Wendlingen. Der Treffpunkt Stadtmitte platzte aus allen Nähten. Über 800 Bürger drängten sich auf Sitz- und Stehplätzen, um die öffentliche Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten zu verfolgen. 20 Minuten standen jedem zu zur Vorstellung der eigenen Person und der politischen Ziele, Fragerunde eingeschlossen.
Als erster trat Steffen Weigel ans Rednerpult. Der Kirchheimer Hauptamtsleiter und persönlicher Referent der Oberbürgermeisterin hat schon vor Beginn der Bewerbungsfrist sein Interesse an einer Kandidatur erklärt und zeigte sich „hoch motiviert, diese Stadt mit Ihnen gemeinsam zu gestalten“. Der 43-Jährige berief sich auf umfangreiche Erfahrungen in leitenden Positionen in städtischen Verwaltungen und als Dienstvorgesetzter von über 600 Mitarbeitern in Kirchheim. Weiter unterstrich er sein ehrenamtliches Engagement in vielen Facetten. So ist er beispielsweise seit vielen Jahren Mitglied im Zeltspektakelverein Wendlingen-Köngen. Dazu kam es über seine Frau, eine Wendlingerin. Mit ihr und dem gemeinsamen Sohn lebt Weigel derzeit in Notzingen.
Weigel ist Mitglied der SPD, versprach jedoch, „ein Bürgermeister für alle“ zu sein. Die Mitsprache der Bürgerschaft sei hierbei selbstverständlich. Transparente Entscheidungsprozesse und gemeinsame Lösungssuche bezeichnete er als wichtige Ziele. Weiter hob er Bildung und Betreuung als zentrales Anliegen hervor, aber auch die Stärkung des Wirtschaftsstandortes, die Stärkung der Infrastruktur, die Reduzierung des Verkehrslärm und andere wichtige Themen mehr. Aufbauen möchte der Kandidat im Falle seiner Wahl ein „für die Gesamtstadt identitätsstiftendes Stadtfest“ zusätzlich zum traditionellen Vinzenzifest. Er versprach, mit Kompetenz und Erfahrung und „mit einem großen Herz und Leidenschaft für diese Stadt“ zu agieren. Er komme nach Wendlingen „mit dem Blick von außen und dennoch mit einem persönlichen Bezug“.
Amtsinhaber Frank Ziegler, der als zweiter Redner ans Pult trat, nutzte die Chance, sich als „einziger wirklich freier und unabhängiger Bewerber“ zu profilieren, gehöre er doch keiner Partei an. Der 45-Jährige, der seit 2003 als Bürgermeister in Wendlingen im Amt ist, bezeichnete die vergangenen Jahre als sehr erfolgreich. So wurden bedeutende Bauprojekte beschlossen und verwirklicht – „und dies ohne einen einzigen Euro Kreditaufnahme“, wie der Kandidat stolz vermeldete. Unter den bedeutsamen Errungenschaften seiner ersten Amtszeit listete er viele Punkte auf, darunter den Einstieg in die Kleinkindbetreuung, den Bau des Sportparks und des Treffpunktes Stadtmitte, die Lärmaktionsplanung und Luftreinhaltung, aber auch die Einführung der „WendlingenCard“, die Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen mehr Teilhabe am sozialen Leben ermögliche.
Im Blick auf die Zukunft legte der verheiratete Bürgermeister den Schwerpunkt auf Investitionen in Bildung im weitesten Sinne. Dazu gehören einerseits bauliche Maßnahmen, andererseits auch Ideen wie zum Beispiel die Schaffung von Kinder- und Familienzentren, die junge Familien stärken sollen. Auch Vereinen, dem Thema Bauen, dem öffentlichen Personennahverkehr wie auch dem Straßenverkehr und der Wirtschaftsförderung räumte Ziegler Priorität ein. Die Liste künftiger Schwerpunkte fiel so lang aus, dass der Bürgermeister aufgrund der abgelaufenen Redezeit unterbrochen werden musste. Fragesteller kamen hier nicht mehr zu Wort, dem Redner blieb gerade noch Zeit, um erneute Unterstützung am Wahlsonntag zu werben.
Dritter Redner war Edgar Hemmerich, der zwölf Jahre Rathauserfahrung in die Waagschale warf und seit 2007 Bezirksvorsteher der Stuttgarter Bezirke Plieningen und Birkach ist. Er bescheinigte den Wendlingern, dass ihnen ihre Stadt ausgesprochen wichtig sei, wie er in den vergangenen sechs Tagen seit Abgabe seiner Bewerbung bereits in intensiven Gesprächen festgestellt habe. „Der Wunsch nach einem Wechsel ist sehr groß“, gab er unter Raunen aus dem Publikum seine Beobachtung preis. Der 49-Jährige, der drei Kinder hat und mit Familie in Hochdorf lebt, hat herausgefunden, „wo der Schuh drückt“ in Wendlingen: So sehe er ein großes Betätigungsfeld in Sachen Sicherheit und Sauberkeit. Um Wendlingen zur „Wohlfühlstadt“ zu machen, lud er alle für den heutigen Samstag zu einer Stadtputzete ein.
Hemmerich nannte fünf Themenbereiche, die er in Wendlingen als Bürgermeister besonders beackern wolle. So müsse unbedingt an Wendlingens Stärken gearbeitet und diese besser sichtbar gemacht werden. Weiter müsse die Stadtverwaltung professionell und engagiert geführt werden. Drittens gehe es darum, die Stadt selbstbewusster nach außen zu vertreten. Hier versprach der CDU-Mann, der ebenfalls „Bürgermeister für alle“ sein will, seine Gremienerfahrung einzubringen und auch eine Kandidatur für Kreistag und Regionalparlament als Bürgermeister anzustreben. Als viertes Ziel nannte Hemmerich, eine lebenswerte Stadt für alle Generationen zu gestalten. Abschließend gehe es darum, Bürgernähe zu leben und Vorbild zu sein. Dies sei mehr als Serviceorientierung – eben eine innere Haltung.