Kirchheim. Die Kirchheimer Nachttaxis kosten nichts, wenn man bereits ein VVS-Ticket hat und nur bis zu einer Bushaltestelle in Laufnähe von zu Hause und nicht direkt vor die Haustür gefahren werden will. Hört sich in der Theorie gut an, besonders wenn man in Lindorf wohnt, fernab der S-Bahn. Also beschließe ich, den Selbstversuch zu wagen und das Anruf-Sammeltaxi (AST) zusammen mit einem Freund zu testen. Schön, dass nicht einer von uns mit Cola anstoßen muss!
Um kurz nach vier haben wir genug davon, uns zu Beats in Tinnitus fördernder Lautstärke zu bewegen und nehmen die 4.23-Uhr-S-Bahn von Stuttgart Stadtmitte nach Kirchheim. Vorschriftsmäßig rufe ich um 4.40 Uhr, also 30 Minuten, bevor wir in Kirchheim ankommen, beim AST an. Am Telefon kläre ich nochmals ab, wo genau es uns abholen wird: an der Schöllkopfstraße, direkt am Bahnhof.
Viele Taxis, aber kein Anruf-Sammel-Taxi
Um kurz nach fünf kommen wir im Kirchheim an. Taxis stehen bereits einige bereit; auch eines an der Schöllkopfstraße. Allerdings ist keins ein AST. Da wir unser Nachttaxi jedoch erst auf 5.10 Uhr bestellt haben, machen wir uns keine Sorgen. Wir stellen uns an die ausgemachte Haltestelle unserer Heimfahrgelegenheit und warten. Um 5.15 Uhr ist immer noch nirgends ein Auto mit einem AST-Schriftzug zu sehen, alle anderen Taxis sind weg und ich friere langsam aber sicher. Mein Ausgeh-Outfit würde ich bei der Kälte und zunehmendem Schneefall gern gegen einen Skioverall austauschen.
Als auch um 5.30 Uhr niemand kommt, um uns nach Lindorf zu fahren, können wir die Verspätung nicht mehr auf das Glatteis schieben und rufen bei der AST-Zentrale an. Diesmal meldet sich der Mann am Telefon gar nicht mehr mit „Anruf-Sammel-Taxi“, sondern mit dem Namen eines Kirchheimer Taxiunternehmens. Als ich frage, ob mein bestelltes AST noch kommt, meint er, dass eins zur ausgemachten Zeit am Bahnhof gestanden hat. Als ich das bestreite, werde ich darüber aufgeklärt, dass der Kollege, bei dem ich das Taxi bestellt habe, wohl vergessen hat, zu erwähnen, dass keines der mir bekannten Autos mit dem AST-Schriftzug, sondern ein ganz normales Taxi auf uns gewartet hat. Na super! Der Fahrer fragt, ob ich trotzdem vom Bahnhof abgeholt werden will? Er sei gerade auf dem Weg nach Oberlenningen und brauche mindestens noch 20 Minuten.
Da wir befürchten, dass 20 Minuten ausreichen könnten, um uns in Schneemenschen zu verwandeln, beschließen wir, vom Bahnhof nach Lindorf zu laufen. Kein Vergnügen um halb sechs Uhr morgens bei Glatteis, Schneefall und mit Schuhen ohne Profilsohle. Ein Nachttaxi wäre definitiv bequemer gewesen.