Kreis Esslingen. Der Angehörige eines Patienten hat sich in einer E-Mail an unsere Zeitung gewandt. Der Mann, der anonym bleiben möchte, beklagt den renovierungsbedürftigen Zustand des Gebäudes in der Stuttgarter Straße. Außerdem sei es in der Klinik nicht sauber: „Im Treppenhaus befindet sich extrem viel Staub, Dreck und es ist muffig“, schreibt er. Die Toiletten für die Besucher seien „ganz ok“, aber die für die Patienten „nicht besonders sauber“. „Der momentane Zustand ist nicht akzeptabel“, schließt der Angehörige.
Pflegedirektor Norbert Nadler muss dem E-Mail-Schreiber teilweise recht geben. Weil seit 2003 unsicher ist, wie es mit der Psychiatrie in Nürtingen weitergeht, sei nicht mehr in das Gebäude investiert worden – einmal abgesehen von Schönheitsreparaturen wie Malerarbeiten. „Deshalb ist die Psychiatrie in Nürtingen natürlich nicht so schön wie die in Plochingen“, sagt Nadler.
Auch jetzt ist noch unsicher, wo die Klinik künftig untergebracht wird. Das Ernst & Young-Klinikgutachten hat vorgeschlagen, den Großteil der Psychiatrie nach Plochingen zu verlegen. Eine Tagesklinik sowie die Abteilung für Suchtkranke sollen in Kirchheim ein Zuhause finden. Doch ein Beschluss der politischen Gremien liegt noch nicht vor. In Nürtingen kann die Psychiatrie jedenfalls nicht mehr lange bleiben. „Wir müssen da definitiv irgendwann raus“, sagt Norbert Nadler. Zwei oder drei Jahre würde der technische Zustand des Gebäudes noch ausreichen, aber ab dann müssten Millionen in Elektrik und Brandschutz investiert werden.
Nun will die Klinikleitung etwas an dem maroden Zustand ändern. „Bis entschieden ist, wie es weitergeht, dauert es einfach zu lange“, begründet Norbert Nadler diesen Schritt. „Wir wollen, dass unsere Patienten sich wohler fühlen.“ Neue Betten und Nachttische sind bereits bestellt, sie werden später einfach in die „neue“ Psychiatrie mitgenommen. Auch die Bäder, die in die Jahre gekommen sind, kommen in den Genuss von Schönheitsreparaturen. Die Maßnahmen sollen innerhalb des nächsten halben Jahres abgeschlossen sein. Größere Baustellen, wie die Technik, werden jedoch laut Nadler nicht in Angriff genommen, weil das Gebäude langfristig nicht mehr genutzt wird.
Dass in der Klinik nicht geputzt wird, wie von dem E-Mail-Schreiber beklagt, kann sich Norbert Nadler nicht vorstellen. Natürlich gebe es wie überall Zeiten, in denen es beispielsweise wegen Krankheit Personalengpässe gebe. „In den letzten zwei, drei Wochen war es bei uns extrem, da kann es natürlich sein, dass das ein oder andere Mal nicht optimal geputzt wurde“, sagt Nadler. Die Sanitärbereiche würden zwei Mal täglich gereinigt. Natürlich komme es vor, dass zwischendurch mal „was daneben“ gehe. Wenn der Patient das melde, werde das natürlich beseitigt. Vorwürfe über Schmutz erklärt sich der Pflegedirektor auch mit dem Alter des Gebäudes: „Wenn ein Gebäude älter ist, wirkt es immer dreckiger als ein neues Gebäude“.