wärmeplanung eine besondere Rolle. Denn sie hat zur Folge, dass es hier besonders vorteilhaft sein kann, Erdwärme zu nutzen.

Jetzt gibt es „Leitplanken“

Vor einem Jahr ist Dettingen, zusammen mit den Nachbarkommunen Owen und Bissingen, freiwillig in die kommunale Wärmeplanung eingestiegen. Dazu verpflichtet sind bisher nur Städte ab 20 000 Einwohnern. Die drei Kommunen haben sich „im Konvoi“ nicht nur Fördergelder gesichert, sondern auch einen Wissensvorsprung. Während im Land generell eine große Verunsicherung herrsche, so Bürgermeister Rainer Haußmann, gibt es in Dettingen jetzt zumindest „Leitplanken“: Sie zeigen auf, was an welcher Stelle sinnvoll ist und was nicht. Darüber informierten die beteiligten Fachbüros ebök und GeoAlto am Montag­abend in der Schlossberghalle sowohl die Bürger als auch den Gemeinderat.

Erdwärme war nur einer der angesprochenen Punkte. Sie ist aufgrund der Untergrundtemperatur attraktiv, zudem eigne sich der Boden grundsätzlich für die Bohrungen, berichtete Geologe David Kuntz vom Büro GeoAlto in Rottenburg. Die höheren Temperaturen machen die Heizung effizienter und billiger, weil man weniger tief bohren muss. Neben der Erdwärmepumpe sind Grundwasserwärmepumpen eine Möglichkeit, ebenso Luftwärmepumpen. Letztere sind mit wenig Aufwand zu installieren, aber nach Aussage der Fachplaner am wenigsten effizient.

Und was bringt die Zukunft den Eigentümern von Öl- und Gasheizungen? Sie machen heute noch den Löwenanteil bei der Wärmeerzeugung in der Gemeinde aus. Doch Dettingen will sich bis 2040 von den fossilen Energien verabschieden, wie es auch die Landesregierung vorgibt. Gas könnte zwar durch Biogas oder grün erzeugten Wasserstoff ersetzt werden. Allerdings sehe man „kein lokales Potenzial, um nennenswert solche Gase zu erzeugen“, sagte Holger Zimmermann vom Büro ebök. Diese Brennstoffe sollten deshalb großen Anlagen in Gewerbe und Industrie vorbehalten bleiben, „wo es anders nicht geht“.

Damit bleiben für die Privaten die verschiedenen Varianten der Wärmepumpe oder aber der Anschluss an ein Wärmenetz. In Dettingen gibt es mit der Holzhackschnitzelanlage fürs Schul- und Sportgelände bereits ein solches Netz, zwei weitere bestehen auf privater Basis in der Sulzburg- und der Limburgstraße. Nahwärmenetze eignen sich besonders für verdichtete Quartiere, möglicherweise auch für den Ortskern – wenn sich Wärmequellen dafür finden. Eine Idee ist, Wärme aus dem Lauterkanal zu gewinnen. Das muss aber noch grundlegend geprüft werden. Im Neubaugebiet Guckenrain-Ost will die Gemeinde Wärme aus dem Abwasser nutzen, um rund 50 Prozent des Gebiets zu heizen oder auch zu kühlen.

Ob weitere Wärmenetze entstehen oder bestehende erweitert werden, ist vor allem eine Frage privater Initiative. Die Gemeinde bietet dafür Information und Beratung. Erste Anlaufstelle ist Klimamanager Martin Christ, der für alle möglichen Klima- und Energiefragen zur Verfügung steht.

Um die Klimaziele erreichen zu können, sind auch Gebäudesanierungen nötig. Damit geht es in Deutschland generell nur mühsam voran. Die Gemeinde Dettingen appelliert deshalb an Eigentümer, aktiv zu werden.

Zur Veranstaltung kamen gut 50 Zuhörer. Nur einer davon stellte eine Frage zu möglichen Fördermitteln. Die Ratsmitglieder hatten dagegen einige Fragen – sie werden im März noch einmal diskutieren, wenn der formale Beschluss der kommunalen Wärmeplanung auf der Tagesordnung steht. Und danach, kündigte Bürgermeister Haußmann an, gehe „die Arbeit erst richtig los“. Ab kommender Woche liegt der Entwurf zur kommunalen Wärmeplanung im Bürgerbüro aus und wird auf der Internetseite der Gemeinde veröffentlicht. Bis zum 18. Februar können Stellungnahmen abgegeben werden. Karin Ait Atmane